Rede von Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble zur Verleihung des Staatspreises NRW 2017
Laudatio auf Navid Kermani
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
verehrte Kolleginnen und Kollegen aus den Parlamenten,
vor allem lieber Navid Kermani,
meine Damen und Herren!
Welt aus den Fugen: Unter diesem Titel war Navid Kermani Anfang des Jahres auf Theaterreise – kreuz und quer durch unser Land. Er führte Gespräche über unsere Zeit und ihre Herausforderungen. Er hörte zu, er fragte nach, widersprach, er diskutierte. Die Theater waren voll. Kermani traf einen Nerv.
Da ist etwas aus den Fugen geraten: Das ist ein Gefühl, das viele umtreibt. Die Welt ist uns spürbar näher gerückt. Unsere vertraute Um-Welt verändert sich dadurch. Wir lernen gerade erst, was Globalisierung wirklich heißt: Neben fast unbegrenzten neuen Möglichkeiten auch vielfache Ungewissheiten. Dazu eine uneinheitliche Bedrohungslage: Kriege, Krisen, Konflikte, deren Wirkungen bis in unsere Gesellschaften reichen; Terroranschläge auch in Europa, sogar in unserem Land; wachsender Populismus, Nationalismus, Europa-Skeptizismus – eigentlich alles keine Themen für eine Festveranstaltung. Für Navid Kermani aber dann irgendwie doch. Denn er zeigt, so oft er kann, wo wir in einer Zeit, die aus den Fugen scheint, neuen Halt suchen können.
Die großen Flüchtlingsbewegungen sind nur die neueste Erfahrung mit der Globalisierung. „Einbruch der Wirklichkeit“, nennt Kermani das. Seine Reise-Reportagen durch Europa, seine Erfahrungen auf dem Flüchtlingstreck, auf der sogenannten Balkanroute, bringen uns Flucht und Migration nahe – und die vielfältigen Gründe dafür. Wir können durch seine Texte die Welt aus der Sicht der anderen sehen, aus der Perspektive der Menschen, die zu uns kommen: Gewalt- und Armutserfahrung, den Verlust von Familie und Heimat, Ängste, Wünsche, Hoffnungen, manchmal unerfüllbar hohe Erwartungen.
Globalisierung mit all ihren Auswirkungen ist heute Realität. Unser Unbehagen, das sich mit ihr verbindet, ist es auch. Europa, auch unser Land verändert sich, ob wir wollen oder nicht. Diese Umbrüche empfinden viele als ungemütlich. Das ungeheure Tempo der Veränderungen macht Angst. Und diese Verunsicherung dürfen wir nicht verdrängen. Trotzdem müssen wir den Wandel annehmen.
„Politisch zu denken, bedeutet die Welt in ihrer Ambivalenz, Widersprüchlichkeit und Komplexität verstehen zu wollen.“ So hat es Navid Kermani einmal treffend formuliert. Ambivalenz, Widersprüchlichkeit, Komplexität: Das beschreibt unsere Welt – unter den Bedingungen der globalen Vernetzung und der Digitalisierung besser denn je.
Es stimmt doch: Das westliche Gesellschaftsmodell, unsere Art zu leben, ist hoch attraktiv. In der zusammenwachsenden Welt weckt das Ansprüche. Auch da und gerade da, wo keine Freiheit herrscht – oder wo es echte Armut gibt. Das produziert zugleich Konflikte, die auf uns zurückfallen.
Mit der Globalisierung gehen große Möglichkeiten einher, zu wirtschaftlicher Entwicklung und Wohlstand. Armut ist in der Welt stark zurückgegangen, besser gebildete Mittelschichten wachsen. Gleichzeitig leiden viele Menschen unter dem wirtschaftlichen Strukturwandel und dem verschärften internationalen Wettbewerb. Das ist die Kehrseite: Soziale Unterschiede und Ungleichheiten – innerhalb unserer Gesellschaft, aber auch zwischen den westlich-europäischen Gesellschaften und anderen Regionen der Welt. Die globale Verfügbarkeit von Informationen durch das Internet verstärkt die zumindest subjektive Wahrnehmung von Ungleichheit noch beträchtlich.
Hinzu kommt: Die Freiheiten, die wir in unseren offenen Gesellschaften haben, durch die Globalisierung und die neuen Kommunikationsmittel, können überfordern. Unbegrenzte Freizügigkeit weckt auch Unbehagen.
Komplexität ist Kermani nicht fremd. Das Leben ist vielschichtig, der Mensch nicht eindimensional. Sich selbst will Kermani nicht auf eine Identität reduzieren lassen – erst recht nicht auf eine unveränderliche. Man solle sich nur einmal vorstellen, man würde in allem, was man tut, denkt, fühlt, Deutscher sein, nur als Deutscher agieren, essen, lieben – das wäre doch ziemlich grauenhaft, findet Kermani.
Am wenigsten schätzt er, wenn er auf seinen Glauben reduziert wird. Er ist Muslim, ja. Aber er ist das mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der er Deutscher oder Europäer ist. Kermani ist „ein frommer Mensch, der zugleich Aufklärer ist.“ So hat ihn Gustav Seibt in der Süddeutschen Zeitung porträtiert. Tatsächlich zeigt er, dass die Verbindung von Modernität und religiösem Selbstbewusstsein als Muslim auch in der Pluralität des säkularen Westens möglich ist. Und dass es den Islam im Kollektiv-Singular nicht gibt. Er ist seinem Glauben verhaftet. Und er leidet an Dingen, die im Namen seiner Religion geschehen. Welcher Christ kennt das nicht?
Die Komplexität unserer Welt verstehen viele als Bedrohung. Sie suchen das Vertraute, sehnen sich nach Geborgenheit. Sie wollen Sicherheit, Heimat, Nähe. Es gibt das Bedürfnis nach Zugehörigkeit, nach Bindungen, den Drang, sich zu identifizieren mit etwas. Auch Religion stiftet geistige Heimat, sie gibt Halt. Sie befriedigt das Bedürfnis von Menschen, Gemeinschaft zu erleben. Religion schürt aber auch Konflikte – wenn sie politisch instrumentalisiert wird. Nur steht nicht hinter jedem Konflikt Religion.
Auch Kermani behauptet nicht, dass es keine kulturellen Konflikte gibt. Aber er lenkt den Blick auf die sozialen und ökonomischen Bruchstellen in einer Gesellschaft. Ein großer Teil der Integrationsprobleme ist für Kermani nicht bloß theologisch zu erklären. Sie haben soziale Gründe, sie haben mit Herkunft zu tun, mit sozialem Status, vor allem mit Bildung.
Unsere Gesellschaft ist heute bunter und vielfältiger. Durch Menschen ganz unterschiedlicher geografischer, kultureller, sozialer und, ja, auch religiöser Herkunft. Je komplexer unsere Gesellschaft ist, desto notwendiger wird die verlässliche Einübung und Beachtung gesellschaftlicher Regeln – übrigens auch die Durchsetzung dieser Regeln.
Die Migration zwingt uns aus der Defensive: Es braucht Verständigung und Selbstverständigung.
Wir müssen einen anderen Umgang mit den Regionen finden, die uns umgeben, mit der islamisch geprägten Welt und mit den Staaten Afrikas.
Und wir müssen uns unserer selbst rückversichern. Millionen suchen bei uns Frieden und Freiheit. Und wir? Der Westen pflegt Selbstzweifel an den eigenen gesellschaftlichen Freiheiten. Und wir trauen der Freiheit, die wir für uns selbstverständlich beanspruchen, auch nicht Allgemeinverbindlichkeit in einem globalen Maßstab zu.
Eigentlich wissen wir es doch: Abschottung und Rückzug, solche Vorstellungen sind illusionär, die Parolen gefährlich. „Wer die Feinde der offenen Gesellschaft bekämpft, indem er die eigene kulturelle Offenheit aufgibt, hat den Kampf bereits verloren“, sagt Kermani. Aber er betont auch, dass es um – ganz wörtlich gemeint – selbstbewusste Offenheit geht, nicht um Selbstaufgabe. Es geht um Achtung, nicht darum, sich selbst zu verleugnen. Selbstachtung – Kermani weiß: Wer sich selbst nicht respektiert, der kann keinen Respekt erwarten.
Integration fordert den Staat. Es bedarf Offenheit und Engagement der Gesellschaft des Aufnahmelandes. Und es braucht die Bereitschaft der Zuwanderer, sich auf ein Leben in der deutschen Gesellschaft einzulassen, also den Willen und die Eigenleistung der zu Integrierenden. Das ist Teil unseres Selbstverständnisses: Unsere Gesellschaft geht vom frei entscheidenden Individuum aus. Leben ist, wie Popper sagte, ein permanentes Lernen durch tägliches Problem lösen und Fragen beantworten. Kermanis eigener Werdegang zeigt, wie sich Menschen in der offenen Gesellschaft frei entfalten können. Nun wird nicht aus jedem Mensch in der offenen Gesellschaft gleich ein Navid Kermani – doch seine Biographie zeigt, wie die deutsche Kultur ihn prägt und wie er diese seinerseits bereichert. Seine Biografie zeigt auch: Die offene Gesellschaft verändert sich selbst und den Einzelnen durch den dauernden Abgleich der menschlichen und natürlichen Wirklichkeit mit der Theorie und unseren subjektiven Vorstellungen. Kermani beweist, dass die offene Gesellschaft kein exklusiv westliches Monopol ist. Sie kann eine universelle Art des Zusammenlebens sein.
Heimat und Öffnung gehören zusammen. Der Mensch trägt beides in sich. Kermani sagt von sich: „Meine Heimat ist nicht Deutschland. Sie ist mehr als Deutschland: Meine Heimat ist Köln geworden. Meine Heimat ist das gesprochene Persisch und das geschriebene Deutsch.“ Was er über Sprache als Heimat sagt, fasziniert mich. Identität bildet sich für ihn vor allem über Sprache. Einfach ist das nicht, ich zitiere ihn: „Die geschriebene deutsche Sprache ist meine Heimat; nur sie atme ich, nur in ihr kann ich sagen, was ich zu sagen habe. ... Mit der gesprochenen deutschen Sprache verbinde ich keine Gefühle der Nähe, ich spreche es auch viel zu schnell. Ich fühle mich nicht wohl darin. Wenn ich dagegen Persisch höre, fühle ich mich zuhause.“ Komplexität: Auch hier. Nicht einmal die Muttersprache ist eindeutig.
Und dann erst das Vaterland. Die Rede, die Kermani 2014 zum Jubiläum des Grundgesetzes im Bundestag gehalten hat, wurde als eine „patriotische Rede“ bezeichnet. Patriotismus nach Kermani verbindet allerdings gesundes Selbstbewusstsein mit der Fähigkeit zur Selbstkritik, diesem ureigen westlich-aufklärerischen Standpunkt. Kritische Reflexion: Darauf beharrt er. Damit die Selbstliebe – zur eigenen Kultur und zum eigenen Land wie zur eigenen Person –, damit die Selbstliebe nicht narzisstisch wird, damit sie nicht der Gefahr des Selbstlobs und der Selbstgefälligkeit unterliegt, müsse sie hadern, zweifeln, fragen.
Die Welt in ihrer Ambivalenz und Komplexität macht Navid Kermani keine Angst. Kermani ist neugierig. Er will verstehen. Dazu braucht er die eigene Anschauung. Er ist Empiriker, das macht den Reiz, vielleicht auch die Wirkung seiner Texte aus.
Das zeigt auch sein Blick aufs Christentum. Wir haben in der Lesung eben davon gehört. Es ist sein Eindruck von Jesus am Kreuz, sein „ungläubiges Staunen“, das ihn dazu führt zu sagen: „Ich – nicht nur: man – , ich könnte an ein Kreuz glauben“. Ein unbestimmtes „man“ gibt es bei ihm nicht – aber: Kermani ist immer interessiert am öffentlichen „Wir“. Seine Streitschrift, die ihn bekannt machte, lautet: „Wer ist wir?“ Kermani ist ein Intellektueller. Und er ist politisch engagiert. Er mischt sich ein. Davon gibt es in unserem Land nicht viele. Wir brauchen sie aber mehr denn je.
Politik beginnt damit, dass wir uns der Realität stellen. So wie wir es im Umgang mit dem Islam getan haben. Damals, als wir die Islam-Konferenz aus der Taufe hoben. Ihre Einrichtung folgte der Einsicht, dass der Islam ein Teil Deutschlands ist. Das ist die Wirklichkeit, Punkt. Und mit ihr haben wir heute und zukünftig umzugehen. Nicht anders verhält es sich mit Flucht und Migration. Sie gehört zur Wirklichkeit der Globalisierung. Von dieser Realität aus haben wir Politik zu gestalten. Sie aber macht den Spielraum, in dem wir politische Entscheidungen treffen, sehr viel komplizierter.
Das Asylrecht ist ein Beispiel. Hier zeigt sich vor allem das unauflösbare Spannungsfeld aus Gesinnungsethik und Verantwortungsethik. Ist das ethisch reine Motiv des Handelns wichtiger als das Resultat des Handelns? Oder müssen wir im Handeln das Ergebnis wichtiger einschätzen als das Motiv? Unangenehme Fragen, schon immer.
2014 hat Navid Kermani im Bundestag dem Grundgesetz eine wunderschöne Liebeserklärung gewidmet. Sie wurde zu Recht viel beachtet, auch kontrovers diskutiert. Vor allem wegen seiner scharfen Kritik am Asyl-Artikel. Als einen „hässlichen, herzlosen Fleck“ bezeichnete er diesen, sprachlich ausufernd nur um zu verbergen, dass Deutschland das Asyl als Grundrecht praktisch abgeschafft habe.
Das brachte ihm im Parlament Beifall – dabei hätten er und die Applaudierenden besser wissen müssen, dass das nicht stimmt. Das Asylrecht wurde nicht abgeschafft, sondern präzisiert, europäisiert und – ja – auch eingeschränkt: auf das Schutzniveau der Genfer Flüchtlingskonvention.
„Politisch Verfolgte genießen Asyl“ – das ist ein wunderschöner Satz, und er ist gesinnungsethisch nachvollziehbar. In der ‚Kunst‘ deutscher Rechtsanwendung bedeutete der Satz aber eine institutionalisierte Einladung zum Missbrauch. Denn in der Praxis deutscher Rechtsprechung hieß das: Jeder, der behauptete, er würde politisch verfolgt, und sei er aus der Schweiz, hatte Anspruch auf eine juristische Entscheidung – bis in die letzte Instanz. Verantwortungsethik verlangte von der Politik deshalb Anfang der 90er Jahre zu handeln: um erstens denen weiter helfen zu können, die diese Hilfe wirklich brauchen. Und zweitens – gerade, wenn man sich demagogischen Kräften ausgesetzt sieht –, um die Bevölkerung nicht zu überfordern. Denn Toleranz braucht Akzeptanz.
Es stimmt: Der Artikel 16a GG liest sich nicht mehr so schön wie früher. Er ist furchtbar kompliziert geworden. Aber er ist damit, wenn Sie so wollen, globalisierungs¬tauglich.
Und dass Navid Kermani mich trotz dieses Dissenses als Laudator nicht nur akzeptiert, sondern sogar gewünscht hat, beweist: Sein Wille zum offenen Diskurs ist unerschütterlich.
Leben ist Veränderung, Wandel, Bewegung. Der Kraft der Globalisierung können wir nicht rückwärtsgewandt widerstehen. Aber wir sollten sie in produktive Bahnen lenken, sie steuern. Das ist unendlich mühsam. Aber indem wir uns in vermeintlich bequemere Zeiten zurückträumen, am Hergebrachten festhalten, können wir Zukunft nicht gestalten. Die Bedingungen, unter denen wir in einer sich immer weiter verändernden Welt leben wollen, müssen wir selbst schaffen. Wir müssen diese Aufgaben annehmen.
Wenn wir als Deutsche, wir als Europäer unsere Interessen wahren, vor allem: wenn wir unsere Werte verwirklichen wollen – Freiheit, Demokratie, Rechtstaatlichkeit, sozialer Zusammenhalt –, dann können wir das nur gemeinsam. Die europäische Zusammenarbeit ist die politisch einzig richtige Antwort auf die globalisierte Welt.
Kermani ist ein leidenschaftlicher Europäer. Er betont den humanen Kern der europäischen Idee, die so viel älter ist als die EU: Gleichheit der Menschen, gleiche Teilhabe, Solidarität – alles eigentlich universale Werte seit der Französischen Revolution. Sein Europa ist ein Freiheitsprojekt, ein Projekt der Emanzipation – das einer offenen Gesellschaft. Sein Europa ist sich seiner kulturellen Vielfalt bewusst. Selbstbewusst. Und einig als säkulare, transnationale, multireligiöse und multiethnische Willensgemeinschaft.
Wer sich aus Angst vor dem Unbekannten, dem Fremden zurückziehen will, mit Forderungen nach Abschottung, Abgrenzung, Rückzug ins Nationale, der ist nicht nur gegen das politische Europa wie wir es kennen, der will eigentlich eine andere Gesellschaft. Davor warnt Kermani.
Und es gibt Gründe für diese Warnung. Die europäische Realität ist ernüchternd. Der Zusammenhalt zwischen den Mitgliedsländern der EU hat gelitten.
Aber auch in Europa sollten wir von der Realität ausgehen. Widersprüchlichkeit und Komplexität beschreibt doch auch die europäische Wirklichkeit. Und zu ihr gehören die Nationalstaaten. Das mag man mögen oder nicht. Sie sind ein vertrauter Zufluchtsort für Menschen, die von den alltäglich auf sie einstürzenden Veränderungen der Globalisierung verunsichert sind. Umso wichtiger wird, das zentrale Verständnis dafür zu stärken, dass Deutschland ohne Europa keine Zukunft hat.
Der unaufhaltsame Wandel fordert also die Bereitschaft, sich der Komplexität dieser Welt des 21. Jahrhunderts zu stellen, sich ihr auszusetzen, sie auszuhalten. Es braucht unsere Bereitschaft, die Vielfalt der legitimen Interessen und Blickwinkel anzuerkennen, mit denen wir es in Europa und global zu tun haben. Das ist der gedankliche Schlüssel zu konstruktiven und rationalen Lösungen.
Ich habe eingangs gesagt: Die Herausforderungen der Globalisierung sind keine Themen für eine Festveranstaltung. Aber Kermani – und wenn diese Laudatio das zum Ausdruck gebracht haben sollte, hätte sie ihren Zweck erfüllt – Kermani verkörpert auf wunderbare Weise, wie wir diesen Herausforderungen begegnen sollten: Neugierig, mit Empathie, mit Selbstbewusstsein und Offenheit – und mit Zuversicht.
Lieber Herr Kermani, als ich Sie 2006 in die Deutsche Islam Konferenz berief, lehnten Sie Glückwünsche dazu vehement ab. Das sei doch mehr Verpflichtung als Auszeichnung, wandten Sie ein. Und Sie fügten damals hinzu: „Ich lasse mir Gratulationen gern gefallen, wenn ich einen Preis gewinne oder als ich gestern nach dem Sieg des 1. FC Köln aus dem Stadion kam.“
Böse Zungen könnten angesichts der aktuellen Lage ‚Ihres‘ FC behaupten: Es braucht inzwischen schon solche Preisver-leihungen, um Ihnen überhaupt noch gratulieren zu können. Dass Sie Glückwünsche zu Preisen inzwischen regelmäßiger entgegennehmen als zu Kölner Siegen wird Ihnen zwar nicht gefallen. Aber, so leid es mir tut, es ist so, zumindest derzeit. Und trotzdem ist der NRW Staatspreis sicher ein ganz besonderer auch für Sie. Wenn Sie so wollen: ein Volltreffer – denn ihn verleiht das Land, in dem Sie sich besonders heimisch fühlen.
Ich gratuliere Nordrhein-Westfalen zu diesem Bürger – und Ihnen, lieber Herr Kermani, gratuliere ich sehr herzlich zu dieser Auszeichnung.