Mit dem Dauermischwald zu resilienteren Waldstrukturen
Berlin: (hib/HAU) Dem Dauermischwald gehört die Zukunft. Diese Auffassung teilten Hans von der Goltz, Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft, und Julia Möbus, Geschäftsführerin beim Deutscher Säge- und Holzindustrie Bundesverband, während eines öffentlichen Fachgespräches des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung am Mittwochabend. Mit dem Dauerwald lasse sich eine höhere CO2-Speicherung erzielen als mit dem herkömmlichen Wald, sagte von der Goltz. Der Dauerwald sei zudem widerstandsfähiger gegenüber Schädlingen wie dem Borkenkäfer. Verbandsvertreterin Möbus erkannte angesichts des Klimawandels ebenfalls das Erfordernis des Umbaus der Wälder hin zu klimastabilen Mischwäldern. Waldumbau und Holzverwendung müssten Hand in Hand gehen, sagte sie.
Den Dauerwald gebe es seit etwa 100 Jahren, sagte der Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft. Aufgrund des aufwendigeren wirtschaftlichen Verfahrens sei er leider in den letzten 60 bis 70 Jahren gegenüber wirtschaftlich interessanteren Bewirtschaftungsverfahren wie etwa dem Altersklassenwald „etwas auf der Strecke geblieben“. Er sei aber die Lösung „zwischen dem stillgelegten Wald auf der einen Seite und denen, die sagen: 'Weiter so wie bisher'“, sagte von der Goltz.
„Wir kümmern uns im Dauerwald nicht nur um die Stabilität der Bäume, sondern um die Stabilität und Resilienz des gesamten Ökosystems Wald“, machte der langjährige Forstamtsleiter deutlich. Einen solchen Mischwald erhalten könne man nur bei Bewirtschaftung. Das Prinzip dabei seien mäßige Entnahmen, „dafür aber relativ häufig“. Zehn Prozent des Holzvorrates werde, verteilt auf die gesamte Fläche, als „rollierendes Lebensraumangebot“ im Wald belassen, sagte er. So blieben Lebensräume für seltenen Arten erhalten.
Der Waldexperte verwies auch auf das Problem des Verbisses. 63 Prozent der seltenen Baumarten würden insbesondere durch Rehwild rausgefressen. Wenn die Wildbestände nicht angepasst würde, könne man den Mischwald vergessen, so von der Goltz.
Um Holz wie im täglichen Alltag weiterhin nutzen können, müsse der Waldumbau aktiv betrieben werden, forderte die Geschäftsführerin beim Deutscher Säge- und Holzindustrie Bundesverband. Klimaschutz werde nur funktionieren, „wenn wir die einzigartige Eigenschaft von Holz, CO2 einzuspeichern, nutzen - und zwar am besten in langfristigen Produkten, wie im Baubereich“, befand Möbus.
Allerdings werde auf immer mehr Flächen der Umbau, die Bewirtschaftung und die Holzversorgung eingeschränkt. Die Verbandsvertreterin sprach von einer Nutzungseinschränkung in Deutschland von 57 bis 70 Millionen Kubikmetern, was die Hälfte des jährlichen Zuwachses in deutschen Wäldern sei. Das stelle eine Herausforderung für die Holzwirtschaft dar, die sich in der Transformation von den nadelholzdominierten Wäldern in Richtung Laubholz befinde. „Waldumbau und Holzverwendung müssen auch in Zukunft Hand in Hand gehen“, sagte Möbus.
Der Holzbau biete große Potenziale als Instrument zum Klimaschutz, betonte sie. Bis zu 56 Prozent der CO2-Emissionen im Gebäudebereich ließen sich dadurch einsparen. Genug Holz ist nach ihrer Aussage vorhanden. 652.630 Wohngebäude könne man damit errichten, was deutlich über den geplanten Zielen der Bundesregierung liege. Dafür brauche es rechtliche Grundlagen in den Bauordnungen, Klarheit bei den Förderbedingungen, den Anstoß einer Sanierungswelle und die Abbildung der Lebenszykluskosten aller Baustoffe, um zu einer Vergleichbarkeit zu kommen.