Erfolgreiche Bilanz des Deutschland-Tourismus
Berlin: (hib/HLE) Die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) hat eine erfolgreiche Bilanz des Deutschland-Tourismus gezogen, zugleich aber auch auf Herausforderungen bei der Werbung für das Reiseziel Deutschland durch möglicherweise zurückgehende Haushaltsmittel hingewiesen. In einem Fachgespräch des Tourismusausschusses am Mittwoch berichtete die DZT-Vorstandsvorsitzende Petra Hedorfer: „Wir haben einen sehr guten Sommer hinter uns.“
So habe die Zahl der internationalen Ankünfte in diesem Jahr von Januar bis Juli um elf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zugenommen, berichtete Hedorfer. Der Umsatz der Tourismus-Branche, der im Jahr 2019 vor der Pandemie bei 66 Milliarden Euro gelegen habe, sei bis 2023 auf 70,3 Milliarden Euro gestiegen. Von den ausländischen Gästen seien von Januar bis August 2024 78 Prozent aus Europa und 22 Prozent aus Übersee gekommen. Die nachhaltige Anreise gewinne bei Deutschlandreisen der Europäer an Bedeutung. So habe der Anteil der Bahnreisenden von Mai 2019 bis April 2020 bei elf Prozent gelegen. Von Mai 2023 bis April 2024 sei die Zahl auf 18 Prozent gestiegen, während die Zahl der Flugreisenden von 40 auf 27 Prozent zurückgegangen sei. Es gebe eine intensive Zusammenarbeit mit europäischen Bahngesellschaften, um Werbung für Bahnreisen nach Deutschland zu machen.
Unter den beliebtesten Reiseländern der Europäer befinde sich Deutschland auf Platz vier nach Spanien, Frankreich und Italien, berichtete Hedorfer. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste steige. Belastungen für die Tourismuswirtschaft könnten sich durch weniger und teurere Flugverbindungen sowie steigende Preise insgesamt ergeben. Deutsche Verbraucher würden die Angebote nicht mehr so stark wahrnehmen. Inlandsreisen seien eher rückläufig. Wenn man reise, wolle man ins Ausland reisen. Es würden auch verstärkt preiswertere Hotels gebucht. Bei der Bahn zeichneten sich Kapazitätsgrenzen ab.
Die Zentrale für Tourismus nutzt nach Angaben von Hedorfer auch neue technische Möglichkeiten wie Künstliche Intelligenz. So gebe es jetzt ein Portal mit der virtuellen Influencerin „Emma“. Die weitaus meiste Zahl der Kommentare auf diesen Auftritt sei positiv. „Emma“ werde jetzt modelliert, und es werde weiter mit ihr geworben. Man müsse lernen, mit dieser Technik umzugehen, sagte Hedorfer. In Italien gebe es ein vergleichbares Projekt: „Emma hat eine Schwester“.
In der Aussprache zeigte sich die SPD-Fraktion erfreut, dass Deutschland weiter attraktives Reiseziel sei. Die Fraktion fragte, ob die AfD-Wahlerfolge in den neuen Ländern Auswirkungen auf den Tourismus hätten, was Hedorfer nicht bestätigen konnte. Die AfD-Fraktion zeigte sich erfreut, dass Ostdeutschland ein so beliebtes Reiseziel sei und es mit Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas 2025 einen weiteren Schub geben könne. Die CDU/CSU-Fraktion beurteilte die Gesamtentwicklung des Tourismus nicht so optimistisch wie die SPD-Fraktion und sorgte sich, dass die Aufenthaltsdauer von Gästen in Zeiten knapper Kassen zurückgehen könne.
Weitere Fragen der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen, FDP und der Gruppe Die Linke betrafen besonders die Haushaltslage der DZT, die von einer vorläufigen Haushaltsführung betroffen sein könnte, falls es nicht mehr zu einer Verabschiedung des Bundeshaushalts für 2025 kommen würde. Hedorfer setzt auf Unterstützung durch die Politik und dass man nicht zu den früheren Etatansätzen zurückkehren müsse. Von Seiten der Bundesregierung hieß es dazu, ab 2025 könnten die allgemeinen Regeln zur vorläufigen Haushaltsführung anzuwenden sein, wenn es nicht zur Verabschiedung des Haushalts komme. Die dadurch entstehende Verzögerung werde dazu führen, dass die von Haushaltsausschuss des Bundestages beschlossene Aufstockung der DZT-Mittel um rund 7,4 Millionen Euro noch nicht umgesetzt werden könne.