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Frank Gürntke arbeitet als Bürosachbearbeiter im Justitiariat

Ein Mann steht mit einem Blindenstock vor einer Sichtbetonwand.

Frank Gürntke begleitet unter anderem die Einführung der elektronischen Akte (eAkte). (© DBT/Janine Schmitz/photothek)

Stellen Sie sich doch bitte kurz vor...

Mein Name ist Frank Gürntke, ich bin verheiratet und habe drei Kinder. Ich bin seit April 2002 im Justitiariat (Referat ZR 2) tätig. Von September 1999 bis Februar 2002 habe ich im Land Berlin den Vorbereitungsdienst mittleren nichttechnischen Verwaltungsdienst absolviert. Bis 2012 habe ich im Justitiariat Vergabeverfahren durchgeführt, bevor dieser Aufgabenbereich ausgegliedert wurde. Mein Aufgabenbereich als Bürosachbearbeiter umfasst die Betreuung von Klage-, Schadensersatz-, Regress- und Ordnungswidrigkeitsverfahren sowie die Verwaltung von Miet- und Leihverträgen. Historisch gewachsen ist der Bereich der gastronomischen Versorgung der Liegenschaften des Deutschen Bundestages im Justitiariat angesiedelt. Dieser Bereich umfasst seit Beginn an einen Teil meiner Aufgaben und ist durch die aktuelle Neuvergabe der Leistung wieder im besonderen Fokus.

Ich habe eine körperliche Behinderung „Retinitis Pigmenthosa“. Das ist ein genetischer Defekt an den Augen. Die Arbeit in der Bundestagsverwaltung konnte ich zu Beginn noch mit einem Rest-Sehvermögen ohne Hilfsmittel erledigen. In den vergangenen 20 Jahren bin ich nun vollständig erblindet und die Verwaltung hat in Zusammenarbeit mit der Vertrauensperson für schwerbehinderte Menschen stetig, durch die Beschaffung neuer technischer Hilfsmittel, die behinderungsbedingten Einschränkungen nach meinen Ansprüchen ausgeglichen. Dadurch bin ich bis heute arbeitsfähig geblieben und in der Lage, die mir gestellten Aufgaben selbstständig zu bewältigen. Für diese großartige Unterstützung bin ich täglich dankbar.

Was gefällt Ihnen an der Bundestagsverwaltung besonders gut?

Auf jeden Fall die moderne Ausstattung und die Unterstützung durch die Interessensvertretung. Dadurch wurde die Integrationsvereinbarung in den vergangenen Jahren konstruktiv weiterentwickelt und die Beschaffung von Hilfsmitteln für Menschen mit Behinderung durch die Bundestagsverwaltung selbst festgeschrieben. Das ermöglicht mir, meine Hilfsmittel zeitnah und zielgenau zu beschaffen. Darüber hinaus ist das flexible und mobile Arbeitszeitmodell für mich als Familienvater ein Gewinn und ermöglicht es mir, alles besser unter einen Hut zu bekommen.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?

Ich beginne um neun Uhr mit der täglichen Vorlage der Akten auf Widervorlage. Anschließend arbeite ich die Arbeitsaufträge der Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter, Referentinnen und Referenten ab. Nach der Dokumentenablage bereite ich die zweite Arbeitshälfte vor, welche ich dann im Homeoffice erledige. Um 13 Uhr verlasse ich das Dienstgebäude und fahre nach Hause, um dann im Homeoffice weiterzuarbeiten.

Welches war Ihr letztes besonderes Projekt?

Zurzeit unterstütze ich die Kolleginnen und Kollegen bei der Erstellung der Vergabeunterlagen für die Ausschreibung sämtlicher gastronomischen Leistungen. Im kommenden Jahr werde ich die Einführung der eAkte in der Verwaltung im Hinblick auf die Barrierefreiheit der Anwendung begleiten. Dieses ist mir ein besonderes Anliegen, da dies meine zukünftige Arbeit maßgeblich beeinflussen wird. Ich finde es gut, daran aktiv mitzuwirken.

Worin finden Sie einen Ausgleich zum Berufsalltag?

Ich habe mich bewusst gegen eine weitere berufliche Karriere entschieden, da mir mein Aufgaben- und Verantwortungsbereich völlig ausreicht. Mehr Verantwortung trage ich dafür in meiner Familie, welche mir alles bedeutet. Da die Kinder aber nun immer älter werden und teilweise schon aus dem Haus sind, habe ich noch ein Ehrenamt im Vorstand des Schulfördervereins an der Schule meiner Kinder übernommen. Das ist zwar auch fast wie Verwaltung, nur mit viel weniger Bürokratie, und es ist ein schönes Gefühl, direkt vor Ort etwas zu bewirken.

Ihre größte Stärke…

...mein Gedächtnis. Ich kann Sachverhalte schnell erfassen und merken. Ich kann strukturiert und organisiert arbeiten. Dies ist eine Auswirkung meiner Behinderung, welche mir einen Vorteil verschafft.

Sie sind Spezialist für…

Wenn Frodo der Herr der Ringe ist, bin ich der Herr der Akten im Justitiariat.

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