Experten warnen vor Gefahren der Sepsis
Berlin: (hib/PK) Die Sepsis wird nach Ansicht von Gesundheitsexperten als potenzielle Gefahr tendenziell noch unterschätzt. Zwar werde der Sepsis-Problematik inzwischen breite Aufmerksamkeit zuteil, es sei jedoch sinnvoll, Fachkreise und die Bevölkerung für das Thema weiter zu sensibilisieren, erklärten Fachleute in einer Anhörung des Gesundheitsausschusses über einen Antrag der AfD-Fraktion zum Thema. Die Sachverständigen äußerten sich am Mittwoch in der Anhörung sowie in schriftlichen Stellungnahmen.
Die AfD-Fraktion fordert in einem Antrag (20/9744) von der Bundesregierung eine nationale Aufklärungskampagne zu Symptomen, Ursachen, Häufigkeit und Gefährlichkeit der Sepsis. In Deutschland verursache die Sepsis (landläufig Blutvergiftung) pro Jahr rund 85.000 Todesfälle, von denen ein großer Teil vermeidbar wäre. Eine Sepsis kann als Komplikation bei Infektionskrankheiten auftreten. Dabei kommt es zu einer überschießenden Reaktion des Immunsystems, in deren Folge auch Organe geschädigt werden.
Die Bundesärztekammer (BÄK) erklärte, es müssten fortlaufend Anstrengungen zur Unterrichtung der Bevölkerung und zur Sensibilisierung und Schulung des klinischen Personals unternommen werden. In der ärztlichen Aus-, Fort- und Weiterbildung sei das Thema breit verankert, auch Pflegekräfte und weiteres nichtärztliches Fachpersonal würden gezielt geschult. Ein Sprecher des Verbandes sagte in der Anhörung, es sei entscheidend, die Erkrankung früh zu erkennen und schnell eine Behandlung einzuleiten.
Die Sepsis-Stiftung wies darauf hin, dass die Zahl der Krankheits- und Todesfälle durch Sepsis wahrscheinlich sehr viel höher angesetzt werden muss, als es im Antrag dargestellt wird. Nach konservativer Schätzung sei von 500.000 Krankheitsfällen und 140.000 Todesfällen pro Jahr auszugehen.
Ein Sprecher der Deutschen Sepsis-Gesellschaft (DSG) ergänzte in der Anhörung, die Sepsis gehöre zu den häufigsten medizinischen Notfällen. Die Impfung gegen Infektionskrankheiten sei die beste Prävention auch gegen Sepsis. Wenn die Sepsis klassisch auftrete, werde sie meist gut erkannt, schwierig seien Grenzfälle mit unklarer Symptomatik.
Eine Sprecherin des Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) bestätigte dies und hob die Bedeutung hervor, die Krankheit rechtzeitig zu erkennen, weil ansonsten schwere Folgeschäden drohten. Immer wieder würden Patienten jedoch abgewimmelt und Symptome von klinischem Personal nicht richtig erkannt. Es sei daher sinnvoll, eine Sepsis-Checkliste zu nutzen.
Auf diesen Punkt verwies in der Anhörung auch die Medizinrechtlerin Iris Harbusch. Ihrer Ansicht nach sollten in Notaufnahmen Sepsis-Checklisten vorgehalten und gezielt abgearbeitet werden.