Experten fordern Hilfe für Frauen mit Endometriose
Berlin: (hib/PK) Fachverbände fordern mehr Hilfe für Mädchen und Frauen mit Endometriose und eine bessere Versorgungsinfrastruktur. Die bisherigen Versorgungsangebote, aber auch Aufklärung und Forschung zu der gynäkologischen Erkrankung seien unzureichend, erklärten Expertinnen in einer Anhörung des Gesundheitsausschusses über Anträge der Unionsfraktion und der Linksfraktion. Die Sachverständigen äußerten sich in der Anhörung am Mittwoch und in schriftlichen Stellungnahmen.
Die Unionsfraktion fordert in einem Antrag (20/4308) eine nationale Endometriose-Strategie sowie den Ausbau und die Stärkung von Endometriose-Zentren in Deutschland. Auch müsse dafür gesorgt werden, dass Leistungen in den Endometriose-Fachberatungen an Kliniken, bei Gynäkologen oder Allgemeinmedizinern auskömmlich vergütet und entsprechend abgerechnet werden können.
Auch die Linksfraktion fordert in ihrem Antrag (20/5979) eine Strategie, um die Krankheit in das gesellschaftliche Bewusstsein zu rücken und sich deren Erforschung und Bekämpfung zu widmen. Vorgeschlagen werden ein Endometriose-Register und eine Aufklärungskampagne.
Die Arbeitsgemeinschaft Endometriose (AGEM) und die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Endoskopie (AGE) wiesen darauf hin, dass Endometriose ein Massenphänomen ist. Es sei von rund 40.000 Neuerkrankungen pro Jahr und aktuell von zwei bis vier Millionen Betroffenen in Deutschland auszugehen. Die Diagnose werde im Mittel um zehn Jahre verschleppt. Die Verbände fordern ein Programm zur Früherkennung der Endometriose, eine sektorenübergreifende Therapie und eine leistungsgerechte Kostenerstattung, die an die Komplexität der Behandlung angepasst werden müsse.
Nach Einschätzung der Endometriose-Vereinigung handelt es sich um eine Volkskrankheit, die bei den betroffenen Frauen extreme Schmerzen und psychische Folgeprobleme auslösen kann. Selbst nach einer gesicherten Diagnose sei die Versorgungslage problematisch, insbesondere bestehe ein Bedarf an psychosozialen Unterstützungs- und Beratungsangeboten. Nach Ansicht des Verbandes muss neben der Endometriose auch die eng verwandte und oft begleitende Adenomyose beachtet werden.
Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zeigte sich offen für mehr Aufklärung und Information, jedoch müsse bei der Wissensvermittlung, die sich speziell an Mädchen und junge Frauen richte, der Nutzen gegen die mögliche Verunsicherung und Verängstigung abgewogen werden, da viele junge Frauen nicht betroffen seien. Indikationsbezogene Abrechnungspositionen sollten zudem nur ausnahmsweise geregelt werden.
In der Anhörung schilderten betroffene Frauen ihren Leidensweg, die enormen Schmerzen und ihre Hilflosigkeit angesichts der verbreiteten Unkenntnis über diese Krankheit. Die 30-jährige Natascha Lowitzki sagte, „die Endometriose zerstört Hoffnungen, Träume, Karrieren und Beziehungen“. In der Anhörung war davon die Rede, dass vor allem die ambulante Versorgung unzureichend sei und Menstruationsschmerzen nach wie vor tabuisiert würden.