Pandemie prägt Unfall- und Berufskrankengeschehen
Berlin: (hib/DES) Weniger Arbeitsunfälle, mehr psychische Krankheiten: Die Corona-Pandemie hat die Aspekte Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit in den Jahren 2020 und 2021 maßgeblich geprägt. Mit den beiden Berichten zum Unfall- und Berufskrankengeschehen im Jahr 2020 (20/370) und 2021 (20/4975), die als Unterrichtung vorliegen, befasste sich der Ausschuss für Arbeit und Soziales am Mittwochvormittag.
Die Pandemie habe deutlich gezeigt, wie wichtig Arbeitsschutz sei und gleichzeitig die Arbeitsweise, die Arbeitszeit und den Arbeitsort vieler Beschäftigter verändert, resümierte die Parlamentarische Staatssekretärin Kerstin Griese (SPD).
Durch weniger Erwerbstätige am Arbeitsplatz seien im Vergleich zur vorpandemischen Zeit unter anderem die meldepflichtigen Arbeitsunfälle zurückgegangen. Während sie 2019 bei rund 938.000 gelegen hätten, seien 2021 etwa 865.000 Arbeitsunfälle vermerkt worden, 2020 rund 823.000, referierte die Staatssekretärin. Auch die tödlichen Arbeitsunfälle seien pandemiebedingt zurückgegangen, mit 508 (2020) und 628 (2021) jedoch immer noch zu hoch.
Eine weitere Erkenntnis der Berichte liege darin, dass die meisten Eintritte in die Erwerbsminderungsrente mittlerweile auf seelische Probleme zurückzuführen seien. Laut Unterrichtung sind im Jahr 2021 rund 165.000 Menschen wegen verminderter Erwerbsfähigkeit frühzeitig in Rente gegangen. Bei Männern seien 35 Prozent aufgrund einer psychischen Erkrankung frühzeitig verrentet worden, bei den Frauen 48 Prozent.
Obwohl die Berichte die vergangenen Jahre thematisierten, würden sie wichtige Anhaltspunkte für künftige Entscheidungen liefern, sagte ein Abgeordneter der SPD-Fraktion. Während der Pandemie seien Arbeitszeit und Arbeitsort flexibler geworden, was einige Herausforderungen mit sich bringe. So müsse geklärt werden, wie beispielsweise Arbeitszeitregelungen und Zeiterfassung an flexiblen Arbeitsorten funktionieren könne.
Auch die Union adressierte die Herausforderungen der neuen Arbeitsweise und zeigte sich besorgt über ein Verwischen der Grenze zwischen Arbeit und Privatleben. Sie forderte diesbezüglich Beratungen für Arbeitnehmer.
Bündnis 90/Die Grünen, FDP und AfD forderten Studien und Erhebungen, um den Ursachen für den Anstieg an psychischen Krankheiten nachzugehen. Während die FDP sich bei den Gründen besonders auf den gestiegenen Arbeitsstress und die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Privatem fokussierte, interessierte die AfD, weshalb Frauen häufiger als Männer erkrankten. Ob es Arbeitsbereiche gebe, die besonders betroffen seien, fragte eine Grünen-Abgeordnete.
Für besseren Arbeitsschutz müsse die Betriebsbesichtigungsquote deutlich ansteigen, forderte die Linke. Derzeit würden lediglich 2,5 Prozent der Betriebe kontrolliert werden.