KI ist Teil der Digitalisierungsstrategie des Bundesarchivs
Berlin: (hib/LBR) Das Bundesarchiv digitalisiert immer mehr seiner Dokumente und dies in einer immer höheren Geschwindigkeit, steht dabei aber dennoch vor einer Herkulesaufgabe. Das berichtete Bundesarchiv-Präsident Michael Hollmann am Mittwochnachmittag dem Digitalausschuss des Bundestages. Das Bundesarchiv hat den Auftrag, das Archivgut des Bundes zu sichern und nutzbar zu machen. Darunter fallen Akten, Karten, Bilder, Plakate, aber auch Tonaufzeichnungen und Filme in analoger und digitaler Form.
Er verstehe seine Behörde als „nationale Gedächtnisinstitution“, betonte Hollmann und verwies darauf, dass mittlerweile neben 540 laufenden Kilometern Schriftgut und etwa 14 Millionen Bildern digital mehr als 60 Petabyte Daten verwahrt würden. Jährlich kämen circa zehn bis zwölf Petabyte hinzu, berichtete Hollmann - den größten Teil machten dabei etwa 100 Filmwerke pro Jahr aus. Einen bedeutenden Umfang nähmen auch digitale Kopien genuin analogen Schriftguts ein. Mit Blick auf das Internetangebot kündigte er an, dies sukzessive zu einem digitalen Lesesaal ausbauen zu wollen.
Große Fortschritte - auch durch die Corona-Pandemie - habe es bei der digitalen Bereitstellung von digitalisiertem Schriftgut gegeben. Der Schwerpunkt der Digitalisierung analogen Schriftguts liege auf Akten, Bildern, Karten und Filmen aus der Zeit des Nationalsozialismus, Quellen zum Ersten Weltkrieg und zur Weimarer Republik. Hinsichtlich „genuin digitaler Verwaltungsdokumentationen“ sehe es jedoch bescheiden aus. Man sei in der Lage, auch mit dem digitalen Zwischenarchiv, beispielsweise abgeschlossene E-Akten zu übernehmen, befinde sich allerdings in einer „prekären Wartesituation“, so Hollmann, da entscheidende Schritte hin zu einer konsequenten und umfassenden Digitalisierung des Verwaltungshandelns ausblieben. Hollmann mahnte, die Bemühungen zur digitalen Transformation zu verstärken und warnte vor der Gefahr „großer Informationslücken.“
Für eine „bessere Durchdringung des Informationsschatzes“ würden derzeit KI-gestützte Rechercheverfahren pilotiert, berichtete Hollmann weiter. Auf die Frage aus der SPD-Fraktion danach, ob die Daten maschinenlesbar und barrierefrei seien, hieß es unter anderen, dass etwa ein KI-gestütztes System, mit dem alte Handschriften lesbar und barrierefrei gemacht werden können, zur Anwendung komme. Verneint wurde die Frage aus der Unionsfraktion, ob das Bundesarchiv auch Daten für das Training von KI-Modellen bereitstelle.
Auf die Frage aus der Grünen-Fraktion nach Details zum Einsatz von KI im Bereich Recherche antwortete Bundesarchiv-Vizepräsidentin Andrea Hänger, dass bislang nur nach Aktentiteln gesucht werden könne, nicht aber nach Inhalten von Dokumenten. Ziel sei es, KI-gestützt, die Trefferwahrscheinlichkeit zu erhöhen, sodass auch Namen, Orte oder Themen gefunden werden können. Dies betreffe auch Dokumente, die etwa in „deutscher Schrift“ verfasst seien, ergänzte Hollmann. Auf die Frage aus der FDP, nach welchen Kriterien digitalisiert werde, sagte Hollmann, dies richte sich nach dem Bedarf der Benutzer, dem „on-demand“-Bedarf zu konkreten Themen und danach, besonders körperlich gefährdetes Material zu erhalten.
Auf die Frage nach Engstellen, nach denen sich die Linksfraktion erkundigte, verwies der Bundesarchiv-Präsident auf die Konkurrenz der öffentlichen Institutionen um fähige externe Dienstleister: Bei den Datentransfers sei vieles besser geworden, allerdings bereite nun die Produktion digitaler Abbilder von analogem Archivgut Probleme.