Fraktionen stellen in allgemeiner Finanzdebatte Leitmotive zur Schau
Im Anschluss an die Einbringungsrede des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesminister der Finanzen, Dr. Florian Toncar (FDP), haben am Dienstag, 6. September 2022, in der Allgemeinen Finanzdebatte zum Bundeshaushalt 2023 (20/3100) Vertreterinnen und Vertreter der Koalitions- und Oppositionsfraktion ihre Leitmotive für die anstehenden Haushaltsberatungen zur Schau gestellt.
Im Einzelnen geht es dabei um die erste Lesung des Einzelplans 20 des Bundesrechnungshofes, des Einzelplans 32 der Bundesschuld und des Einzelplans 60 der Allgemeinen Finanzverwaltung. Die Beratung des Einzelplans 08 des Bundesministeriums der Finanzen, die ursprünglich auch für die Debatte vorgesehen war, wird gesondert am Donnerstag, 8. September, aufgerufen.
CDU/CSU lobt Einhaltung der Schuldenbremse
Für die Fraktion von CDU/CSU stellte Dr. Mathias Middelberg fest, dass der Haushaltsentwurf „sehr deutliche Kritik“ verdiene. Zu loben sei aber die Einhaltung der Schuldenbremse. Die Schuldenbremse einzuhalten, sei „sozial gerechte Politik“ und sei am besten, um die Inflation zu bekämpfen, sagte der Abgeordnete.
Eine dramatische Situation bescheinigte Middelberg dem Bereich der Sozialversicherung. Das System drohe zusammenzubrechen, dafür habe die Koalition „null vorgesorgt“. Auch das jüngst beschlossene Entlastungspaket III der Bundesregierung kritisierte der Christdemokrat als unzureichend.
SPD wirbt für einen starken Staat
Für die SPD-Fraktion warb Dennis Rohde für einen starken Staat. Schon während der Finanz- und Wirtschaftskrise sowie während der Corona-Pandemie habe der Staat das Heft des Handels in die Hand genommen. „Wir brauchen jetzt wieder einen starken Staat, der die Bürgerinnen und Bürger nicht allein lässt. Nur gemeinsam kommen wir durch die Krise“, sagte der Sozialdemokrat mit Verweis auf Inflation und steigende Energiepreise.
Er lobte die Beschlüsse des Entlastungspaketes. „Das alles wird Geld kosten“, betonte Rohe. Aber jetzt nicht zu handeln, würde dem Staat sowie den Bürgerinnen und Bürger später mehr kosten.
AfD kritisiert verfehlte Energiepolitik
Für die AfD-Fraktion forderte Peter Boehringer (AfD) die Bundesregierung zum Rücktritt auf. Insbesondere die Energiepolitik führe zu „Masseninsolvenzen und Verarmung“. Daran trage auch die Union Mitschuld, führte Boehringer aus.
Der Abgeordnete bezweifelte, dass es der Regierung gelingen werde, tatsächlich die Schuldenbremse einzuhalten. Für die mögliche Begründung einer Ausnahme von der Schuldenregel, ein Energienotstand, trage die Regierung durch eine „irre Energie- und Geopolitik“ selbst Verantwortung.
Grüne sehen schwierige Haushaltsberatungen voraus
Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen kündigte Sven-Christian Kindler „die schwierigsten Haushaltsberatungen seit Jahrzehnten“ an. Verschiedene Krisen – der russische Überfall auf die Ukraine bis hin zur Dürre in Europa – überlagerten sich und hätten „massive Auswirkungen“ auf Gesellschaft, Bürgerinnen und Bürger und den Haushalt.
Das beschlossene Entlastungspaket sei ein „guter Kompromiss, der in die richtige Richtung geht“. Wie auch andere Redner der Koalition forderte er die Länder auf, ihren Teil beizutragen.
Linke verlangt eine Übergewinnsteuer
Für die Fraktion Die Linke warf Dr. Gesine Lötzsch der Regierung vor, dass der Haushaltsentwurf schlecht sei für alle Menschen, „die jeden Cent umdrehen müssen. Sie werden mit Almosen abgespeist“.
Die Linken-Abgeordnete forderte unter anderem eine Kürzung bei den Verteidigungsausgaben. Zudem verlangte sie eine Übergewinnsteuer. „Damit ließen sich Gas, Strom und Mieten deckeln. Das wäre der richtige Weg“, sagte Lötzsch.
FDP betont Einhaltung der Schuldenbremse
Für die FDP-Fraktion hob Otto Fricke hervor, dass es trotz großer Skepsis gelungen sei, einen Haushaltsentwurf vorzulegen, mit dem die Schuldenbremse eingehalten wird.
Der Union warf Fricke vor, Probleme wie die Rente nur zu benennen, aber keine durchgerechneten Alternativvorschläge vorzulegen, sowie einerseits von Seiten der Haushaltspolitiker Kürzungen zu verlangen, andererseits von Seiten der Fachpolitiker Mehrausgaben. „Da lobe ich mir die Ehrlichkeit der Linken an der Stelle“, meinte Fricke.
Bundesrechnungshof und Bundesschuld
Der Bundesrechnungshof kann mit 186,96 Millionen Euro rechnen (2022: 172,91 Millionen Euro). Die Einnahmen sollen allerdings von 2,22 Millionen Euro auf 360.000 Euro zurückgehen.
Die Ausgaben des Einzelplans der Bundesschuld umfassen laut Regierungsentwurf 31,89 Milliarden Euro gegenüber 18,46 Milliarden Euro in diesem Jahr. Dem stehen Einnahmen von 18,73 Milliarden Euro gegenüber (2022: 140,63 Milliarden Euro). Kernbereich des Einzelplans ist einerseits die Kreditaufnahme und andererseits der Schuldendienst des Bundes. Deutlich sinken sollen die Einnahmen aus Krediten, die am Kreditmarkt aufgenommen werden. Statt 138,94 Milliarden Euro in diesem Jahr sind für 2023 nur 17,25 Milliarden Euro veranschlagt. Für den Schuldendienst sind hingegen 29,64 Milliarden Euro vorgesehen gegenüber 16,33 Milliarden Euro in diesem Jahr. Die Ausgaben für Bürgschaften, Garantien und sonstige Gewährleistungen summieren sich im Entwurf auf 2,25 Milliarden Euro (2022: 2,13 Milliarden Euro).
Allgemeine Finanzverwaltung
Stark rückläufig sind die Ausgaben im Einzelplan der Allgemeinen Finanzverwaltung. Statt 57,29 Milliarden Euro wie 2022 sind im nächsten Jahr nur noch 35,82 Milliarden Euro eingestellt. Dagegen sollen die Einnahmen von 339,39 Milliarden Euro in diesem Jahr auf 409,86 Milliarden Euro steigen. Davon sollen 362,27 Milliarden Euro auf Steuern und steuerähnliche Abgaben entfallen (2022: 328,44 Milliarden Euro).
Etwa gleich hoch sind die Einnahmen, die aus der Lohnsteuer und aus der Umsatzsteuer erwartet werden: bei der Lohnsteuer sind es 107,16 Milliarden Euro (2022: 100,34 Milliarden Euro), bei der Umsatzsteuer 107,34 Milliarden Euro (2022: 99,66 Milliarden Euro). Die Eigenmittel der EU werden im Einzelplan mit 40,32 Milliarden Euro ausgewiesen (2022: 40,16 Milliarden Euro). (scr/vom/06.09.2022)