Antrag fordert Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland
Der Bundestag hat sich am Freitag, 21. April 2023, erstmals mit einem Antrag der CDU/CSU-Fraktion mit dem Titel „Wirtschaftsstandort Deutschland stärken, Wirtschaft unterstützen – Abbau überflüssiger und belastender Bürokratie“ (20/6408) befasst. Im Anschluss an die Aussprache überwiesen die Abgeordneten die Vorlage zur weiteren Beratung in den Wirtschaftsausschuss.
CDU/CSU: Immer mehr Auflagen führen zum Kollaps
Julia Klöckner (CDU/CSU) forderte, die Klagen aus der Wirtschaft über zu viel Bürokratie „ernst“ zu nehmen: „Es ist wie bei einer Schraube, an der man immer weiter dreht“, sagte Klöckner: „Nach fest kommt ab.“ Die Addition von immer mehr Auflagen führe in der Wirtschaft zu Kollaps und Überregulierung, koste Geld, Nerven und Personal und am Ende auch die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands.
Statt die Entbürokratisierung zur Chefsache zu erklären, habe die Bundesregierung diese zur Nebensache gemacht, kritisierte Klöckner. „Die Unternehmen brauchen jetzt spürbare Entlastungen, aber stattdessen werden die Regelungen immer komplexer.“
SPD verweist auf Umsetzung des Onlinezuganggesetzes
Sebastian Roloff (SPD) sagte, dass die Ampel eine Umfrage bei Wirtschaftsverbänden gemacht habe und 422 Vorschläge erhalten habe, was verbessert werden könne. „Diese Vorschläge sind jetzt sehr genau in der Prüfung“, so der Sozialdemokrat. Die Umfrage habe gezeigt, dass die Verbände besonders die Fragen rund um Genehmigungsverfahren umtrieben, gerade im Bereich der Bauwirtschaft. „Wir prüfen das und gehen von schnellen Erfolgen aus, das zu verbessern.“
Weiterhin werde gerade an der zügigen Umsetzung des Onlinezuganggesetzes gearbeitet und an der Verkürzung von Aufbewahrungsfristen. „Doch die Vorgaben sind auch dafür da, soziale und ökologische Standards zu sichern, weshalb nicht jede Regelung auch ein Übel ist“, schloss Roloff.
AfD: Deutschland ist Vize-Weltmeister bei Steuern und Abgaben
Enrico Komning (AfD) zitierte Wirtschaftsexperten, die den Wirtschaftsstandort Deutschland im Hintertreffen sehen. Dieser sei „so unattraktiv wie nie“, sagte Komning. Deutschland sei Vize-Weltmeister bei Steuern und Abgaben, „nur Belgien ist noch gieriger.“ In einem Ranking zur digitalen Infrastruktur liege Deutschland im weltweiten Vergleich auf Platz 51, sogar noch hinter dem ein oder anderen Entwicklungsland. „
Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist ein Trümmerhaufen und Sie tragen dafür die Verantwortung“, sagte Komning in Richtung der Ampelfraktionen und der CDU/CSU-Fraktion. Nun solle das ein Antrag zur Bürokratieentlastung richten: „Der enthält zwar viele gute Forderungen, aber die gehen einfach nicht weit genug“, so der AfD-Abgeordnete.
Grüne: Wer handelt, macht auch mal Fehler
Sandra Detzer (Bündnis 90/die Grünen) stimmte der Aussage der Unionsfraktion zu, dass Gesetze und Verordnung so schlank wie möglich sein sollten. Aber die nun monierte Langsamkeit in der Bearbeitung von Anträgen sei auf die Jahre der unionsgeführten Regierung zurückzuführen.
Mittlerweile sei es gelungen, die Planungszeit für Windkraftanlagen zu halbieren: „Es ist aber unbestritten, dass wir noch viel zu tun haben“, so Detzer im Plenum. Es zeige sich, dass viele Unternehmen dazu beitragen wollen, dass Hindernisse bei der Beschleunigung aus dem Weg geräumt werden. Auf dem Weg dahin mache die Regierung sicherlich nicht immer alles richtig: „Aber wer handelt, macht auch mal Fehler“, schloss die Grüne.
Linke moniert Abbau von Stellen in der Verwaltung
Christian Leye (Die Linke) kritisierte, dass die Unionsfraktion das Kernproblem gar nicht angesprochen habe: Statt sich das für die Verwaltung benötigte Geld über Steuern von den Superreichen zu holen, würde stattdessen bei denen gespart, die die Bürokratie erledigen sollen, es würden Stellen in der Verwaltung abgebaut.
„Bis 2030 werden eine Million Beschäftigte im öffentlichen Dienst fehlen“, so Leye. „Wer soll denn dann die Digitalisierung der Verwaltung umsetzen?“, fragte der Linke. Die Regierung solle sich endlich trauen, sich mit den Konzernen anzulegen: „Dann hätten Sie auch Geld für die Verwaltung“, sagte Leye.
FDP setzt auf Verbesserungsvorschläge der Verbände
Reinhard Houben (FDP) rechnete nach, wo die 6,7 Milliarden Euro an zusätzlichem Erfüllungsaufwand für die Wirtschaft, die die Unionsfraktion in ihrem Antrag kritisiert, geblieben sind: Allein 5,6 Milliarden gingen zurück auf die Lohnsteigerungen durch den Mindestlohn. „Das ist meiner Meinung nach keine direkte Bürokratiebelastung, sondern ein höherer Preis für eine Leistung, die in den Unternehmen erbracht worden ist.“
Auch Houben verwies auf die Verbesserungsvorschläge der Verbände, um die die Regierung gebeten hatte und bilanziert: „Wir werden diese umsetzen und damit mehr erreichen, als schlecht vorbereitete Anträge der Unionsfraktion.“
Antrag der CDU/CSU
Die CDU/CSU-Fraktion fordert die Bundesregierung dazu auf, „überflüssige und belastende Bürokratie rasch und spürbar abzubauen“. Die Abgeordneten wollen unter anderem, dass eine sogenannte Bürokratiebremse bei der Einstellung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Bundesverwaltung eingeführt wird. Diese soll bewirken, dass für jeden neuen Beschäftigten eine gleichwertige Stelle an anderer Stelle gestrichen werden muss.
Außerdem will die Unionsfraktion, dass im Bereich des Steuer- und Handelsrechts die Aufbewahrungsfristen für Unterlagen im Einklang mit zeitnahen Betriebsprüfungen deutlich verkürzt werden. Im Arbeits- und Sozialrecht soll die Minijob-Grenze von 520 auf 600 Euro angehoben und an die allgemeine Lohnentwicklung gekoppelt werden. „Überflüssige“ Dokumentationspflichten bei Minijobbern sollen abgeschafft werden. Für die allgemeine Wirtschaftspolitik fordern die Parlamentarier unter anderem eine „Gründerschutzzone“, die junge Unternehmen in den ersten beiden Jahren nach einer Gründung weitgehend von bürokratischen Vorschriften befreit. (emu/ste/21.04.2023)