21.02.2024 | Parlament

Grußwort von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas beim ersten Deutschen Veteranenkongress

[Es gilt das gesprochene Wort]

Sehr geehrter Herr Generalleutnant Laubenthal,
Herr Oberstleutnant Bohnert,
sehr geehrte Veteraninnen und Veteranen ,

meine Damen und Herren!
Wenn man Veteraninnen und Veteranen zuhört, dann kann es einem kalt den Rücken runterlaufen.

Wenn eine Afghanistan-Rückkehrerin erzählt, wie schwer ihr das Zugfahren fällt. 
Weil sie dauernd die Mitreisenden und ihr Gepäck danach überprüft, ob irgendetwas verdächtig ist.

Oder wenn ein ehemaliger Minenräumer berichtet, dass grüne Wiesen ihn unruhig machen. 
Weil er so oft erlebt hat, dass dort Minen liegen.

Das sind nur zwei von vielen Erzählungen. 
Sie zeigen: Soldatinnen und Soldaten haben keinen normalen Beruf. Sie leisten einen außergewöhnlichen Dienst für unser Land.

Mit großer Verantwortung. 
Und mit besonderen Belastungen.

Deshalb verdienen diese Frauen und Männer – also Sie im Saal - unsere außergewöhnliche Wertschätzung!

Ich unterstütze daher sehr gerne als Schirmfrau diesen ersten Deutschen Veteranenkongress.
Mit spannenden Vorträgen, Workshops und dem wichtigen Austausch mit den Fachkolleginnen und Kollegen des Verteidigungsausschusses. 
Ich möchte an dieser Stelle auch betonen: Unsere Bundeswehr ist
aus gutem Grund eine Parlamentsarmee.

Gerade gestern waren einige von Ihnen im Deutschen Bundestag. 
Bei einem Fachgespräch zum Veteranentag.

Diese Initiative kommt aus der Mitte unseres Parlamentes.
Gut, dass wir hier vorankommen!
Im Bundestag ging es gestern auch um die Unterstützung für diejenigen, 
deren Einsatz gefühlt fortdauert. 
Sie tragen belastende Situationen 
weiter mit sich. 
Körperlich und seelisch.

Und wir dürfen dabei auch nicht vergessen: Veteraninnen und Veteranen erleben Extremsituationen nicht nur im Ausland, sondern auch hier in Deutschland.

Wer einen so außergewöhnlichen Dienst für unser Land leistet, muss sicher sein: Unterstützung und Hilfe stehen bereit. Auch nach den Einsätzen.

Sehr geehrte Damen und Herren, 
die Enquete-Kommission „Lehren aus Afghanistan“ hat mir gestern ihren Zwischenbericht überreicht.

Wir wollen aus diesem Einsatz lernen. Ganz besonders aus den Fehlern. Um unsere Soldatinnen und Soldaten künftig besser zu schützen.

Wir Bundestagsabgeordneten tragen Verantwortung für unsere Parlamentsarmee.
Das ist uns sehr bewusst. 
Abstimmungen über Auslandseinsätze sind für viele Abgeordnete die schwierigsten Entscheidungen.

Die Erinnerung an die Toten und Gefallenen bei Auslandseinsätzen ist bei uns im Bundestag gegenwärtig: Vor dem Saal des Verteidigungsausschusses steht eine Gedenkstele mit ihren Namen.

Wir erinnern an diese Frauen und Männer mit großem Respekt. Die Erinnerung führt uns immer wieder vor Augen: Einsätze können Leben kosten.

Lieber Herr Bohnert,
gemeinsam waren wir im „Wald der Erinnerung“ am Schwielowsee. Ich war tief berührt, als ich dort einen Kranz niedergelegt habe.

Lange hat sich unser Land zu wenig mit Veteraninnen und Veteranen beschäftigt.

Ich bin froh, dass sich das seit einiger Zeit ändert – auch und besonders durch Ihr Engagement. Vielen Dank dafür!

Und es ist eine gute Nachricht, dass die Bundeswehr nun mit dem Veteranenbüro eine zentrale Anlaufstelle für die Unterstützung der Veteraninnen und Veteranen geschaffen hat.
Das Thema steht ja heute Nachmittag auf Ihrer Tagesordnung. 
Mir ist wichtig, dass wir die Aufmerksamkeit und Anerkennung für Veteraninnen und Veteranen gezielt weiter stärken.

Die Invictus Games im vergangenen Jahr in Düsseldorf waren hier ein wichtiger und schöner Erfolg. 
Viele Menschen haben sich für die Wettkämpfe begeistert.
Die Leistungen und Anliegen der Veteraninnen und Veteranen haben mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Meine Damen und Herren,
in dieser Woche jährt sich der Beginn von Russlands Angriff auf die Ukraine zum zweiten Mal. 
Dieser Angriff hat die Sicherheitslage in Europa grundlegend verändert. 
Die Landes- und Bündnisverteidigung ist wieder in den Mittelpunkt gerückt.

Die Zeitenwende findet statt. Auch in den Köpfen. 
Viele Menschen waren aufgrund unserer Geschichte pazifistisch eingestellt.
Auch ich. 
Bis ich in Butscha und Irpin war.

Russlands Krieg gegen die Ukraine führt uns überdeutlich vor Augen: Wir brauchen eine wehrhafte Armee!
Eine Armee, die unser Land, unsere Freiheit und unsere Demokratie verteidigt.

Wir verdanken den Frauen und Männern viel, die zur Verteidigung unseres Bündnisses bereitstehen. Zur Not mit dem eigenen Leben.

Vergangenes Jahr war ich in Rukla. 
Ich habe den Bundeswehr-Soldatinnen und -Soldaten gedankt, die die NATO-Ostflanke schützen.

Sie haben mir erzählt, was Ihnen die Wertschätzung durch unsere Gesellschaft bedeutet.
Ich habe in Rukla aber auch immer wieder gehört, dass nicht nur die Soldatinnen und Soldaten persönliche Opfer erbringen.
Auch ihre Familien.

Und das nicht nur bei Auslandseinsätzen.
Sondern auch bei Alarmübungen, Übungsplätzen, Lehrgängen.
Ein aktiver Soldat mit 13 Auslandseinsätzen sagte einmal:

„Im Einsatz und bei Übungen 
ändert sich für mich nicht viel. 
Der links von mir trägt Uniform, die rechts von mir trägt Uniform.  

Aber zuhause ändert sich fast alles:  Einkaufen, bei den Hausaufgaben helfen, das Auto in die Werkstatt bringen – alles allein. 
Bei Auslandseinsätzen kommt dazu: Man weiß nicht, ob der Partner gesund wieder nach Hause kommt. 
Die Familie hat mehr Stress als ich.“
Zitatende.

Liebe Veteraninnen und Veteranen,
Sie wissen es nur zu gut: Ihre Familien, Ihre Freundinnen und Freunde tragen die Belastungen mit. Und stärken Ihnen den Rücken.

Daher sage ich heute: Danke, liebe Veteraninnen und Veteranen!
Und auch: Danke, liebe Angehörige!

Sehr geehrte Damen und Herren, 
ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Veteranenkongress!

Und ich hoffe, Sie alle wiederzusehen beim Veteranentag.

Vielen Dank!

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