Experten für regional vernetzte Gesundheitsversorgung
Berlin: (hib/PK) Gesundheitsexperten unterstützten die von der Grünen-Fraktion geforderte regional vernetzte Gesundheitsversorgung und sehen darin Möglichkeiten für mehr Effizienz und Qualität. Die Corona-Pandemie hat nach Ansicht der Fachleute die Notwendigkeit für Reformen in einzelnen Bereichen der Versorgung besonders deutlich gemacht. Als sinnvoll erachtet werden regional basierte, sektorenübergreifende Leistungen. Die Sachverständigen äußerten sich anlässlich einer Anhörung des Gesundheitsausschusses des Bundestages am Mittwoch über einen Antrag (19/21881) der Grünen-Fraktion in schriftlichen Stellungnahmen.
Die Grünen-Fraktion fordert eine auf Gesundheitsregionen ausgerichtete Reform und ein neues, breiteres Verständnis für Gesundheit. Die Abgeordneten sprechen sich dafür aus, dass bis 2025 zehn Prozent der Bevölkerung in „Gesundheitsregionen“ versorgt werden. Eine gesetzliche Regelung für Gesundheitsregionen sollte eine integrierte Versorgung mit regionalen Ärztenetzen oder anderen regionalen Akteuren ermöglichen.
Nach Ansicht der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) ist der Vorschlag einer enger verzahnten, nah am Versorgungsbedarf einer Region von rund 150.000 Menschen ausgerichteten Verbundstruktur ein aussichtsreiches Modell, das weiterverfolgt werden sollte. Allerdings seien solche Regionalverträge nicht mit einer Krankenkasse alleine zu schließen, sondern sollten kassenübergreifend angelegt werden.
Unbenommen von der vorgeschlagenen Vernetzung werde im Übrigen die koordinierte Versorgung heute schon gelebt, schränkte die KBV ein. Alle an der Versorgung beteiligten Gesundheitsberufe seien unbürokratisch miteinander vernetzt. Die Gesundheitsberufe seien durch die komplexe moderne Medizin jedoch unübersichtlich geworden. Mit fortschreitender Fragmentierung drohe der Überblick verloren zu gehen. Daher sollte vor allem die hausärztliche Versorgung gestärkt werden.
Die Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) unterstützt die Ziele des Antrags ebenso. Die Pandemie zeige, dass die Kenntnis der regional unterschiedlichen Gegebenheiten die Voraussetzung für eine an den Bedürfnissen der Patienten orientierten Versorgung sei. Die Etablierung neuer und die Förderung bestehender regionaler Versorgungsnetzwerke sei daher ein vielversprechender und wegweisender Ansatz. Dies gelte insbesondere für die sektorenübergreifende Versorgung.
Zustimmung signalisierte der Caritasverband zu einer Gesundheitspolitik, die dem Grundsatz „Health in all Policies“ (Gesundheit in allen Sektoren) verpflichtet sei. Das deutsche Gesundheitssystem müsse weg vom krankheits- und defizitbezogenen, auf Kuration ausgerichteten Fokus und hin zu einem Public-Health-orientierten Ansatz, der Gesundheitsförderung, Prävention und Kompetenzstärkung in den Vordergrund stelle.
Auch der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sieht Reformbedarf. So behinderten das Auseinanderdriften von Gestaltungs- und Finanzierungsverantwortung, eine zergliederte Kompetenzverteilung sowie häufig institutionelle Interessen eine bessere Versorgung. Dies werde besonders deutlich in der Krankenhausplanung und Krankenhausfinanzierung.