Experten sehen anlasslose PCR-Massentests kritisch
Berlin: (hib/PK) Gesundheitsexperten sehen anlasslose PCR-Massentests kritisch. Sachverständige verwiesen in einer Anhörung des Gesundheitsausschusses des Bundestages über einen Antrag der Linksfraktion auf die hohen Kosten und den begrenzten Nutzen. Die Experten äußerten sich am Mittwoch in der Anhörung sowie in schriftlichen Stellungnahmen.
Die Linksfraktion fordert in ihrem Antrag (20/1005) kostenlose und anlasslose PCR-Bürgertests.
Die Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) erklärten, die Erfassung möglichst jeder Corona-Infektion sei kein primäres Ziel und zur Einschätzung des Pandemieverlaufs auch nicht notwendig. Die PCR-Testung sollte vordringlich bei allen klinischen Fällen, Verdachtsfällen von Personen mit hohem Risiko für einen schweren Verlauf sowie zum Schutz vulnerabler Gruppen eingesetzt werden.
Skeptisch äußerte sich auch der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH), der das nukleinsäurebasierte Nachweisverfahren (PCR) als Goldstandard bezeichnete. Die PCR-Testkapazität sei mit derzeit rund 3,1 Millionen Tests pro Woche ausreichend. Eine Steigerung der Testkapazitäten sei möglich, aber nicht wirtschaftlich, eine Vervielfachung nicht realistisch.
Nach Ansicht des Einzelsachverständigen Werner Bergholz ist das von der Linken vorgeschlagene Konzept kontraproduktiv in Bezug auf die Ziele, ein realistisches Bild vom Infektionsgeschehen zu erhalten und eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern. Bergholz schlug alternativ vor, ausschließlich symptomatische Personen mit PCR zu testen. Daneben sollte regelmäßig eine repräsentative Stichprobe mit PCR getestet werden, um ein repräsentatives Bild des Infektionsgeschehens zu bekommen.
Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderte in der Anhörung, die vielen pflegenden Angehörigen bei der Teststrategie besser zu berücksichtigen. Diese hätten oft keine Chance auf eine PCR-Testung. Schnelltests böten keine ausreichend sichere Information. Es sei sinnvoll, die PCR-Testung breiter auszufahren, das sei der Königsweg.