Konzept zur Quantentechnologie vorgestellt
Berlin: (hib/HARI) Mit dem Handlungskonzept Quantentechnologien der Bundesregierung (20/6610) hat sich am Mittwoch der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technologiefolgenabschätzung befasst.Quantentechnologien sind die Basis für Innovationen in der digitalen Welt, beispielsweise die Grundlage für effektive Energieerzeugung, neue Formen der Mobilität oder innovative Medizintechnik. Das Konzept, über das der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesbildungsministerium(BmBF), Mario Brandenburg (FDP) informierte, nahmen alle Fraktionen am Ende der Debatte einstimmig zur Kenntnis. Kritik im Detail übte die Opposition.
Staatssekretär Brandenburg wies eingangs darauf hin, dass Quantentechnologien wichtige Zukunfts- und Schlüsseltechnologien mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten seien. Das jetzige Handlungskonzept des Bundes sei die Fortschreibung eines bereits von der Vorgängerregierung initiierten Programmes zur Grundlagenforschung, allerdings stärker anwendungsorientiert. Neu sei auch, dass der Bund erstmals messbare Ziele festgeschrieben habe. Als Beispiel nannte Brandenburg die Vorgabe, bis 2026 fünf Produkte aus dem Bereich der Quantensensorik auf den Markt zu bringen. Auch die Behördenkommunikation könne durch Quantentechnologie verschlüsselt und damit sicherer gemacht werden.
Im globalen Vergleich stehe Deutschland in dieser Forschung gut da, so Brandenburg. Die Politik habe aber bisher die langfristigen Auswirkungen unterschätzt. Zwar hätten in der Quantensensorik oder Quantenkommunikation erste Produkte „Marktreife“ erreicht. Es müsse aber noch stärker ein Umfeld geschaffen werden, in dem Start-ups sich entwickeln könnten.
Weiterhin sei es wichtig, das „Megathema“ des Standardisierung im Auge zu behalten. Es müsse hier gelingen, rechtzeitig Standards für Quantenprodukte zu etablieren, um sich Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Ländern zu sichern.
Da in Europa eine großes Forschungsfeld zur Quantensoftware existiere, sei es nur logisch, dass die Förderlinien des Konzeptes auch diesen Bereich und nicht nur den der Hardware einbezögen. Auch Weiterbildung und berufliche Bildung würden berücksichtigt. Denn es brauche für die künftige Nutzung der Quantenprodukte nicht nur Physiker und IT-Experten, sondern auch entsprechend ausgebildete Handwerker, beispielsweise Kühltechniker.
In der Aussprache begrüßte die SPD-Fraktion, dass sich die Bundesregierung zu einem Handlungskonzept entschlossen habe. Deutschland müsse Anschluss an die Spitze der Forschung finden. Derzeit liege es in der Entwicklung von Computertechnologien noch hinter Ländern wie den USA, Großbritannien oder Japan zurück. Die Sozialdemokraten sehen „jede Menge an Chancen und neuen Möglichkeiten“ in der Weiterentwicklung der Quantentechnologien, etwa im Feld der Künstlichen Intelligenz, der Energieversorgung oder der Klimaforschung. Auch deshalb müsse der Anwendungsbereich gestärkt, das „Ökosystem“ für Start-ups ausgebaut werden.
Die Unionsfraktion mahnte an, bei der Umsetzung des Konzeptes nicht auf einer „Meta-Ebene“ stehen zu bleiben. Für die Christdemokraten ist es stattdessen zum einen wichtiger zu klären, welche Experten die Ampelkoalition für ihre Handlungsstrategien eingebunden habe. Zum anderen möchte die Fraktion wissen, welche konkreten Maßnahmen der Softwareentwicklung sowie industrienaher Anwendungen mit den vom der Politik bereitgestellten Mitteln überhaupt finanziert werden sollen. Reiche das von der Bundesregierung zur Verfügung gestellte Geld - 2,18 Milliarden Euro vom Bund sowie 282 Millionen Euro von den Wissenschaftsorganisationen - denn dafür aus, fragte die CDU/CSU.
Aus der Grünen-Fraktion hieß es, zwar sei der Anstoß zum Handlungskonzept von der Vorgängerregierung gekommen, doch habe die Ampelregierung die ressortübergreifende Zusammenarbeit gestärkt. Es sei davon auszugehen, dass die vorhandenen Mittel auch ausgeschöpft würden. Die Ampel wolle aber auf jeden Fall gemeinsam mit der Industrie das Umfeld für Start-ups verbessern. Dafür sei das Handlungskonzept eine wichtige Grundlage.
Der AfD-Fraktion fehlt laut ihrem Vertreter indes der Glaube, dass es die Koalition schaffe, mit diesem Konzept bis an die Spitze der Forschung vorzudringen. Skeptisch sei man auch bei der Frage, wann in Deutschland der erste Hochleistungscomputer für Quantentechnologie stehe. Ferner sorgt sich die AfD, ob der Bund bereit sei, die sensiblen Technologien ausreichend gegen ausländische Konkurrenz zu schützen.
Die FDP-Fraktion wies darauf hin, dass die Ampel mit dem Konzept einer gemeinsamen Handlungsstrategie deutlich mache, dass genauso wichtig wie die Grundlagenforschung der Transfer in den Markt sei. Es werde damit ein wesentlicher Beitrag zum Thema technologische Souveränität geleistet und ein Anreiz für private Investoren geboten. Dass das Konzept numerische Ziele enthalte, zeige, dass es dem Bund ernst sei mit der Förderung der Nutzung von Quantentechnologie.
Die Fraktion Die Linke kritisierte die limitierten Geldmittel, die das Konzept vorsehe, und äußerte Bedenken, ob tatsächlich genug Geld für die Forschung bereitstehe. Ein besonderes Anliegen ist der Linken die Frage, nach welchen ethischen Prinzipien die weitere Anwendung der Quantenforschung erfolge, ebenso wie die Frage nach deren sozialen Auswirkungen.