Nachhaltigkeitsforscher plädiert für Jahreswohlstandsbericht
Berlin: (hib/HAU) Für eine Weiterentwicklung des Jahreswirtschaftsberichts in Richtung eines Jahreswohlstandsberichts hat sich der Nachhaltigkeitsforscher Roland Zieschank vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung in Berlin während eines öffentlichen Fachgespräches am Mittwoch im Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung ausgesprochen. Der Wert von Ökosystemleistungen und biologischer Vielfalt im Sinne einer ehrlichen Rechnung müsse besser in nationale Berichte und Unternehmensbilanzen integriert werden - ebenso in den Jahreswirtschaftsbericht, sagte er. Wirtschaftlicher und sozialer Wohlstand hingen entscheidend von einer intakten, artenreichen Natur ab. Der wahre Wert des Naturvermögens und funktionierender Ökosysteme werde häufig unterschätzt - sowohl in der Bedeutung für den Einzelnen als auch in volkswirtschaftlichen Berechnungen und Unternehmensbilanzen.
Den Verlust von Biodiversität und Ökosystemleistungen sieht Zieschank als unterschätztes Risiko an. Der Bericht der Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES, Weltbiodiversitätsrat) von 2019 stelle fest, dass der Rückgang der biologischen Vielfalt den Fortschritt bei 80 Prozent der Nachhaltigkeitsziele (SDG) in Bezug auf Armut, Hunger, Gesundheit, Wasser, Städte, Klima, Ozeane und Land untergrabe.
Positiv bewertete er, dass der Jahreswirtschaftsbericht 2024 um die Sonderkapitel Wohlfahrtsmessung und gesellschaftlicher Fortschritt erweitert worden sei. In dem Bericht heißt es unter anderem: „Wohlfahrt zeichnet sich auch durch soziale Gerechtigkeit, Qualität der Bildung und Gesundheitsversorgung, Forschungs- und Innovationsfähigkeit, Geschlechtergerechtigkeit, generationengerechte Staatsfinanzen oder Fortschritte beim Klima- und Naturschutz aus. Trotz der Relevanz des Bruttoinlandsprodukts (BIP), die gerade in wirtschaftlich schwierigen Phasen deutlich wird, ist es wirtschaftspolitisch geboten, auch andere Indikatoren jenseits des BIP zu beachten.“