Parlament

Behnisch- und Schürmann-Bau

Das ehemalige Bundeshaus mit dem Plenarsaal des Bundestages (Mitte) und das Abgeordneten Haus Langer Eugen im Hintergrund, 1994
Blick von der Pressetribüne in den Neubau des Bundestagsplenarsaales, der 30. Oktober 1992 in Bonn mit einem Festakt seiner Bestimmung übergeben wird.
Das ehemalige Bundeshaus mit dem Plenarsaal des Bundestages (links) und das Abgeordneten Haus Langer Eugen (rechts im Hintergrund) in Bonn, in das Mitte 2005 zahlreiche UN-Organisationen einziehen sollen, aufgenommen am 05.11.2004.
Blick von der Pressetribüne in den Neubau des Bundestagsplenarsaales, der am 30. Oktober 1992 in Bonn mit einem Festakt seiner Bestimmung übergeben wird. Im Hintergrund die Diplomaten- und Zuschauertribünen
Das ehemalige Abgeordnetenhaus Langer Eugen (hinten links) und der Schürmann-Bau in Bonn am Rhein, hier auf einer Aufnahme vom Juli 2003

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Das ehemalige Bundeshaus mit dem Plenarsaal des Bundestages (Mitte) und das Abgeordneten Haus „Langer Eugen“ im Hintergrund, 1994 (© DBT/Presse-Service Steponaitis)

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Blick von der Pressetribüne in den Neubau des Bundestagsplenarsaales, der 30. Oktober 1992 in Bonn mit einem Festakt seiner Bestimmung übergeben wird. (© picture-alliance/ dpa | Martin Gerten)

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Das ehemalige Bundeshaus mit dem Plenarsaal des Bundestages (links) und das Abgeordneten Haus „Langer Eugen“ (rechts im Hintergrund) in Bonn, in das Mitte 2005 zahlreiche UN-Organisationen einziehen sollen, aufgenommen am 05.11.2004. (© picture-alliance / dpa | Oliver Berg)

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Blick von der Pressetribüne in den Neubau des Bundestagsplenarsaales, der am 30. Oktober 1992 in Bonn mit einem Festakt seiner Bestimmung übergeben wird. Im Hintergrund die Diplomaten- und Zuschauertribünen (© picture-alliance/ dpa | Martin Gerten)

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Das ehemalige Abgeordnetenhaus „Langer Eugen“ (hinten links) und der Schürmann-Bau in Bonn am Rhein, hier auf einer Aufnahme vom Juli 2003 (© picture-alliance / dpa | Roland Scheidemann)

Unter Beachtung der Haushaltslage verfolgte die von Helmut Kohl geführte Bundesregierung seit 1982 die Absicht, in Bonn einen Beitrag zur politisch-kulturellen Selbstdarstellung der Bundesrepublik zu leisten und das Regierungsviertel zu einem attraktiven Besucherziel auszubauen. Zudem war der Mangel an Bürofläche immer noch nicht behoben worden. Die Bundesbauverwaltung legte ein neues städtebauliches Konzept vor, das in erster Linie preiswertere und weniger bombastische Neubauten für Büro- und Sitzungsräume des Deutschen Bundestages vorsah. Im April 1984 entschied sich die Baukommission des Deutschen Bundestages für den Entwurf des Architekten Joachim Schürmann, der einen viergeschossigen Neubau vorgeschlagen hatte, der sich vergleichsweise unauffällig in die bestehende Bebauung einpassen sollte. Die Architektur des alten Bundeshauses wurde von Schürmann aufgenommen und fortgesetzt. Die Fertigstellung sollte sich nach schweren Beschädigungen durch das Rheinhochwasser 1993, Bauunterbrechungen und jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen bis 2002 hinziehen.

Ungeklärt blieb in den 1980er Jahren zunächst die Zukunft des Plenarsaals: Angesichts des schlechten Bauzustands des alten Plenarsaals und der Entscheidung des Ältestenrats, diesen zu sanieren, musste für eine Übergangszeit ein Ausweichplenarsaal gefunden werden. Die Wahl fiel auf das Pumpenhaus eines Wasserwerks, das im Regierungsviertel stand. Bis 1987 sollte der sanierte Plenarsaal wieder zur Verfügung stehen, so die Planungen. Der marode Zustand des alten Plenarsaals und die zu erwartenden hohen Sanierungskosten führten allerdings zu einem Umdenken: Abriss und Neubau. Eine nicht unumstrittene Entscheidung. Gegner des Abrisses machten vor allem Denkmalschutzpläne für den alten Plenarsaal und die Kostensteigerungen bei den Planungen für einen Neubau geltend. Auch wurde die Idee einer neuen, kreisrunden Sitzordnung kontrovers diskutiert. Am 5. Juni 1987 entschied sich der Deutsche Bundestag nach lebhafter Debatte mehrheitlich für den Abriss des alten Plenarsaals und einen Neubau mit kreisrunder Sitzordnung.

1988 hatten die Bauarbeiten für den neuen Plenarsaal nach dem Entwurf des Architekten Günter Behnisch begonnen. Im Herbst 1992, über ein Jahr nach der Entscheidung für den Umzug von Regierung und Parlament nach Berlin, war der sog. „Behnisch-Bau“ fertig gestellt. Der Neubau erntete Lob von allen Seiten: Er sei heiter, hell, transparent, zeitgenössisch, repräsentativ und ohne Extravaganzen. Nur einen Nachteil machte die Frankfurter Allgemeine Zeitung aus: der Neubau stehe in der falschen Stadt. Neu und nicht unumstritten war die Sitzordnung: Regierung und Bundesrats-Vertreter saßen den Abgeordneten nicht mehr erhöht gegenüber, sondern reihten sich in ihren Kreis ein. So sollte die Legitimation der Regierung durch das Parlament symbolisiert werden.

Als die Mauer in Berlin fiel, hatte der Bund die Mittel für den Schürmann-Bau, die Kunst- und Ausstellungshalle und das Haus der Geschichte bereits freigegeben. Das Gästehaus der Bundesregierung auf dem Petersberg war fast fertig, das Bundesverkehrsministerium gerade eingeweiht. Am 20. Juni 1991, über ein Jahr bevor das Parlament seinen neuen Plenarsaal im „Behnisch-Bau“ beziehen sollte, entschied sich der Deutsche Bundestag für den Umzug von Regierung und Parlament nach Berlin. Quer durch alle Fraktionen wurde debattiert, ob die Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands auch Sitz von Parlament und Regierung werden sollte. Um 21.49 Uhr gab Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth bekannt, dass 337 Stimmen (Endergebnis 338) für den Umzug von Parlament und Regierung nach Berlin abgegeben worden waren. 320 Mitglieder des Bundestages hatten sich erfolglos dafür eingesetzt, zwar den Bundesrat und den Sitz des Bundespräsidenten nach Berlin zu verlegen, das Parlament und die Regierung aber in Bonn zu belassen.

Am 1. Juli 1999 fand die letzte Sitzung des Deutschen Bundestages in Bonn statt. Den neuen Plenarsaal übernahm das Internationale Kongresszentrum Bundeshaus Bonn, das heutige World Conference Center Bonn, in dem nationale und internationale Konferenzen stattfinden.

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