Bund fördert den Erhalt der „Weißen Stadt Tel Aviv“
Berlin: (hib/VOM) Die Bundesregierung hat den Ausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen am Mittwoch über das 2012 gestartete Projekt „Zentrum für Architektur und Denkmalschutz zum Erhalt der Weißen Stadt Tel Aviv“ informiert. Das Projekt ist eine deutsch-israelische Kooperation zwischen dem Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, der Stadt Tel Aviv-Jaffa und der Tel Aviv-Jaffa-Stiftung. Ziel des Projekts ist nach Darstellung der Bundesregierung der Aufbau eines „Zentrums für Architektur und Denkmalschutz (White City Center)“ durch die Stadt Tel Aviv und die Einrichtung eines Kooperations- und Kompetenznetzwerks zur Förderung des Erhalts der Weißen Stadt.
Die in den 1930er Jahren errichtete „Weiße Stadt“ gehört laut Regierung zum Unesco-Welterbe. Etwa die Hälfte der rund 4.000 Gebäude stehe unter Denkmalschutz. Aus dem Haushalt des Bundesbauministeriums würden neben personellen Ressourcen und der eigenen Expertise von 2015 bis 2025 Projektmittel in Höhe von rund drei Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die Mittel in Höhe von jährlich 250.000 Euro würden jeweils zur Hälfte für die Personal- und Programmkosten bereitgestellt. Herausragende Projekte und die Eröffnung des „Max Liebling Hauses“ seien mit zusätzlichen Mitteln gefördert worden.
Bernhard Daldrup (SPD) nannte die Weiße Stadt die weltweit größte Siedlung im Bauhaus-Stil, der nicht nur für die Bundesrepublik, sondern weltweit prägend und „von eminenter Wichtigkeit“ gewesen sei. Es sei eine Form von Architektur, die versucht habe, Handwerk, Kunst, Industrie und Technik zu verbinden. Sie müsse sich aber auch den heutigen Erfordernissen anpassen. Daldrup zeigte sich dankbar für die Unterstützung von deutscher Seite.
Lars Rohwer (CDU) wies darauf hin, dass Tel Aviv eine der teuersten Städte der Welt sei, schon 2019 habe eine Wohnung 4.000 Euro Miete im Monat gekostet. Es stelle sich die Frage, so Rohwer, welche Rolle erneuerbare Energien bei der Sanierung der denkmalgeschützten Weißen Stadt spielen. Aus Sicht von Anja Liebert (Bündnis 90/Die Grünen) ist wichtig, welche Erkenntnisse mit der israelischen Seite ausgetauscht werden können. Sie sprach die Innenverdichtung, die energetische Sanierung und die klimaangepasste Stadtentwicklung an. Der Wissenstransfer sollte gewährleistet werden, um „voneinander profitieren zu können“.
Roger Beckamp (AfD) hob darauf ab, welcher Austausch wirklich stattfindet und fragte nach anderen Beispielen für eine derartige Kooperation, etwa in Brasilien oder Kasachstan. Sandra Weeser (FDP) bezeichnete den Erhalt der Gebäude als Herausforderung und fragte unter anderem nach dem Zielkonflikt zwischen energetischer Sanierung und Denkmalschutz. Ob Nachverdichtung und Gebäudeaufstockung eine „Blaupause“ für Deutschland sein könnten, wollte sie ebenfalls wissen.
Sören Bartol (SPD), parlamentarischer Staatssekretär im Bauministerium, nannte das Projekt wie auch das deutsch-israelische Verhältnis „einzigartig“. Projekte in Israel seien mit Projekten in anderen Ländern nicht vergleichbar. Es handele sich um ein Projekt eines Staates, Deutschland, mit einer Stadt, Tel Aviv, eine Konstruktion, „die funktioniert“, so Bartol. Als Beispiel für Denkmalschutz nannte er das Gebäude „Max Liebling Haus“, das nach Sanierung 2019 wieder eröffnet worden sei. Es gebe einen Austausch mit Deutschland, aber auch mit anderen Ländern. Bartol wies zudem auf einen Workshop und auf Forschungsprojekte hin. Die Bauhaus-Gebäude würden aufgestockt, um mehr Wohnraum zu schaffen, da der Wohnraummangel ein „Riesenthema“ in Israel sei.