Analyseverfahren in der medizinischen Versorgung
Berlin: (hib/PK) Mit Testsystemen und Analyseverfahren für die medizinische Versorgung hat sich der Gesundheitsausschuss am Mittwoch in einem Fachgespräch befasst. Sachverständige wiesen dabei auf die Bedeutung neuer Technologien und den Trend zur Digitalisierung hin, machten aber auch klar, dass die Patientensicherheit im Vordergrund stehe.
Michael Müller von den Akkreditierten Laboren in der Medizin (ALM) sagte, Patienten müssten immer gut versorgt werden, egal ob es um einen Selbsttest gehe, einen Test in einer Arztpraxis oder um einen laborbasierten Test im Krankenhaus. Bei Tests gehe es auch um die richtige Vorbereitung der Patienten und um die biologische Variabilität. Viele Untersuchungsparameter seien tageszeitabhängig. Unterschiede gebe es zudem beim Probenmaterial. So könne eine Blutprobe mit Gewebeflüssigkeit vermischt werden. Damit sei das Testergebnis infrage gestellt. Müller fügte hinzu, viele Testsysteme seien sehr gut.
Martin Walger vom Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) kritisierte mit Blick auf die EU-Verordnung über die Zulassung von In-vitro-Diagnostika (IVD) ein Übermaß an Vorgaben aus Brüssel. Das habe nichts mit Sicherheitsrelevanz zu tun. Er warnte davor, in diesem Bereich dieselben Versorgungsprobleme herbeizuführen wie in der Medizintechnikbranche.
Die demografische Entwicklung wertete Walger als Jahrhundertherausforderung für das Gesundheitssystem und nannte den Mangel an Ärzten und Pflegern, Überalterung und die schwierige Versorgung in ländlichen Regionen. Um dem zu begegnen, seien neue, digitale Technologien nötig. Die Labordiagnostik biete viele Möglichkeiten, darunter die mit Künstlicher Intelligenz (KI) gestützte Diagnostik.
Christian Deindl vom Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) sagte, zu befürworten sei alles, was einer sicheren Diagnose nützlich ist, denn das sei die Voraussetzung für eine sichere Behandlung. Tests und Analysen seien hilfreich, sie dürften aber ärztliche und pflegerische Sorgfalt, die körperliche Untersuchung und eine ausführliche Anamnese nicht ersetzen.
Deindl ging auch auf falsch-positive Diagnosen ein, die bei Patienten Ängste auslösten, zu einer Überdiagnostik und unnötigen Behandlungen führen könnten. Daher sollten Prüf- und Behandlungsschwellenwerte regelmäßig validiert werden, um eine sichere Behandlung zu gewährleisten.