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Erfahrungsbericht von Norbert Molnar aus Subotica (Serbien) 2024

Ein junger Mann steht in einem Sitzungssaal zwischen Holztischen.
Sitzungsunterlagen auf einem Holztisch in einem kirchenähnlichen Sitzungssaal.
Eine Sitzungsunterlage liegt auf einem Holztisch im Stadtparlament von Subotica.
Blick in einen kirchenähnlichen Sitzungssaal mit Holztischen und glasbemalten Fenstern.

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IPS-Alumni Norbert Molnar im Stadtparlament von Subotica. (© Norbert Molnar)

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Sitzung im Stadtparlament von Subotica (© Norbert Molnar)

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Sitzungsunterlagen im Stadtparlament von Subotica (© Norbert Molnar)

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Blick in den Sitzungssaal de Stadtparlaments von Subotica. (© Norbert Molnar)

Ich saß auf einem schwarzen Ledersofa neben Nela Tonković von der Demokratischen Partei (Demokratska Stranka, kurz DS), unserer Spitzenkandidatin für die lokalen Wahlen in meiner Heimatstadt Subotica, in den Räumlichkeiten unserer Partei. Es war etwa 22:30 Uhr des 2. Juni 2024, als über 85 Prozent der abgegebenen Wählerstimmen ausgezählt waren und sich die Anzahl der Mandate erahnen ließ. Wir hatten 10 von möglichen 67 Mandaten errungen! Noch während die Auszählung im Stadtparlament lief, drehte sich plötzlich jemand zu mir um, reichte mir die Hand und sagte: „Čestitam, odborniče!“, was auf Deutsch bedeutet: „Glückwunsch, Herr Stadtratsmitglied.“ – Ich weiß, auf Serbisch klingt es cooler.

Seit 2020 bin ich Mitglied der sozialdemokratisch gesinnten Demokratischen Partei in Serbien, was bedeutet, dass ich schon als Parteimitglied am IPS-Programm teilnahm. Meine Chance innerhalb der DS bekam ich jedoch erst nach meiner Rückkehr aus Berlin und dem Abschluss des IPS. Einige Mitglieder des Jugendflügels der Partei stellten mich unseren Abgeordneten in der Skupština, dem Parlament Serbiens, vor, und ich wurde rasch eingeladen, die wichtigsten Leute innerhalb unserer Organisation kennenzulernen. Im April 2024 wurde ich zum Internationalen Sekretär der Demokratska Omladina, der Jugendorganisation unserer Partei, gewählt, was weiterhin zu meiner Sichtbarkeit beitrug. Diese Ereignisse führten meiner Meinung nach dazu, dass ich im Mai das Angebot erhielt, in meiner Heimatstadt als Kandidat für die lokalen Wahlen anzutreten.

Zuerst war ich mir nicht sicher, ob ich das Angebot annehmen wollte. Serbische Politik ist intensiv und manchmal sogar gefährlich. Der Gedanke, meiner Heimatstadt dienen zu können, war jedoch stärker. Ich war mir sicher, dass die Opposition gute Menschen zusammenbringen und wir einen besseren Job in der Verwaltung der Stadt machen würden als die jetzige Regierung. Mir wurde die einzigartige Chance geboten, meine politischen Kenntnisse und Erfahrung für das Gemeinwohl in meiner Stadt einzusetzen. Kein Politikwissenschaftsstudent würde das ablehnen.

Ich könnte viel über meine Motivation schreiben, aber zwei Punkte sind mir besonders wichtig: die Chance, Verantwortung für das Schicksal anderer zu übernehmen und dabei zu beobachten, was das mit mir als Mensch macht, und die dringende Notwendigkeit, ökologische Fragen in den Saal des Stadtparlaments zu bringen. Serbien ist eines der am meisten bedrohten Länder in Europa, was den Klimawandel angeht. Daher konnte ich die Chance nicht verstreichen lassen, in ein politisches Amt zu kommen, um dagegen etwas zu tun.

Die Aufgaben in diesem Ehrenamt sind vielfältig: Nachhaltige Entwicklung der Stadt, die Verbesserung des Lebensstandards der Bürger, der Schutz der Umwelt, die Vertretung und Inklusion von Minderheiten, der Schutz und die Unterstützung von Kultur sowie der Einsatz für die Jugend sind nur einige der Themen, die ich mir für meine Amtszeit vorgenommen habe.

Da dies mein erstes Amt ist, muss ich viel lernen und mich in die Materien einarbeiten und erst einmal: Lesen, lesen und nochmals lesen. Auch wichtig ist die Koordination mit Partnern, sehr gute Vorbereitung auf die Sitzungen und die Schlüsselakteure der Gemeinde kennenlernen und gute Beziehungen zu ihnen aufbauen.

In der Zwischenzeit fand die konstituierende Sitzung des Stadtparlaments am 10. Juli, bei der ich meinen Eid im Saal unter den Buntglasfenstern schwor, die neben vielen anderen historischen Persönlichkeiten aus der Zeit Österreich-Ungarns die österreichische Kaiserin Maria Theresia darstellen. Der lateinische Name von Subotica ist auch Maria Theresiapolis – Die Stadt der Maria Theresia. Was für eine Ehre, meinen Eid in diesem Saal als Kandidat und Vertreter der Partei zu schwören, an deren Werte ich zutiefst glaube.

Mein Rat an alle Interessierten ist, sich mit der Geschichte der Demokratska Stranka in Serbien zu beschäftigen, da sie eine der bedeutendsten Organisationen in der Geschichte des Landes ist. Diese Partei war es, die den serbischen Diktator Slobodan Milošević stürzte, den einzigen und legendären Ministerpräsidenten stellte, der eine wahre Demokratie im Land aufbauen wollte und dafür mit seinem Leben bezahlen musste. Dr. Zoran Đinđić ist weiterhin der moralische Kompass der Partei. Aufrichtigkeit, Respekt, harte Arbeit, Fleiß, der Schutz der Menschenrechte, die Bekämpfung krimineller und autoritärer Strukturen, der feste Glaube an Europa und dessen Werte sind nur einige der Gründe, warum ich dieser Partei beigetreten bin. Diese Werte vertrete ich auf Schritt und Tritt in meinem politischen Amt.

Ich bedanke mich herzlich beim IPS-Team, das einen speziellen Platz in meinem Herzen hat, für die Möglichkeit, diese Zeilen mit dem Alumninetzwerk zu teilen.

Kontakt zu Herrn Molnar über alumni-ips@bundestag.de