Kinderkommission

Seestern-Pauly: Wir brau­chen erstklassige Bil­dung ab frühestem Kindesalter

Matthias Seestern-Pauly (FDP)

Matthias Seestern-Pauly (FDP), Vorsitzender der Kinderkommission des Deutschen Bundestages (© Matthias Seestern-Pauly MdB)

„Jedes Kind soll das werden können, was es anstrebt“, sagt Matthias Seestern-Pauly (FDP), Vorsitzender der Kinderkommission des Deutschen Bundestages, zum internationalen Kindertag am 1. Juni 2024, und stellt die Forderung nach Chancengerechtigkeit für alle Kinder in den Mittelpunkt. „Dafür brauchen wir eine erstklassige Bildung, die schon im frühesten Kindesalter beginnt“, so der FDP-Abgeordnete. Im Interview spricht Seestern-Pauly darüber, was Politik und Gesellschaft für Kinder tun müssen, welchen Beitrag die Kinderkommission im Deutschen Bundestag dazu leistet und warum Kinderrechte im Grundgesetz verankert werden sollten. Das Interview im Wortlaut: 

Herr Seestern-Pauly, in Deutschland wird neben dem Weltkindertag am 20. September der 1. Juni als internationaler Kindertag begangen, zu beiden Tagen gibt es stets eine Fülle von Veranstaltungen. Die meisten Familien feiern einfach beides, die Kinder sind darüber glücklich. Wie halten Sie es?

Beide Tage stehen symbolisch für die Rechte aller Kinder weltweit. Beide Tage haben einen geschichtlichen Hintergrund. Daher finde ich es richtig, dass man besonders an diesen Tagen den Kindern eine Bühne bietet, um das Recht auf Bildung und Gewaltfreiheit weltweit jeden Tag im Jahr einzufordern. Auch von der Kinderkommission wird es natürlich ein Statement geben.

Sie haben zurzeit den Vorsitz der Kommission zur Wahrnehmung der Belange der Kinder, kurz Kinderkommission (Kiko) inne, der Stimme für Kinder im Deutschen Bundestag. Was ist Ihre Botschaft zum internationalen Kindertag 2024?

Mir ist es wichtig, dass Kinder von Anfang an ihre Persönlichkeit entwickeln und ihre Neugier sowie Kreativität entfalten können. Dafür brauchen wir eine erstklassige Bildung, die schon im frühesten Kindesalter beginnt. Es geht vor allem um Chancengerechtigkeit. Jedes Kind soll das werden können, was es anstrebt. Wichtig ist es deshalb, Rahmenbedingungen zu schaffen, die unter anderem die Familien stärken, die Förderung der frühkindlichen Bildung unterstützen sowie die medizinische Versorgung sicherstellen.

Kinderinteressen werden in der Politik an vielen Stellen systematisch ausgeblendet, sagt das Deutsche Kinderhilfswerk und Unicef fordert, dass die Politik ihre Prioritäten verstärkt auf Kinder ausrichten muss. Wie nimmt die Kinderkommission die Rechte der Kinder wahr?

Die Kinderkommission beschäftigt sich ständig in ihren Sitzungen mit den Rechten der Kinder. Sie versteht sich als Ansprechpartner für gesellschaftliche Interessen im Bereich der Kinderrechte. Durch öffentliche Sachverständigen-Anhörungen werden auch schriftliche Stellungnahmen verfasst, die konkrete Empfehlungen für die Umsetzung der Rechte und Belange von Kindern enthalten.

Was für Themen haben Sie sich für Ihre Vorsitzzeit vorgenommen?

Ich habe während meiner Vorsitzzeit die Möglichkeit, in einer Vielzahl von öffentlichen Sitzungen mit Experten aus Wissenschaft, Forschung und der Praxis über das Thema „Chancengerechtigkeit für alle Kinder sicherstellen“ zu sprechen. Schwerpunkt der Gespräche war und ist die Betrachtung der einzelnen Faktoren, welche über Bildungs- und Entwicklungschancen unserer Kinder entscheiden und wie wir diese weiter verbessern können.

Was brauchen Kinder in Deutschland 2024 am dringendsten?

Alle Kinder und Jugendliche müssen die Chance erhalten, ihren individuellen Weg zu gehen und sich persönlich entfalten zu können. Dies ist wichtig für jeden Einzelnen und für das Land. Von daher ist eine funktionierende Bildungslandschaft eminent wichtig.

Warum haben Sie persönlich sich entschieden, Politik für Kinder zu machen und an dieser Stelle, der Kiko, zu wirken?

Kinder sind unsere Zukunft! Daher finde ich es wichtig, dass wir als Politik, aber auch als Gesellschaft für die Rechte der Kinder eintreten und dafür sorgen, dass diese auch umgesetzt werden.

Sollten Kinderrechte im Grundgesetz verankert werden?

Wie auch im Koalitionsvertrag vereinbart, sollten die Kinderrechte im Grundgesetz verankert werden. Leider konnte bis jetzt noch keine interfraktionelle Einigung über die Änderungen erzielt werden. Neben dieser Forderung sollte man aber auch betonen, dass im Gegensatz zu anderen Ländern bereits sehr viel für die Rechte unserer Kinder in Deutschland gesetzlich geregelt ist. Es bleibt aber unsere Aufgabe, in Zukunft noch stärker darauf zu achten, dass die Rechte und Belange unserer Kinder bei zukünftigen Gesetzgebungsverfahren besonders berücksichtigt werden.

Werden es Kinder in Zukunft besser haben als heute?

Es muss der Anspruch und das Ziel von uns allen sein, die Grundlagen und Rahmenbedingungen so zu gestalten und weiterzuentwickeln, dass sie unseren Kindern bestmögliche Voraussetzungen bieten. So gestalten wir unsere Zukunft.

(ll/29.05.2024)

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