28.09.2023 | Parlament

Gedenken an Opfer des NKWD-Lagers Tost/Toszek (Polen)

Das Bild zeigt zwei Männer und eine Frau draußen. Einer der Männer hält einen aufgespannten Schirm über die Gruppe.
Das Bild zeigt einen Platz umgeben von Sträuchern und Bäumen. Im Zentrum steht ein großer Gedenkstein mit einer Aufschrift. Auf diesem Platz steht eine Frau mit einem Mikrofon und spricht, mehrere Personen hören zu.
Das Bild zeigt eine Gruppe von Menschen die in einem Park auf Stühlen sitzen.
Das Bild zeigt eine Gesprächssituation, eine Frau und ein Mann unterhalten sich. Es sind noch mehrere Personen anwesend, alle befinden sich in einem Park.
Das Bild zeigt ein rotes Backsteingebäude mit vergitterten Fenstern.
Das Bild zeigt einen Wald, im Vordergrund steht ein weißes Schild. Ein Wegweiser mit der Aufschrift Massengrab dr Opfer des NKWD Lagers Toszek.

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Die SED-Opferbeauftragte mit Dieter Dombrowski (links), Bundesvorsitzender der Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft und Prof. Jozef Musielok (rechts), Rektor der Universität Oppeln. (© Team Zupke)

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Die SED-Opferbeauftragte bei ihrer Gedenkrede an die Opfer des NKWD-Lagers Tost/Toszek. Im Hintergrund Sybille Krägel von der Initiativgruppe NKWD-Lager TOST/Oberschlesien 1945 und Waldemar Gielzok, Vorsitzender der Deutschen Bildungsgesellschaft die Rede. (© Team Zupke)

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Die SED-Opferbeauftragte und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Gedenkveranstaltung für die Opfer des NKWD-Internierungslagers in Tost. (Polen) (© Team Zupke)

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Die SED-Opferbeauftragte im Gespräch mit dem Konsul Peter Herr, Deutsches Konsulat Oppeln. (© Team Zupke)

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Ehemaliges NKWD-Lager (Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten, russisch: Narodny Kommissariat Wnutrennich Del) in Tost/Toszek im heutigen Polen. (© Team Zupke)

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Wegweiser zum Massengrab der Opfer des NKWD Lagers Toszek (ehemals Tost). (© Team Zupke)

Vom 22. bis 24. September 2023 nahm die SED-Opferbeauftragte an einer Gedenkfahrt zum ehemaligen NKWD-Lager in Tost/Toszek im heutigen Polen teil. Organisiert wurde die Reise durch die Initiativgruppe Lager Tost, die sich seit vielen Jahren für ein würdiges Erinnern an die Opfer des Lagers engagiert.
In ihrer Rede bei der Kranzniederlegung für die Opfer des NKWD-Lagers unterstrich die SED-Opferbeauftragte die Bedeutung des gemeinsamen deutsch-polnischen Erinnerns: „Tost – und die weiteren Lager – sind auch heute noch viel zu häufig ein blinder Fleck in unserer Erinnerungskultur. Das Unrecht und das Leiden der Nachkriegsjahre hat für uns häufig keine klaren Konturen. Die Opfer keine Namen – und die Orte sind viel zu oft längst vergessen.“
Umso bedeutender, so die Bundesbeauftragte, ist das Engagement der Initiativgruppe um Sybille Krägel und des „Deutschen Freundschaftskreises Tost“ um Dorotheja Mathea:
„Für mich steht Tost für mehr als “nur„ für das frühere Lager. Tost steht für die Menschen, die hier gelitten haben und hier gestorben sind. Tost steht für mich aber ebenso auch für das Erinnern. Für die persönliche Erinnerung der Angehörigen an die verstorbenen Eltern, Großeltern und Geschwister. Und für das gemeinsame Erinnern. Als Ausdruck unserer deutsch-polnischen Freundschaft.“
Gemeinsam mit dem Bürgermeister von Toszek/Tost Dr. Grzegorz Kupczyk, dem Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Oppeln Peter Herr, dem Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Gleiwitz Dr. Marcin Tyslik, dem Vorsitzenden der Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft Dieter Dombrowski und den Angehörigen der Opfer legte die SED-Opferbeauftragte einen Kranz an einem Gedenkstein für die Opfer des NKWD-Lagers Tost nieder.

Der Besuch des ehemaligen Gefängnisses, indem sich heute eine psychiatrische Klinik befindet, eine zweisprachige ökumenische Andacht und ein Konzert des Jugendchores „Con Colore“ des Deutschen Freundeskreises Tost e.V. in der Pfarrkirche und eine Vorstellung der Jugendbox „Am Scheideweg“ in der Burg Tost rundeten das Programm des Gedenktages ab.

Bereits am Vortag war die Gruppe für ein Gespräch im Deutschen Generalkonsulat Breslau zu Gast. Im Gespräch mit den Vertretern der Opferverbände und der Bundesbeauftragten sagte der Generalkonsul Martin Kremer seine Unterstützung bei der Klärung der Besitzverhältnisse des Geländes der Massengräber in Tost und der dauerhaften Wahrung der Totenruhe der Opfer in den Massengräbern zu.
„Die persönlichen Begegnungen mit den Angehörigen der Opfer und die Eindrücke dieses Tages werden mich noch lange in meiner Arbeit begleiten.“ sagte die SED-Opferbeauftragte zum Abschluss dieser Reise.

Hintergrund

Das Lager Tost wurde von Mai bis Dezember 1945 vom NKWD (Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten der UdSSR) zur Internierung von etwa 5.000 deutschen Zivilisten genutzt. Dafür wurde in den Gebäuden der ehemaligen Landespflegeanstalt für psychisch Kranke in Tost, eines von 28 Sonderlagern auf dem ehemals deutschen Gebiet eingerichtet. Neben den etwa 1.000 Gefangenen aus Breslau und Oberschlesien waren ab Sommer 1945 auch mehr als 3.700 Gefangene aus dem Lager Bautzen interniert. Sie waren in drei Eisenbahn-Transporten nach Tost verlegt worden. Bereits im November/Dezember 1945 wurde das Lager Tost wieder aufgelöst. Ein Teil der Gefangenen wurde über Graudenz (Westpreußen) nach Fünfeichen (Neubrandenburg) verlegt, der andere Teil der Überlebenden wurde entlassen.
Von Juni bis Dezember 1945 starben allein im Lager und in den bestehenden Arbeitskommandos mehr als 3.000 Menschen. Sie wurden am Rande von Tost in Massengräbern „bestattet“ oder in notdürftigen Einzelgräbern direkt am Arbeitseinsatzort verscharrt.
1998 wurde für die Toten des NKWD-Lagers Tost ein Gedenkstein errichtet. Das direkt daneben liegende Gelände, auf dem sich eines der Massengräber befindet, ist heute in privatem Firmenbesitz.
Dringendes Anliegen der Angehörigen ist es daher heute, dieses Gelände öffentlich zugänglich zu machen und den Toten dort eine würdige Ruhestätte zu schaffen.
Sybille Krägel, deren Vater Hans-Werner Rasmussen, 39 Jahre aus Hainichen/Sachsen in diesem Lager umkam, gründete 1993 die Initiativgruppe NKWD-Lager Tost/Oberschlesien. Ihr ist es in jahrelanger ehrenamtlicher Arbeit gelungen, die Namen der meisten Inhaftierten zu ermitteln, Erfahrungsberichte aufzuschreiben und alles in einer Datenbank zu erfassen.
Sie organisiert regelmäßig Busreisen zu den Gedenkfeiern im ehemaligen NKWD-Lager Tost, die in Zusammenarbeit mit dem sehr aktiven deutschen Freundschaftskreis Tost e.V. organisiert und von der Stadtverwaltung mit Bürgermeister Dr. Grzegorz Kupczyk sowie dem deutschen Konsulat Oppeln unterstützt werden.
Seit 2015 ist Frau Krägel Ehrenbürgerin der Stadt Tost.
(Quellen: Stiftung Sächsische Gedenkstätten https://www.stsg.de/cms/dokstelle/tost, UOKG https://www.uokg.de/mitglieder/initiativgruppe-nkwd-lager-tostoberschlesien-1945/)