Kinderkommission

Experten sehen strukturelle Probleme im Bildungswesen

Zeit: Mittwoch, 26. Juni 2024, 15 bis 16.30 Uhr
Ort: Berlin, Paul-Löbe-Haus, Sitzungssaal 2.200

Wie lässt sich der Beruf des Erziehers in Zeiten des Fachkräftemangels attraktiver gestalten? Und welche strukturellen Ungleichheiten bestehen im deutschen Bildungswesen? Mit diesen beiden Fragen hat sich die Kinderkommission (Kiko) am Mittwoch, 26. Juni 2024, in einem Fachgespräch zum Thema „Faktoren, die über Bildungs- und Entwicklungschancen entscheiden: Ausbildung“ beschäftigt.

Strukturelles Problem an nicht-gymnasialen Schulen

Laut Prof. Dr. Marcel Helbig vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung bestehen soziale Ungleichheiten weniger in der Ausbildung und im Studium als vielmehr in der Schule. Daher müsse der Fokus dort liegen, wo „Kompetenzen gemacht und die Zertifikate erworben werden, die am Ende ein wichtiges Signal für den Arbeitsmarkt sind“. 

Der Vergleich zwischen Gymnasien und nicht-gymnasialen Schulen zeige ein „großes strukturelles Problem“. Grund hierfür seien vor allem die Themen Inklusion und Integration. Die Gymnasien könnten sich diesen Herausforderungen oftmals entziehen, da sowohl Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf als auch Kinder mit Fluchterfahrungen die Anforderungen der Gymnasien in der Regel nicht erfüllen könnten. Hinzu käme, dass nicht-gymnasiale Sekundarschulen deutlich stärker vom Lehrermangel betroffen seien als Gymnasien. 

Diese strukturellen Probleme werden sich Helbig zufolge in den nächsten Jahren weiter verschärfen. Ein Großteil der derzeitigen Lehrkräfte werde innerhalb der nächsten zehn Jahre in den Ruhestand gehen – ohne, dass ausreichend junge Lehrkräfte nachrücken würden. 

Positive Seiten des Erzieherberufs betonen

Den Grund für den Fachkräftemangel im Erzieherberuf sieht Lars Békési vom Verband der Kleinen und Mittelgroßen Kitaträger e.V. in erster Linie in der Arbeitsintensität sowie in den emotionalen Herausforderungen, die die Arbeit mit sich bringe. Um die Arbeitsbedingungen attraktiver zu gestalten, müssten mehrere Faktoren angepasst werden wie zum Beispiel das Gehalt, die Arbeitszeit oder Aufstiegsmöglichkeiten. 

Békési appellierte zudem an die Abgeordneten, ein „positives Telling“ zu betreiben und nicht nur die negativen Seiten des Berufs hervorzuheben. „Dann kommen nämlich auch die jungen Menschen zu uns und wollen die Ausbildung machen und bleiben auch in dieser Ausbildungssituation.“ (mtt/26.06.2024)