70 Jahre Luxemburger Abkommen zwischen Deutschland, Israel und der Jewish Claims Conference
Versuch einer Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts
Eine Ausstellung des Bundesministeriums der Finanzen und der Claims Conference unter Mitwirkung des Knesset-Museums des israelischen Parlaments
7. September bis 5. Oktober 2022
Die Shoah gilt als das größte Menschheitsverbrechen und bildet das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte. Der Versuch der Nationalsozialisten und ihrer Verbündeten, die Juden zu vernichten, führte zu fast sechs Millionen Morden, zu Raub und Terror und zu unendlichem Leid.
Das Ende der Verfolgungen bedeutete jedoch nicht das Ende der Not: Unzählige Menschen mussten inmitten des durch Krieg und Verheerung zerstörten Europas ein neues Leben beginnen. Hunderttausende hatten nichts mehr als ihr oftmals versehrtes Leben und konnten oder wollten nicht wieder in ihre Heimat zurück.
Nur sieben Jahre nach dem Ende des Holocaust setzten sich die Bundesrepublik Deutschland, der Staat Israel und die Conference on Jewish Material Claims Against Germany zusammen und verhandelten das Unmögliche. Nach zähem Ringen schlossen diese drei Parteien, die es so vor dem Krieg nicht gab, im September 1952 in Luxemburg ein Abkommen, das historisch ein Meilenstein war. Es war der Beginn, sich der Herausforderung zu stellen, den Nöten der überlebenden Menschen zu begegnen und sie abzumildern. Wie konnten die drei Parteien das schaffen? Wie ist die Entwicklung seitdem verlaufen?
Die Ausstellung zeigt auf neun großen, von innen beleuchteten Ausstellungswürfeln die Geschichte jüdischer materieller Ansprüche nach der Shoah sowie die deutschen Bemühungen, Verantwortung für die Verbrechen im Nationalsozialismus zu übernehmen. Mit Bildern, Texten und Grafiken wird veranschaulicht, wie sich diese wichtige Aufgabe in den letzten 70 Jahren entwickelte, welche Veränderungen und Verbesserungen es gab und was für die Zukunft geplant ist. Die Betroffenen, die Überlebenden des Holocaust, sind dabei stets Mittelpunkt der Ausstellung. Über allem stehen die vielfältigen Aspekte und Perspektiven dieser über Jahrzehnte immer wieder neu und weiter gemeinsam verhandelten und beschlossenen Bemühungen um das gleiche Ziel. Die Ausstellung macht deutlich: Zwar können die Verbrechen der Nationalsozialisten nicht „wiedergutgemacht“ werden, die Bemühungen zum Wohle der Opfer aber dürfen nicht enden.
Eröffnung
Die Ausstellung wurde am 6. September 2022 durch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas eröffnet. Der Eröffnungsansprache der Bundestagspräsidentin folgten Grußworte von Prof. Dr. Luise Hölscher, Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium, Herrn Greg Schneider, Executive Vice President der Jewish Claims Conference und Herrn Dr. Moshe Fuksman-Shal, Direktor des Knesset-Museums. Im Anschluss daran fand ein moderierter Dialog zwischen der Auschwitzüberlebenden Eva Szepesi, die auch in der Ausstellung porträtiert ist, und ihrer Enkeltochter Celina Schwarz statt. Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnungsveranstaltung durch die Stücke „Wird es Nacht im Camp de Gurs“ von Leonhard K. Märker und „Ich wandre durch Theresienstadt“ von Ilse Weber aus der Sammlung „Les Mélodies de la Shoah“, vorgetragen durch die französischen Musikerinnen Mélina Burlaud (Piano) und Claire Beaudouin (Gesang).
Nach seiner Rede im Plenum am Vormittag des 6. September 2022 und vor seiner anschließenden Weiterfahrt in die Gedenkstätte Bergen-Belsen besuchte auch der israelischen Staatspräsidenten Isaac Herzog zusammen mit Bundestagspräsidentin Bärbel Bas die Ausstellung vor der Eröffnung und traf bei der Gelegenheit auch die Auschwitz-Überlebende Eva Szepesi.