Provisorische Tagungsstätten der Volkskammer
Der Deutsche Volksrat trat am 7. Oktober 1949 im Haus der Deutschen Wirtschaftskommission, dem ehemaligen Reichsluftfahrtministerium, zusammen und erklärte sich zur „Provisorischen Volkskammer der DDR“. Vier Tage später, am 11. Oktober 1949, versammelten sich die Volkskammerabgeordneten nochmals in diesem Gebäude und wählten gemeinsam mit den am 10. Oktober gewählten Abgeordneten der Länderkammern Wilhelm Pieck zum Präsidenten der DDR. Mit der Entscheidung, diesen Ort zum Versammlungsort der Volkskammer zu erklären, wurde ein politisches Signal gesetzt. Dort, wo während des Dritten Reiches politische Weichen für die Expansions- und Aggressionspolitik des nationalsozialistischen Deutschlands gestellt worden waren, sollte in Zukunft nur noch eine „sozialistische“ und damit bessere Geschichte geschrieben werden.
Das Langenbeck-Virchow-Haus
1950 zog die Volkskammer in das Langenbeck-Virchow-Haus in der Luisenstraße. Das Gebäude war 1915 als Vereins- und Versammlungshaus der Berliner Medizinischen Gesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie errichtet worden, die gemeinsam als Trägergesellschaft fungierten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges blieb es bis 1949 in Benutzung der sowjetischen Besatzungsbehörden, die erhebliche Umbaumaßnahmen vornehmen ließen. Große Teile der originalen Inneneinrichtung waren im Zuge der Kriegshandlungen vernichtet worden oder verlorengegangen. 1949 wurde das Gebäude auf fünf Jahre an die DDR verpachtet, 1953 erfolgte eine Eintragung in das Grundbuch als „Eigentum des Volkes, Rechtsträger Sekretariat der Volkskammer“. Allerdings lag hierfür keine Einwilligung von Seiten der Trägergesellschaft vor, die diese Eintragung als unrechtmäßig erachtete. Wilhelm Pieck wurde 1953 und 1957 in diesem Gebäude von der Volkskammer als Präsident der DDR bestätigt. Auch der Beschluss zur Gründung der Nationalen Volksarmee der DDR wurde am 18. Januar 1956 im Langenbeck-Virchow-Haus von der Volkskammer getroffen.
Die Kongresshalle am Alexanderplatz
Bis 1970 trat die Volkskammer im Langenbeck-Virchow-Haus zusammen, das jedoch in keiner Weise den Bedürfnissen des Parlaments genügte. So reichten die Sitzplätze nach der personellen Aufstockung der Volkskammer im Jahr 1963 von 400 auf 500 Abgeordnete und der Hinzuziehung der Nachfolgekandidaten in den Plenarbetrieb nicht mehr aus. Zudem klagten die Abgeordneten über die mangelhafte Belüftung der Räumlichkeiten.
Von 1970 an trat die Volkskammer in der Kongresshalle am Alexanderplatz zusammen. Zwischen 1961 und 1964 war unter Leitung des damaligen Chefarchitekten von Berlin, Hermann Henselmann, an der Stelle des ehemaligen Lehrervereinshauses eine Gebäudegruppe bestehend aus einem Hochhaus - dem Haus des Lehrers - und einem überkuppelten Flachbau entstanden. Die Kongresshalle bot in ihrem größten Saal Platz für 1000 Personen, weitere kleinere Säle und Versammlungsräume standen für die Arbeit der Fraktionen zur Verfügung.