Die Parteien in Weimar
Das Parteiensystem der Weimarer Republik wies trotz einiger Neugründungen eine beachtliche Kontinuität zum Kaiserreich auf. Die in der Arbeiterschaft verankerte Sozialdemokratische Partei Deutschland (SPD) war von 1919 bis 1932 stärkste politische Kraft. Sie stellte mehrere Reichskanzler und mit Friedrich Ebert von 1919 bis 1925 den ersten Reichspräsidenten. Allerdings befand sie sich häufig in der Opposition. Die Zentrumspartei (Zentrum) verstand sich als politische Interessenvertreterin der katholischen Bevölkerung. Sie stellte die Mehrzahl der Reichskanzler und war bis 1932 an allen Reichsregierungen beteiligt. Die linksliberale bürgerliche Deutsche Demokratische Partei (DDP) - ab 1930 Deutsche Staatspartei (DStP) - nahm großen Einfluss auf die Gestaltung der Weimarer Verfassung und war bis 1932 ebenfalls in den meisten Regierungen vertreten.
SPD, Zentrum und DDP bildeten in der verfassungsgebenden Nationalversammlung die sogenannte Weimarer Koalition, die im Juli 1919 mit ihrer Mehrheit die erste parlamentarisch-demokratische Verfassung Deutschlands verabschiedete. Erreichten die drei Parteien bei den Wahlen zur Nationalversammlung im Januar 1919 zusammen noch ca. 70 Prozent der Stimmen, so verloren sie schon bei der ersten Reichstagswahl im Juni 1920 für immer ihre parlamentarische Mehrheit. Mit Ausnahme mehrerer Großer Koalitionen regierten fortan in der Regel vom Parlament tolerierte bürgerliche Minderheitsregierungen. Insgesamt zeichneten sich alle Weimarer Reichsregierungen durch chronische Instabilität und kurze Dauer aus. Die Parteien waren zu stark ihren angestammten Milieus verhaftet und zeigten auch aufgrund begrenzter ökonomischer Verteilungsspielräume zu wenig Kompromissbereitschaft gegenüber anderen Parteien. An den meisten Reichsregierungen seit 1920 beteiligt war auch die der Republik zunächst skeptisch gegenüberstehende bürgerliche Deutsche Volkspartei (DVP). Auch die Bayerische Volkspartei (BVP), die sich 1918 vom Zentrum abgespalten hatte, war seit 1922 in vielen Reichsregierungen vertreten. Als folgenschwer für die Weimarer Republik und mitverantwortlich für den Aufstieg der NSDAP erwies sich der stetige Niedergang der liberalen Parteien DDP und DVP, die am Ende der Weimarer Republik nur noch Splitterparteien waren.
Zu den entschiedenen Gegnern der Republik gehörte die Deutsch-Nationale Volkspartei (DNVP). Als Repräsentantin des konservativ-monarchistischen Lagers bekämpfte sie das demokratische System von Beginn an. Das Gleiche galt für die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Sie strebte die Errichtung einer sozialistischen Rätediktatur nach sowjetischem Vorbild an. Der völkisch-rassistischen und antisemitischen Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) gelang Anfang der 1930er Jahre, begünstigt durch die Verunsicherung und soziale Verelendung großer Bevölkerungskreise im Rahmen der Weltwirtschaftkrise, der Aufstieg zur stärksten politischen Kraft im Parlament (1932); gleichwohl konnte sie keine parlamentarische Mehrheit erringen.