Antrag der Union zur Stärkung der Fusionsforschung abgelehnt
Berlin: (hib/CHA) Der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung hat in seiner Sitzung am Mittwoch einen Antrag (20/6907) der CDU/CSU-Fraktion mit dem Titel „Stärkung der Fusionsforschung auf Weltklasseniveau“ abgelehnt. Neben der antragstellenden Fraktion stimmte die AfD-Fraktion für den Vorstoß der Union. Die Fraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP sowie die Linksfraktion lehnten den Antrag ab.
Die Unionsabgeordneten hatten darin von der Bundesregierung ein klares Bekenntnis zur Fusionsenergie gefordert, um die Energiewende voranzutreiben und das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Zudem sollte die Bundesregierung den Bau von zwei Fusionsreaktoren mit konkurrierender Technik beauftragen.
Prognosen zufolge werde der Strombedarf in der Bundesrepublik bis zum Jahr 2050 auf das Zwei- bis Dreifache im Vergleich zum Jahr 2020 ansteigen, schreiben die Antragsteller. Gemessen an diesem zusätzlichen Energiebedarf könne die Fusionstechnologie zum „Gamechanger“ werden, da sie große Mengen Strom erzeugen könne und mit ihr gleichzeitig keine „direkten CO2-Emissionen, kein Langzeit-radioaktiver Müll und kein Explosionsrisiko“ einhergehen würde.
Thomas Jarzombek (CDU) warb im Ausschuss für ein klares Bekenntnis zur Fusionstechnologie. Ein solches Bekenntnis bedeute nicht automatisch eine Abkehr von den erneuerbaren Energien. Damit Fusionstechnologien jedoch in Deutschland entstehen könnten, brauche es einen regulatorischen Rahmen. Momentan sei unklar, ob „die großen Auflagen für Atomspaltungskraftwerke“ auch für Fusionskraftwerke gelten würden.
Holger Mann (SPD) stimmte der Notwendigkeit eines regulatorischen Rahmens für Fusionstechnologien zu. Es dürfe jedoch nicht vergessen werden, dass eine Stromversorgung durch Fusionstechnologien erst in „mehreren Dekaden“ möglich sein werde. Daher werde die geplante Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 nicht maßgeblich von der Kernfusion beeinflusst sein.
Michael Kaufmann (AfD) sieht den Antrag der Union als „wichtige Erinnerung für die Bundesregierung, in dem Bereich etwas zu tun“. Zwar sei die Kernfusion keine kurzfristige Lösung, aber langfristig müsse sie im Blick behalten werden, insbesondere da Deutschland in der Forschung zur Kernfusion momentan noch an der Weltspitze mitspiele. Dieser Vorteil dürfe nicht aus der Hand gegeben werden.
Nina Stahr (Bündnis 90/Die Grünen) nannte die Kernfusion „einen wichtigen Bestandteil zukünftiger Energieversorgung“ und erkannte die erheblichen Chancen und Potenziale der Technologie an. Dennoch werde die Kernfusion nicht die Probleme bezüglich der Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 regeln. Daher müsse der beschleunigte Ausbau der erneuerbaren Energien unabhängig von der Kernfusionsforschung weitergehen.
Auch Petra Sitte (Die Linke) betonte, dass man sich vor dem Hintergrund des Klimawandels nicht „verzetteln“ dürfe. Bis 2045 müsse konzentriert daran gearbeitet werden, dass erneuerbare Energien dabei helfen, die Klimaziele umzusetzen. Momentan sollten keine weiteren Reaktoren für die Kernfusion gebaut werden, sagte Sitte. Besser wäre es, die vorhandenen Mittel auf sogenannte Spillover-Effekte zu konzentrieren. Damit ist gemeint, das Wissen aus der Fusionstechnologie auf andere Forschungsgebiete zu übertragen. So könnte beispielsweise die Magnetforschung vorangetrieben werden.
Stephan Seiter (FDP) wies darauf hin, dass Fusionstechnologien eine „ergänzende Technologie“ seien. Kernfusion werde bis zum Jahr 2030 jedoch nicht die großen Energiemengen liefern, die tatsächlich benötigt werden. Daher müsse die Fusionstechnologie parallel zu den erneuerbaren Energien laufen. In Zeiten enger Haushalte gehe es zwar um eine Priorisierung, dennoch sollte so eine vielversprechende Technologie wie die Kernfusion nicht von vornherein „abgeschaltet“ werden.