30.11.2023 | Parlament

Rede von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas bei der Verleihung des GermanDream Awards in der Kategorie „Vorbild des Jahres 2023“ an Max Teske und Laura Nickel

[Es gilt das gesprochene Wort]

Herr Bundeskanzler, lieber Olaf,
liebe Düzen Tekkal,
liebe Preisträgerinnen und Preisträger,
liebe Gäste!

Wir feiern heute besondere Menschen.

Menschen, die für das „Wir-Gefühl“ stehen. 
Die den Zusammenhalt in der Gesellschaft stärken. 
Und unsere freiheitliche Demokratie. 
Menschen, die sich im Alltag 
für ein offenes, solidarisches und vielfältiges Deutschland einsetzen.

Menschen, die Vorbilder sind. Für gelebte Werte und für Menschlichkeit.

Das ist der GermanDream, wie Düzen Tekkal ihn träumt und lebt.

Ein Traum, der eine echte Bewegung geworden ist. Eine Bildungsbewegung.

Ihre Werte-Botschafterinnen und Botschafter zeigen, welche Potentiale in unserem Land stecken. 
Die GermanDream-Bewegung leistet einen sehr wichtigen Beitrag für ein Deutschland des Mutes und der Chancen. 
Für alle, die hier leben.

„Was für ein Glück, morgens aufzuwachen und frei zu sein“, 
hast Du, liebe Düzen, Deinen GermanDream beschrieben.

Das kann nur jemand sagen, der aus eigenem Erleben weiß: Freiheit und Demokratie sind keine Selbstverständlichkeit.

Dieses Bewusstsein willst Du teilen und wachhalten. Und dafür den „Menschlichkeitsmuskel“ trainieren.
Auch eine wunderbare Wortschöpfung von Dir, die zeigt: Demokratie und ihre Werte müssen konkret sein und immer wieder geübt werden.

Das alles geht nur, wenn möglichst viele Menschen mitmachen. 
Die freiheitliche Demokratie und ihre Werte verlangen das Engagement der ganzen Gesellschaft.

Die Fundamente für dieses Engagement werden besonders in der Schule gelegt. 
In unseren Schulen entscheidet sich, in welchem Land wir zukünftig leben. Hier kommen Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Herkunft und Prägung zusammen.

Mit unterschiedlichen Erfahrungen, Temperamenten und Charakteren.

Und auch mit den Konflikten, die in Familien, Freundeskreisen und in der Gesellschaft diskutiert werden.  

In einer krisenhaften Zeit ist das eine besondere Herausforderung – für die Kinder und Jugendlichen. Und für die Lehrkräfte.

Gleichzeitig ist es eine Chance, demokratische Werte zu vermitteln und zu üben. 
Demokratie ist anstrengend. Das weiß ich aus Erfahrung im Deutschen Bundestag – und der Bundeskanzler weiß das natürlich auch…  

Man muss Kompromisse finden, Widerspruch aushalten, Argumente klug formulieren. Und respektvoll miteinander umgehen.
Das zu vermitteln, war noch nie einfach. Derzeit noch weniger.

Wir wissen: Rassistische Einstellungen nehmen an deutschen Schulen schon lange zu. Vor allem der Antisemitismus. 
Jüdische Schülerinnen und Schüler werden drangsaliert, das Wort „Jude“ wird als Schimpfwort benutzt.

Nach dem barbarischen Terror der Hamas erleben wir offenen Judenhass auf unseren Straßen und im Netz. Auch die Schulen bleiben davon nicht verschont.

Ganz klar ist: Wir dürfen Antisemitismus nicht hinnehmen!

Genauso wenig, wie Anfeindungen gegen Migrantinnen und Migranten, Gegen Musliminnen und Muslime. Gegen Menschen, die vermeintlich anders sind. Wir brauchen den Mut zur Intoleranz gegen Hass und Hetze.

Und wir brauchen Vorbilder. Menschen, die unsere demokratischen Werte vorleben. Das ist gerade in den Schulen wichtig.

Deswegen freue ich mich besonders, dass der German-Dream-Award in der Kategorie „Vorbild des Jahres 2023“ an die Lehrerin Laura Nickel und den Lehrer Max Teske geht! 
Liebe Frau Nickel, lieber Herr Teske, 
mit Ihrem entschlossenen Eintreten gegen Rechtsextremismus und Rassismus, gegen Homophobie und Sexismus im Schulalltag haben Sie Zivilcourage und Mut bewiesen.

Sie haben die Haltung gezeigt, die wir uns als Gesellschaft fest vornehmen, zu der aber oft der Mut fehlt.

Ohne Rücksicht auf persönliche Nachteile haben Sie Rückgrat gezeigt. 
Und das in einem Umfeld, wo Diskriminierung und Rassismus offensichtlich nicht mehr als Problem wahrgenommen werden.

Wie viele hier im Raum habe ich im Mai die ARD-Reportage „Ganz normal: Rechtsradikal“ gesehen. Eine Reportage über die massiven Vorurteile, die vielerorts in unserer Gesellschaft zur Selbstverständlichkeit geworden sind.
Ich war schockiert.
Und beeindruckt.

„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ 
Dieser vielzitierte Satz von Erich Kästners bleibt oft Appell ohne Folgen.

Sie haben diese Aufforderung zum Handeln aber beherzigt und wirklich „Gutes getan!“  
Sie stehen für mich auch stellvertretend für alle mutigen Menschen, die sich in dieser ARD-Reportage offen vor die Kamera getraut haben – zum Beispiel der Vorsitzende des Fußballvereins.  

Sie alle wussten, dass Sie mit Ihrem Einsatz für Demokratie persönlich und beruflich viel riskieren.  

Umso bemerkenswerter ist Ihre Courage.

Massive Anfeindungen als angebliche „Nestbeschmutzer“ haben Sie nicht abgehalten, für Ihre Überzeugungen einzustehen.

Sie haben sich nicht entmutigen lassen. Davor habe ich großen Respekt. Mit Ihrem Brandbrief haben Sie Missstände offengelegt und eine wichtige bundesweite Debatte ausgelöst.

Auch das ist wichtig: Antisemitismus und Rassismus sind keine Probleme an den Rändern unserer Gesellschaft. Wir müssen immer und überall hinschauen. Genauer als bisher. 
Und sollten uns ein Beispiel nehmen an Laura Nickel und Max Teske. 
Ihr Einsatz für Menschlichkeit und gegen Hass verdient das Prädikat: vorbildlich.

Liebe Frau Nickel, lieber Herr Teske,
herzlichen Glückwunsch zum German-Dream-Award. 
Und herzlichen Dank für Ihr beeindruckendes Engagement!

Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihren beruflichen Neuanfang und auch ganz persönlich.

Und viel Erfolg für Ihren Einsatz bei Ihrem „Bündnis – Schule für mehr Demokratie“.

Vorbilder wie Sie brauchen wir dringend!

Damit der GermanDream 
immer stärker wird!

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