Experten: Erziehungskompetenz wichtig für Kindesentwicklung
Zeit:
Mittwoch, 3. Juli 2024,
15
bis 16.30 Uhr
Ort: Berlin, Paul-Löbe-Haus, Sitzungssaal 4.400
Bildungs- und Entwicklungschancen durch das Elternhaus – um dieses Thema ging es in der Sitzung der Kinderkommission des Bundestages (Kiko) am Mittwoch, 3. Juli 2024. Gemeinsam mit den Sachverständigen haben die Abgeordneten über den Einfluss von Eltern auf die Entwicklung von Kindern gesprochen und diskutiert, wie es Eltern gelingen kann, die Bedürfnisse ihrer Kinder zu erfüllen.
Maßnahmen zur Beeinflussung von Entwicklungschancen
Dr. Thomas Dirscherl von Triple P Deutschland GmbH betonte, dass Eltern als erste Bezugsperson die Bedürfnisse ihrer Kinder sicherstellen sollten. Dabei sollten sie eine anregende Entwicklungsumgebung schaffen, in der sie unter anderem Zuneigung zeigen, einfühlsam reagieren, ein gutes Vorbild sind und Orientierung geben durch klare Erwartungen und Grenzen. Diese Erziehungsfähigkeiten der Eltern seien ein wichtiger Schlüssel für eine gute Entwicklung der Kinder.
Die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen zu erfüllen, gelingt Dirscherl zufolge am besten bei geringem Stress, hoher Beziehungs- und Erziehungskompetenz sowie hohem Selbstvertrauen in die eigene Erziehungskompetenz. Auf diese Wiese könnten die Entwicklungschancen von Kindern positiv beeinflusst werden. Laut Dirscherl wird sowohl das seelische Wohlbefinden als auch der Schulbesuch verbessert und es lassen sich weniger Verhaltensprobleme in der Schule sowie eine bessere Rechen- und Lesekompetenz beobachten.
Um Eltern zu stärken und die Entwicklungschancen von Kindern nachhaltig zu verbessern, müsse der Präventionsgedanke politisch gefördert und in Maßnahmen verankert werden.
Einfluss auf Bildungs- und Forschungsstandort Deutschland
Dr. Jörg Maas (Stiftung Lesen) betonte, dass es nicht nur um das Schicksal einzelner Kinder, sondern auch um den Bildungs- und Forschungsstandort Deutschland gehe: „Denn wer nicht lesen kann, kann auch nicht rechnen, kann auch nicht Erdkunde, kann auch keine Mint-Fächer.“ Problematisch sei, dass jedes Jahr 50.000 Kinder die Schule ohne Abschluss verlassen; dies habe einen direkten Einfluss auf den Arbeits- und Wirtschaftsstandort Deutschland.
Auch der Ausbildungsstand der Eltern habe eine direkte Auswirkung auf den zukünftigen Erfolg von Kindern. Entsprechende Förderprogramme in Kindertagesstätten (Kitas) und Schulen seien daher wichtig für die Entwicklung von Kindern. Maas forderte daher „mehr und bessere Leseförderung“. Wichtig sei zudem die Einsicht, dass es sich um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe handele, „egal auf welcher politischen Ebene wir Entscheidungen herbeiführen können“. (mtt/03.07.2024)