Expertinnen und Experten im Bereich der Batterieforschung und -technologien sind sich einig, dass Batterien eine Schlüsseltechnologie sind und eine zentrale Rolle in der Energie- und Verkehrswende spielen. Deutschland sei ein attraktiver Produktionsstandort, dürfe den Anschluss an internationale Entwicklungen jedoch nicht verlieren, da die Batterieforschung nicht nur technologische Unabhängigkeit sichert, sondern auch ein großes Potenzial zur Schaffung neuer Arbeitsplätze birgt – dafür seien jedoch Investitionen und Forschungsförderungen nötig.
Gerate Deutschland in eine Abhängigkeit, insbesondere von asiatischen Partnern, schränke das hierzulande die Möglichkeiten ein, technologische Innovationen mitzugestalten. Die Sachverständigen äußerten sich am Mittwoch, 4. Dezember 2024, in einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Grundlage waren ein Antrag der CDU/CSU-Fraktion zur Förderung der Batterieforschung (20/11142) sowie ein Antrag der AfD-Fraktion, der sich auf die Erforschung und Verbesserung von Methoden des Batterie-Recyclings konzentriert (20/13625).
„Anwerbung von Fachkräften notwendig“
Christoph Herrmann, Professor für nachhaltige Produktion und Life Cycle Engeneering an der TU Braunschweig, betonte die Bedeutung der Batterieforschung als Schlüsseltechnologie für die Energiewende und Elektromobilität und Herzstück vieler Produkte. Der auf Vorschlag der Fraktion der FDP zur öffentlichen Anhörung eingeladene Sachverständige erklärte, dass Studien zufolge bis 2030 allein im Bereich der Batterieforschung und Batterieindustrie bis zu 250.000 Arbeitsplätze entstehen könnten.
Dafür sei jedoch eine gezielte Förderung und die Anwerbung von Fachkräften notwendig. Besonders wichtig sei auch das Batterie-Recycling, da Batterien bis zu 50 Prozent der Wertschöpfung eines Elektroautos ausmachten. Herrmann unterstrich, dass die Wertschöpfung in Europa bleiben müsse, was wiederum Investitionen in Forschung und Entwicklung erfordere.
„Eine Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts“
Auch Peter Lamp, Leiter der Abteilung Batterietechnik bei der BMW Group und auf Vorschlag der CDU/CSU-Fraktion zur öffentlichen Anhörung eingeladen, bezeichnete die Batterietechnologie als eine der „Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts“. Ohne leistungsstarke Batterien sei die Transformation hin zu einer CO-neutralen Energie- und Verkehrswirtschaft nicht möglich. Dabei sei die Verfügbarkeit moderner Batterietechnologien entscheidend, um die Energiewende erfolgreich umzusetzen.
Lamp kritisierte die derzeitige Abhängigkeit Deutschlands von asiatischen Batteriezelllieferanten und mahnte, dass technologische Souveränität zwingend notwendig sei. Vor diesem Hintergrund sei eine Kürzung von Fördermitteln im Bereich der Batterieforschung nicht nachvollziehbar.
Vor Kürzungen in der Batterieforschung gewarnt
Martin Winter, ebenfalls zur öffentlichen Anhörung auf Vorschlag der CDU/CSU-Fraktion eingeladen und Professor für angewandte Materialwissenschaften zur elektrochemischen Energiespeicherung und Energiewandlung an der Universität Münster, warnte vor den Folgen der geplanten Kürzungen in der Batterieforschung. Diese würden zu einem Verlust von Fachkräften und internationalen Kooperationen führen, die, einmal abgebaut, sich nicht so schnell wieder aufbauen ließen.
Winter forderte ein umfassendes Dachkonzept für die Batterieforschung, das von der Politik in Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Industrie umgesetzt werde. Außerdem wünschte er sich mehr Vertrauen in die Technologien, die in Deutschland entwickelt worden sind, anstatt Technologien aus dem Ausland einzukaufen.
„Deutschland droht, den Anschluss zu verlieren“
Rebekka Müller von der Cylib GmbH, einem Batterierecyclingunternehmen, warnte vor der massiven internationalen Konkurrenz: Länder wie China und die USA hätten ihre Batteriewirtschaft durch hohe Investitionen gestärkt. So dominiere der chinesische Hersteller CATL bereits den Markt und erweitert seine Kapazitäten aggressiv, auch in Europa, erklärte sie. Ohne vergleichbare Maßnahmen drohe Deutschland den Anschluss zu verlieren.
Die auf Vorschlag der SPD-Fraktion zur öffentlichen Anhörung eingeladene Sachverständige betonte, dass die Politik gezielt in das europäische Batterie-Ökosystem investieren müsse, um die industrielle Souveränität zu bewahren. Forschung und Entwicklung müssten eng mit der Industrie vernetzt sein, um Abhängigkeiten von Batterieimporten zu reduzieren und die Produktionseffizienz zu steigern.
„Forschungsergebnisse in marktreife Produkte überführen“
Auch Thanh Nguyen Thi Dieu von der Batene GmbH, einem Start-up im Bereich der Batterietechnologie, unterstrich die Komplexität der Batterietechnologie und hob hervor, dass Deutschland Gefahr laufe, den Anschluss zu verlieren. China investiere massiv in Batterieforschung und -produktion, während es in Deutschland oft am „nächsten Schritt“ fehle – der Überführung von Forschungsergebnissen in marktreife Produkte.
Die zur öffentlichen Anhörung auf Vorschlag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen eingeladene Sachverständige sah besonderes Potenzial in disruptiven Technologien, die neue Marktchancen eröffnen könnten. Als Beispiel nannte sie die Entwicklung von 3D-Stromkollektoren und Hochleistungsbatterien für spezialisierte Anwendungen.
Antrag der Unionsfraktion
Die CDU/CSU-Fraktion setzt sich in ihrem Antrag für eine starke Batterieforschung in Deutschland ein. „Die Batterietechnologie nimmt als Schlüsseltechnologie eine herausragende Rolle in der gesamten Breite des deutschen Wirtschafts- und Innovationsstandortes ein“, schreiben die Abgeordneten. Die Bundesregierung wird aufgefordert, im laufenden Haushaltsjahr keine weiteren Einsparungen zur Erwirtschaftung „der globalen Minderausgabe im Bereich der Batterietechnologie vorzusehen“.
Zudem solle die Bundesregierung in Hinblick auf den kommenden Haushalt 2025 investive Ausgaben in die Batterietechnologie ausbauen, sodass Deutschland in der Produktion und Entwicklung von Batterietechnologien „eine möglichst große Selbstständigkeit“ erreiche. Die Unionsfraktion kritisiert, dass die Bundesregierung im Januar 2024 die Förderung der Batterieforschung „massiv zusammengekürzt“ habe.
Wie die Abgeordneten zudem schreiben, umfassen die Kürzungen Verpflichtungsermächtigungen von mehr als 100 Millionen Euro. Diese Kürzungen würden Deutschland im internationalen Wettbewerb im Bereich der Batterieforschung empfindlich schwächen, schreibt die Unionsfraktion.
Antrag der AfD-Fraktion
Die AfD-Fraktion fordert die Bundesregierung in ihrem Antrag (20/13625) auf, den mittel- und langfristigen Kapazitätsbedarf für das großindustrielle Recycling von Batterien zu ermitteln. Es gelte, Ziele für die verwendeten Prozesse, beispielsweise für den Anteil und den Reinheitsgrad des zu gewinnenden Lithiums und anderer Elemente zu definieren.
Bis zum Ende der Legislaturperiode müsse eine Forschungsstrategie für das großindustrielle Recycling von Batterien entwickelt und der Forschungsbedarf bis zur Serienreife des großindustriellen Batterierecyclings ermittelt werden, verlangen die Abgeordneten. Die „bevorzugte Behandlung der Elektromobilität“ sei so lange auszusetzen, „bis zuverlässige, umweltschonende, wirtschaftliche und im industriellen Maßstab anwendbare Verfahren zum Batterierecycling entwickelt wurden“, heißt es in der Vorlage.
Im Sinne einer nachhaltigen und zukunftssicheren Mobilität müsse zunächst geklärt werden, wie das zu erwartende enorme Aufkommen an verbrauchten Batterien, insbesondere aus der E-Mobilität, aber auch aus Heimspeichern, Großspeichern und anderen Anwendungen, unter Bedingungen, die sowohl wirtschaftlich als auch umweltverträglich sind, wieder dem Verwertungskreislauf zugeführt werden kann, schreibt die AfD-Fraktion. Derzeit stünden dafür noch keine wirtschaftlich rentablen Methoden und Prozesse im industriellen Maßstab zur Verfügung, die eine Rückgewinnung aller oder zumindest der wichtigsten werthaltigen Bestandteile ermöglichten. (cha/hau/04.12.2024)