Nationaler Bildungsbericht und Stellungnahme der Regierung
Berlin: (hib/SCR) Der im Juni 2022 veröffentlichte „Nationale Bildungsbericht - Bildung in Deutschland 2022“ und die Ende November dazu beschlossene Stellungnahme der Bundesregierung liegen nun als Unterrichtung (20/4980) vor. Der Bericht, der von Bund und Ländern gefördert wird, erscheint seit 2006 alle zwei Jahre. Bei dem vorliegenden Bericht handelt es sich um den insgesamt neunten Bericht. Die Vorlage will der Bundestag laut aktueller Tagesordnung am Mittwoch, 18. Januar 2023, debattieren.
Der Bericht umfasst eine Evaluierung der Situation von der frühkindlichen bis hin zur beruflichen beziehungsweise Hochschulbildung und der Erwachsenenbildung. Insgesamt verzeichnet der Bericht eine Zunahme über die vergangenen zehn Jahre von Menschen, die über einen höheren Bildungsabschluss verfügen, um fünf Prozentpunkte auf 26 Prozent. Zugenommen habe auch die Zahl der Bildungsbeteiligung über alle Ebenen - von der Kita bis zu Berufsakademien. Sie liege bei 17,5 Millionen Menschen. Das habe nicht nur demographische Gründe, sondern liege daran, dass sich seit 2010 der Anteil von unter Dreijährigen in der Frühkindlichen Bildung erheblich und der über 19-Jährigen in anderen Bildungsformen spürbar erhöht habe. Auch die Zahl der Bildungseinrichtungen und der Beschäftigten im Bildungswesen nehme weiter zu.
Zu den wesentlichen Erkenntnissen der Studie im Kita-Bereich gehört, dass der Bedarf für Kita-Plätze für unter Dreijährige insbesondere in Westdeutschland bis 2025 nicht gedeckt werden könne. Im Grundschulbedarf wird ein hoher Bedarf an Ganztagsbetreuung konstatiert, aber eine schwache Datenlage zu dem Thema.
In der beruflichen Ausbildung stellt der Bericht sowohl eine geringere Nachfrage als auch ein geringeres Angebot fest. Zudem würden Passungsprobleme ansteigen. Ferner gebe es soziale Disparitäten sowohl beim Ausbildungsverlauf als auch beim Ausbildungszugang.
Zudem konstatieren die Forscherinnen und Forscher, dass der Trend zur Akademisierung vorerst zum Stillstand gekommen sei. Die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger sei pandemiebedingt zurückgegangen. Vermutet wird zudem, dass die Pandemie auch den Rückgang der Zahl der Hochschulabschlüsse in Teilen erklären könne.
In den Betrieben ist laut Bericht die Weiterbildungsaktivität deutlich zurückgegangen. Das gelte insbesondere für die Branchen Nahrung/Genuss sowie Beherbergung und Gastronomie. Als Gründe führt der Bericht unter anderem mangelnde Infrastruktur und fehlende personelle Ausstattung an. Gleichwohl wird bei stabiler Infektions- und besserer Geschäftslage mit einem Anstieg der Weiterbildungsaktivitäten gerechnet.
Schwerpunktthema des diesjährigen Bildungsberichts ist das Bildungspersonal. Laut Bericht hat es in den letzten Jahrzehnten eine deutliche Expansion der Anzahl an Beschäftigten im Bildungsbereich gegeben. Im Vergleich zu 2010 ist demnach der Personalbestand im Bereich der Frühkindlichen Bildung um 75 Prozent und im Hochschulbereich um 25 Prozent gewachsen. In einigen Bereichen gebe es trotzdem erhebliche Personalengpässe, die sich weiter verschärfen würden. Das gelte insbesondere für die Frühkindliche Bildung in Westdeutschland, wo bis 2025 mehr als 70.000 Fachkräfte fehlen könnten. An Grundschulen entstehe bis 2030 aufgrund des Rechtsanspruchs auf Ganztagesbetreuung ein Zusatzbedarf von 65.600 Fachkräften, heißt es im Bericht weiter. Das Bildungspersonal habe eine insgesamt überdurchschnittliche Fortbildungsquote. Gleichzeitig würden insbesondere vor dem Hintergrund neuer Anforderungen an das Bildungspersonal der Qualifizierungsbedarf weiter zunehmen.
In ihrer Stellungnahme hebt die Bundesregierung zum einen positive Entwicklungen hervor, etwa die Zunahme höherer Bildungsabschlüsse, der Kita-Ausbau, die Steigerung von Ausgaben für Bildung sowie die Digitalisierung. Gleichwohl habe der Bildungsbericht zum anderen in den vergangenen Jahren „wiederholt auf andauernde Herausforderungen aufmerksam gemacht“, schreibt die Bundesregierung. Dazu zählt sie unter anderem „anhaltend hohe soziale Ungleichheit bei den Bildungschancen“ sowie „die Umsetzung von Inklusion in allen Bildungsbereichen“. Hinzu kämen die Folgen der Corona-Pandemie als auch der Zuzug von Geflüchteten in Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine. Zudem würden drei zentrale Herausforderungen in dem Bericht herausgearbeitet: „die Zusammenarbeit und Verbindlichkeit aller Akteure im Bildungsbereich, die Digitalisierung sowie die Personalgewinnung und Qualifizierung“. In ihrer Stellungnahme umreißt die Bundesregierung unter anderem auf den Weg gebrachte Vorhaben, um diesen Herausforderungen zu begegnen.