Experten: Nachhaltigkeit für Tourismus immer wichtiger
Berlin: (hib/HAU) Im Tourismus nimmt das Thema Nachhaltigkeit einen immer größeren Raum ein. Das machten der Tourismusdirektor von Bad Hindelang, Maximilian Hillmeier, und Thomas Ellerbeck, Mitglied des Group Executive Committee und Chief Sustainability Officer der TUI Group, am Mittwoch vor dem Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung deutlich.
Hillmeier stellte das Bad Hindelanger Lebensraumkonzept „mit integrierter Tourismusstrategie“ vor. Die Marktgemeinde Bad Hindelang liege im Naturschutzgebiet der Allgäuer Hochalpen und bestehe aus sechs Dörfern mit 5.200 Einwohnern, sagte er. Man habe etwa eine Million Übernachtungen, der Tourismus sei also der Hauptwirtschaftszweig. Im Jahre 2018, so Hillmeier, sei ein neues Tourismuskonzept in der Gemeinde geplant gewesen. Darauf habe man schlussendlich aber verzichtet und stattdessen ein Lebensraumkonzept entwickelt, welches die Werte der Einheimischen in den Vordergrund stellt und den Tourismus darin integriert.
Eine Markenumfrage habe schließlich ergeben, dass die befragten Einheimischen eine Stärkung der Familienbetriebe und der Regionalwirtschaft sowie einen natur- und sozialverträglichen möglichst ganzjährigen Tourismus wollten. Der Tourismusdirektor von Bad Hindelang verwies auf den Schwerpunkt Gesundheit, der für die Gemeinde ganz wichtig sei. „Wir sind laut WHO der Ort mit der besten Luft weltweit“, sagte er.
Bestandteil des Lebensraumkonzeptes sei auch die Besucherlenkung: Es seien Ranger und Naturscouts eingesetzt worden - mäandernde Wege würden gelenkt, damit die Wiesen nicht zertreten werden. Ganz wichtig sei das Thema Mobilität sagte Hillmeier unter Verweis darauf, dass 75 Prozent des CO2-Ausstoßes im Tourismus mit der An- und Abreise der Gäste und der Mobilität vor Ort verbunden seien. Daher gebe es mit dem EMMI-Mobil einen routen- und bedarfsorientierten On-Demand Service, mit dem Gäste und Einheimische „quasi ab der Haustür mobil sind“.
Die TUI AG mit ihren 420 Hotels, ihren 130 Flugzeugen und 17 Kreuzfahrtschiffen verfolge einen ganzheitlichen Ansatz beim Thema Nachhaltigkeit, betonte Unternehmensvertreter Ellerbeck. Da, wo keine wirtschaftliche Entwicklung stattfinde, sei auch keine Bereitschaft vorhanden, in Umweltmaßnahmen zu investieren.
Zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks und Stärkung der sozialen Auswirkungen des Tourismus setzt sich die TUI AG laut Ellerbeck das Ziel, bis 2030 24 Prozent Emissionen bei den Flugzeugen, 27,5 Prozent im Kreuzfahrtgeschäft und 46,2 Prozent bei den Hotel-Emissionen einzusparen. Das sei das Etappenziel auf dem Weg zu Net-Zero Emissionen und zum Kreislaufunternehmen bis spätestens 2050.
Wichtig dabei sei, „dass man alle Partner mittnimmt“. Nur mit Partnerschaften, mit den Organisationen vor Ort, seien diese Änderungen möglich, so der TUI-Vertreter, der das Beispiel Rhodos anführte. Mit der griechischen Regierung habe sich die TUI verpflichtet, „Rhodos vollständig nachhaltig zu gestalten“. Das betreffe alle lokalen Partner - von Hoteliers bis zu Transportunternehmen.
Ellerbeck sieht auch keinen Gegensatz zwischen einem nachhaltigen und zugleich bezahlbaren Urlaub. Die technologische Entwicklung in Sachen Emissionseinsparung schreite viel schneller als gedacht voran und werde immer günstiger. Er gehe ohnehin davon aus, dass in Zukunft der Kunde ein Hotel nicht mehr akzeptieren werde, „was die nachhaltigen Voraussetzungen nicht erbringt“.