Weiterentwicklung des öffentlichen Gesundheitsdienstes
Berlin: (hib/PK) Fachleute setzen sich für eine langfristige Stärkung und Weiterentwicklung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) ein. Die Experten äußerten sich am Mittwoch in einem Fachgespräch des Gesundheitsausschusses über Anforderungen an den ÖGD und neue Herausforderungen nach der Pandemie.
Gottfried Roller vom Landesgesundheitsamt in Baden-Württemberg erinnerte daran, wie bedeutsam der ÖGD in der Corona-Pandemie gewesen ist. Neue Herausforderungen ergäben sich aus dem Klimawandel, der demografischen Entwicklung, der Migration und der nötigen Digitalisierung. Der ÖGD werde künftig stärker koordinieren und steuern müssen und sollte dazu multiprofessionell und personell gut aufgestellt sein. Nötig sei eine regionalisierte und vernetzte Gesundheitsversorgung. Roller forderte eine Anschlussfinanzierung für den ÖGD-Pakt ab 2027 mit einer inhaltlichen Weiterentwicklung.
Auch Johannes Nießen vom Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes ging auf den 2020 zwischen Bund und Ländern vereinbarten ÖGD-Pakt ein, der 5.000 neu zu schaffende Stellen beinhaltet und vier Milliarden Euro Fördermittel seitens des Bundes bis 2026. Nießen sagte, der ÖGD brauche eine nachhaltige Digitalisierung und Modernisierung sowie attraktive Stellen auch für Ärzte. Der ÖGD-Pakt dürfe kein Strohfeuer sein. Er warb für den ÖGD und betonte, es mache Spaß, dort zu arbeiten.
Thomas Altgeld von der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen wies auf die unterschiedlich organisierten ÖGD hin. Es gebe nicht den einen ÖGD, sondern 16 landesgesetzliche Regelungen und eine unterschiedliche kommunale Ausstattung. Zu klären sei, welche Aufgaben im Rahmen der Daseinsvorsorge von Kommunen der ÖGD künftig haben solle und wie sich der ÖDG gerade für vulnerable Gruppen besser einsetzen könne. Altgeld beklagte zudem einen Mangel an verfügbaren Daten. Nötig seien aktuelle Daten, die in die Gesundheitsplanung mit einfließen sollten.
Dagmar Starke von der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf und Stefanie Joos vom Zentrum für öffentliches Gesundheitswesen und Versorgungsforschung in Tübingen sprachen sich für eine evidenzbasierte Arbeit im ÖGD aus. Joos forderte eine Stärkung der wissenschaftlichen Seite, eine systematische Vernetzung von Wissenschaft und ÖGD und eine verbesserte Prävention. Starke ging auf praktische Aufgaben im ÖGD ein und mahnte, der Klimawandel sei eine andauernde Krise. Sie forderte gezielte Hilfen etwa für Obdachlose. Der ÖGD-Pakt sollte ihrer Ansicht nach unbedingt fortgeführt werden, ansonsten würde die Arbeit des ÖGD zurückgeworfen.