Bärbel Bas erinnert an den 9. November in der deutschen Geschichte
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hat zu Beginn der Plenarsitzung am Freitag, 8. November 2024, an die Ereignisse in der deutschen Geschichte erinnert, die mit dem Datum 9. November verbunden sind.
Mauerfall vor 35 Jahren
Am 9. November 1989 fiel die Mauer. „Ost- und Westdeutsche liegen sich in den Armen, feiern und können nicht glauben, was sich vor ihren Augen abspielt“, rief Bas die Bilder von vor 35 Jahren in Erinnerung. Im Mauer-Mahnmal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus des Bundestages, in dem sich Reste der Mauer finden, zeigt der Bundestag seit dem 5. November ein fotografisches Panorama der früheren Mauer.
Die Mauer sei von mutigen Ostdeutschen zum Einsturz gebracht worden, die im Herbst 1989 Woche für Woche auf die Straße gegangen und unter großem persönlichen Einsatz für Bürgerrechte, Freiheit und Demokratie demonstriert hätten. „Ohne den Mauerfall wäre die Wiedervereinigung nicht möglich gewesen“, sagte die Bundestagspräsidentin.
„Beeindruckende Leistung der Ostdeutschen“
Die Wiedervereinigung sei auch eine große parlamentarische Leistung der damaligen Bundestagsabgeordneten und der Abgeordneten der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR gewesen. In nur 180 Tagen hätten die Volkskammer-Abgeordneten 1990 den Weg zu Demokratie und Rechtsstaat geebnet und den Beitritt zur Bundesrepublik beschlossen. Die Ostdeutschen hätten mit der Friedlichen Revolution der Demokratie in ganz Deutschland einen großen Dienst erwiesen und damit auch der ganzen Welt ein Beispiel für eine friedliche Revolution gegeben, fügte Bas unter Beifall hinzu.
Den Glücksfall Wiedervereinigung hätten Ost- und Westdeutsche unterschiedlich erlebt, sagte Bas. Während für die meisten Westdeutschen der Alltag weitergegangen sei, sei der Umbruch für viele Ostdeutsche mit großen Härten verbunden gewesen: „Sie mussten sich ein neues Leben aufbauen. Das ist eine beeindruckende Leistung, die große Anerkennung verdient“, so die Präsidentin unter Beifall.
Moralischer Tiefpunkt 1938
Der 9. November stehe aber auch für den moralischen Tiefpunkt der deutschen Geschichte. 1938 hätten Synagogen gebrannt, jüdische Geschäfte seien geplündert, Wohnungen zerstört und Juden massenhaft verschleppt worden. „Hunderte kamen zu Tode“, sagte Bas.
Der Verantwortung, die aus der Shoah erwächst, sei man sich bewusst, besonders, da sich Judenhass in der Gesellschaft „in einem erschreckenden Ausmaß“ zeige, nicht nur in Deutschland: „Gerade erst heute Morgen sehen wir schockierende Bilder aus Amsterdam von unerträglicher Gewalt gegen israelische Fußballfans.“ Die Präsidentin erinnerte an den am 7. November vom Bundestag mit breiter Mehrheit verabschiedeten Antrag zum Schutz jüdischen Lebens: „Das ist ein Zeichen der Geschlossenheit und Entschlossenheit, auf das Jüdinnen und Juden in unserem Land gewartet haben.“
Scheidemann ruft 1918 die Republik aus
Schließlich habe der SPD-Politiker Philipp Scheidemann am 9. November 1918 von einem Balkon des Reichstagsgebäudes die Republik ausgerufen und gemahnt, dafür zu sorgen, dass die neue deutsche Republik nicht durch irgendetwas gefährdet wird.
Auch wenn die Republik nicht mehr neu sei, so die Bundestagspräsidentin, seien Scheidemanns mahnende Worte immer noch aktuell. Bärbel Bas: „Tragen wir Sorge für unsere Demokratie!“ (vom/08.11.2024)