Beitrag des Sports für die Entwicklungszusammenarbeit
Berlin: (hib/HAU) Der Sport hat einen festen Platz in der Entwicklungszusammenarbeit. Das wurde während einer öffentlichen Sitzung des Sportausschusses am Mittwochnachmittag deutlich.
Seit 2012 nutze die deutsche Entwicklungszusammenarbeit den Ansatz „Sport für Entwicklung“ in 50 Partnerländern, um einen Beitrag zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDG) zu erreichen, sagte Luise Haunit von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) „Ungefähr zehn der 17 Nachhaltigkeitsziele werden durch Sport tatsächlich erreicht“, sagte sie.
Kinder und Jugendliche, insbesondere junge Frauen und Mädchen, seien von den globalen Herausforderungen besonders betroffen. „Sport für Entwicklung“ vermittle deshalb gezielt Kompetenzen, die sie für ein selbstbestimmtes Leben befähigen und ihre Resilienz unterstützen. Durch den Ansatz würden vor allem die Gleichstellung der Geschlechter, der gesellschaftliche Zusammenhalt sowie Bildungschancen und Beschäftigungsförderung junger Menschen gestärkt, so die GIZ-Vertreterin. Es gehe darum, ihre Startchancen ins Leben zu verbessern, ihnen Perspektiven aufzuzeigen, „sie aber auch in die Lage zu versetzen, ihre eigene Zukunft aktiv in die Hand zu nehmen und zu gestalten“.
Nach Aussage von Ralf Buckwitz, Vorstand Sportentwicklung beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), hat der Verband zwischen 1978 und 2020 jährliche Ausbildungskurse für Trainerrinnen und Trainer des globalen Südens angeboten. Grundlage dafür sei eine Förderung durch das Auswärtige Amt gewesen. Verfolgt worden sei dabei das inhaltliche Ziel, Multiplikatoren für den Breiten- und Freizeitsport zu gewinnen. Bei den Kursen sei es aber auch darum gegangen, ein positives Bild von Deutschland zu verbreiten. Während der Pandemie, so Buckwitz, sei die Trainerausbildung ausgesetzt und aufgrund „veränderter Rahmenbedingungen“ in der Folge nicht mehr aufgenommen worden.
Aktuell werde über die DLV-Online-Akademie Weiterbildung für die Alumni angeboten, sagte der Verbandsvertreter. Dabei handle es sich um spezielle Angebote mit sportartübergreifenden gesellschaftspolitischen Inhalten, aber auch um „leichtathletische Inhalte“ in Form von Weiterbildungen und Kongressen. „Wir wollen mit unseren Alumni in Kontakt bleiben und eine Austauschplattform anbieten“, sagte Buckwitz.
Einige konkrete Beispiele für Fifa-Entwicklungsprojekte weltweit nannte Heidi Beha, Entwicklungsleiterin Europa bei der Fifa. In Südsudans Hauptstadt Juba sei gerade ein Stadion nach Renovierung wiedereröffnet worden. Im Stadion der liberischen Hauptstadt Monrovia sei eine Flutlichtanlage installiert worden. Unterstützung gebe die Fifa auch bei Reisekosten für Länderspiele und internationale Wettbewerbe, aber auch für Hardware und Software - vom Mannschaftsbus bis zum neuen Internetauftritt des Verbands. Finanziert werde das Fifa Entwicklungsprogramm über die Einnahmen der Fußball WM. Etwa die Hälfte der eingenommenen Gelder werde dafür aufgewendet, sagte Beha.
Deutschland sei als Partner im Bereich „Fußball und Entwicklung“ international sehr hoch angesehen, so die Fifa-Vertreterin weiter. Das habe auch mit den großen sportlichen Erfolgen zu tun. Dieses „Fußball-Kapital“ für Kooperationen und Projekte zu nutzen, sei empfehlenswert, befand Beha.
In den letzten zwei Jahrzehnten habe der Einsatz von Sport in der Entwicklungszusammenarbeit stark zugenommen, konstatierte Karen Petry, stellvertretende Leiterin des Instituts für Europäische Sportentwicklung an der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS). Der im Kontext von „Sport für Entwicklung“ verwendete Ansatz nutze dabei die positiven Aspekte des Sports, um gesellschaftliche Ziele zu fördern. Der mittlerweile international etablierte Ansatz ziele ab auf die Förderung von Eigenschaften auf der Persönlichkeitsebene sowie auf die Unterstützung demokratischer und sozialer Prozesse in den Partnerländern der Entwicklungszusammenarbeit.
Petry plädierte für einen weiteren Aus- und Aufbau von nationalen und globalen Partnerschaften, da nur so die vielfältigen Ansätze und Erfolge langfristig weitere Wirkungen erzielen könnten. Zudem müsse für die Sichtbarkeit der Erfolge der durchgeführten Maßnahmen gesorgt werden. Wirkungsstudien von Sportprojekten in der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit würden nicht nur zum besseren Verständnis der Reichweite und erzielten Ergebnisse solcher Prozesse beitragen. Sie dienten auch einer Qualitätssicherung der Angebote, „was letztendlich die Legitimation des Sport für Entwicklung-Ansatzes fördert“, sagte die DSHS-Vertreterin.