Gehörlosen Sportverband beklagt fehlende Unterstützung
Berlin: (hib/HAU) Der Deutsche Gehörlosen Sportverband (DGSV) klagt über fehlende Unterstützung durch die Politik. In seiner Stellungnahme zur Sitzung des Sportausschusses am Mittwoch schreibt der DGSV, die Sicherung der Kommunikation, die nur durch die Deutsche Gebärdensprache erfolgen könne, werde „von den Regierungsverantwortlichen blockiert“. Auch bleibe man in der sportpolitischen Entwicklung seit längerer Zeit zurück, da die Anforderungen des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) an den Verband realitätsfern seien.
Mit Unterstützung einer Gebärdendolmetscherin wies Jan Eichler, Vizepräsident Kommunikation beim DGSV, während der Sitzung darauf hin, dass die Sicherung der Kommunikation Basis der politischen Teilhabe sei. Der vom DGSV neu eingestellte Sportdirektor, der gehörlos sei und die Gebärdensprache beherrsche, bekomme jedoch keine Arbeitsassistenz für die Gebärdensprache. „Dies alles wirft uns stark zurück. Wir stoßen täglich auf Barrieren“, sagte Eichler. Der DGSV habe derzeit fünf Mitarbeiter für 26 Fachsparten, so der Vizepräsident. Der Deutsche Behindertensportverband (DBS) hingegen habe derzeit 80 bis 90 Mitarbeiter. „Wir wollen gerne unsere Arbeit professionell erledigen, können das aber nicht, weil uns keine Chance gegeben wird“, sagte der DGSV-Vizepräsident.
Die Jahresplanung für die Leistungssportförderung umfasse 520.000 Euro, sagte Eichler und forderte einen Aufwuchs. Ansonsten müssten viele Sportarten gestrichen werden, was ein Armutszeugnis sei. Er machte zudem deutlich, dass Dolmetscherkosten für Sportveranstaltungen derzeit aus dem Budget des DGSV gedeckt werden müssten.
Die Finanzierung der Gebärdendolmetscher stellt laut Norbert Hensen, Vizepräsident Leistungssport beim DGSV, auch ein Hemmnis für die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dem DBS dar, die davon ausgehen würden, dass der DGSV die für die Kommunikation benötigten Dolmetscher „aus der eigenen Tasche bezahlt“. Dies sei für den ehrenamtlich wirkenden Vorstand nicht möglich.
Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, machte deutlich, dass sich die aus der von Deutschland ratifizierten UN-Behindertenrechtskonvention ergebenden Rechte nicht nur auf dem Papier vorhanden sein dürften, sondern auch bei den Menschen ankommen müssen. „Leider“ gebe es in Deutschland ein sehr zergliedertes System der Ansprüche auf den verschiedenen Ebenen. Dusel betonte, es reiche nicht aus, die Probleme zu beschreiben. „Wir brauchen Lösungen.“ Es sei augenfällig, dass die Leistungen der Gebärdensprachdolmetscher benötigt werden.
Das BMI sorge „auf Antrag des DGSV“ dafür, dass bei Besprechungen aber auch bei Telefonaten Gebärdendolmetscher zur Verfügung stehen, sagte Mahmut Özdemir, Parlamentarischer Staatssekretär im BMI. Seiner Einschätzung nach gibt es in der Praxis „keine grundlegenden Hemmnisse in der Kommunikation“ mit dem DGSV. Dem BMI, so Özdemir weiter, sei keine Bedarfserhebung bekannt, „in welchen Fallkonstellationen Gebärdendolmetscher speziell im Umfang und Kontext des Spitzen- und Leistungssports konkret notwendig sind“. Der vom DGSV genannte Bedarf in Höhe von jährlich 400.000 Euro sei bezogen auf den Spitzensport aus Sicht des Ministeriums nicht ausreichend nachvollziehbar dargestellt.