Begrüßung durch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas bei der Eröffnung des Bürgerrats in der Halle des Paul-Löbe-Hauses
[Es gilt das gesprochene Wort]
Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Bürgerinnen und Bürger,
liebe Zuschauerinnen und Zuschauer
– hier im Saal und im Livestream,
herzlich willkommen zur Eröffnung des Bürgerrats „Ernährung im Wandel: Zwischen Privatangelegenheit und staatlichen Aufgaben“.
Es ist schön, Sie - die 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmer - endlich persönlich zu treffen!
Sie kommen aus ganz Deutschland.
Viele haben eine längere Reise hinter sich. Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.
Ebenfalls begrüße ich die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats, die maßgeblich zum Gelingen des Bürgerrats beitragen werden.
Sehr geehrte Damen und Herren, vielen Dank für Ihre wertvolle Unterstützung.
Mir kommt es ein Wenig vor wie der erste Schultag oder der Ausbildungsbeginn:
Alle sehen sich zum ersten Mal,
lernen sich kennen – und wissen:
Wir werden in den nächsten Monaten viel Zeit miteinander verbringen.
Auch ich freue mich, dass es jetzt endlich losgeht.
Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer,
hier im Paul-Löbe-Haus sehen Sie die Sitzungssäle, in denen die Fach-Ausschüsse des Deutschen Bundestages tagen.
Dort diskutieren wir Abgeordnete, hören Sachverständige an und suchen Kompromisse.
Auch Sie werden in den nächsten Monaten in ein Thema tiefer einsteigen, diskutieren und sich mit Fachwissen auseinandersetzen.
Danke, dass Sie sich dieser Aufgabe stellen.
Ich kann alle verstehen, die Respekt davor haben.
Einige von Ihnen haben akademische Berufe, viele andere nicht.
Egal was Ihr Hintergrund ist, mein Rat an Sie:
Sagen Sie, was Sie denken.
Und reden Sie, wie Sie immer reden.
Genau dafür ist der Bürgerrat da.
Der Deutsche Bundestag möchte ein möglichst unverstelltes Meinungsbild von Ihnen bekommen.
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Abgeordneten haben für diesen ersten Bürgerrat ein alltagsnahes Thema bestimmt.
Ernährung betrifft uns alle.
Und es berührt uns auch emotional:
Was zu Hause auf den Tisch kommt,
hat mit Heimatregionen zu tun.
Mit Traditionen.
Zum Teil auch mit starken Überzeugungen.
Darum haben wir alle beim Thema Ernährung sehr unterschiedliche Erwartungen,
was der Staat wann tun soll.
Wenn überhaupt!
Für die Politik ist es wichtig, die Perspektive der Bürgerinnen und Bürger zu kennen.
Natürlich haben wir Abgeordnete viel Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern.
Uns besuchen Bürgerinnen und Bürger hier im Bundestag.
Oder wir bieten Sprechstunden im Wahlkreis an.
Und viele sind in den sozialen Medien unterwegs.
Die meisten Menschen kommen aber nicht zu Bürgersprechstunden.
Weil sie mit ihrer Arbeit und ihrer Familie beschäftigt sind.
Weil sie Berührungsängste haben.
Oder weil sie gar nicht wissen, dass man einfach so zu seinem Abgeordneten gehen kann.
Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer,
waren Sie schon mal bei einem Abgeordneten?
Ich vermute: Für die Meisten ist das heute der erste persönliche Kontakt mit dem Bundestag.
Das zeigt, warum wir Bürgerräte brauchen:
Hier sollen auch die Menschen zu Wort kommen, die sich sonst nicht von selbst melden und lautstark ihre Meinung kundtun.
Deutschland ist ein vielfältiges Land.
Stadt und Land.
Ost wie West.
Alt und jung.
Mit und ohne Abitur.
Ein Stück der Vielfalt Deutschlands findet sich hier im Saal wieder.
Ein echter Querschnitt der Gesellschaft.
Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer,
Sie werden Menschen kennenlernen, denen Sie sonst wohl nicht begegnet wären.
Menschen mit ganz anderem Hintergrund,
ganz anderen Lebenserfahrungen.
Ich finde: Das ist eine echte Chance für alle.
Seien Sie offen!
Lassen Sie sich überraschen von den Argumenten der anderen!
Begegnen Sie sich mit Respekt
– aber ohne falsche Harmonie.
Der Bürgerrat soll auch aufzeigen, wo es Konflikte gibt.
Wir wollen wissen:
Was brennt den Leuten beim Thema Ernährung wirklich unter den Nägeln?
Wo gibt es unterschiedliche Meinungen?
Welche Themen werden zwar medial heiß diskutiert – lassen viele Menschen aber kalt?
Mir ist es wichtig, dass am Ende dieses Bürgerrates jede und jeder von Ihnen sagt:
Ich konnte mich einbringen.
Meine Meinung wurde gehört.
Und vielleicht sagen Manche auch:
Ich habe meine Meinung geändert.
Gemeinsam werden Sie Empfehlungen erstellen.
Im Idealfall ganz konkrete Empfehlungen,
an denen wir Abgeordnete und die Bundesregierung weiterarbeiten können.
Uns Abgeordneten ist natürlich bewusst:
Der Bürgerrat wird nur ein Erfolg,
wenn er etwas bewirkt.
Wir werden uns sehr ernsthaft mit Ihren Vorschlägen auseinandersetzen.
Das kann ich Ihnen versichern.
Sie wissen aber natürlich auch:
Verbindliche Entscheidungen können in unserer parlamentarischen Demokratie nur die gewählten Abgeordneten treffen.
Spätestens Ende Februar präsentieren Sie
Ihr Bürgergutachten.
Ich bin gespannt.