Kultur

Roth erhebt Vorwurf gegen Moderation während Berlinale

Zeit: Mittwoch, 10. April 2024, 14.30 Uhr
Ort: Berlin, Paul-Löbe-Haus, Sitzungssaal 4.400

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) erhebt Vorwürfe gegen die Moderation der Preisverleihung während der Berlinale Ende Februar dieses Jahres. Spätestens nach den geäußerten Genozid-Vorwürfen gegenüber Israel durch einen der Preisträger hätte die Moderatorin einschreiten müssen, führte Roth am Mittwoch, 10. April 2024, vor dem Kultur- und Medienausschuss aus. Der Ausschuss beschäftigte sich in seiner öffentlichen Sitzung mit antisemitischen beziehungsweise antiisraelischen Äußerungen während des Internationalen Filmfestivals in Berlin. 

„Einseitig und ohne jede Empathie“

Roth betonte vor den Abgeordneten des Ausschusses, dass die von Preisträgern geübte Kritik an Israel wegen seines militärischen Vorgehens in Gaza „einseitig und ohne jede Empathie“ für die von der Hamas entführten Geiseln gewesen sei. Allerdings dürften diese Äußerungen nicht auf die Berlinale insgesamt übertragen werden. Roth verteidigte zudem ihr eigenes Verhalten während der Preisverleihung. Als Staatsministerin hätte sie nicht direkt intervenieren und somit staatliche Zensur ausüben dürfen. 

Roth verurteilte zudem aufs Schärfste die antiisraelischen und antisemitischen Share Pics, die kurzzeitig unter dem Berlinale-Logo gepostet worden waren. Gegen die missbräuchliche Nutzung der Social-Media-Kanäle des Festivals sei Anzeige erstattet worden. Die Ermittlungen dauerten jedoch noch an. 

Rissenbeek: Verantwortung lag nicht bei der Berlinale

Die ehemalige Geschäftsführerin der Berlinale, Mariette Rissenbeek, wies darauf hin, dass die Verantwortung für die Moderation in der Verantwortung des ZDF gelegen habe, das die Preisverleihung übertragen habe. Im Vorfeld seien alle Moderatoren von Berlinale-Veranstaltungen über die Leitlinien des Filmfestivals informiert worden; auch darüber, dass Äußerungen, die das Existenzrecht Israels in Zweifel ziehen, nicht zu dulden seien. Einen Vorwurf gegen die Moderation erhob Rissenbeek jedoch nicht. Sie führte aus, dass sie und das Berlinale-Team „erschüttert“ gewesen seien über die Art der Berichterstattung im Nachgang zur Preisverleihung. 

Rissenbeek verteidigte zudem die Entscheidung der Berlinale-Leitung, die zur Eröffnung des Filmfestivals geladenen AfD-Abgeordneten wieder auszuladen. Diese Entscheidung sei nach internen Gesprächen nach dem Bekanntwerden der sogenannten „Remigrations-Pläne“ von AfD-Politikern getroffen worden. Diese Pläne hätten auch bei vielen internationalen Berlinale-Gästen Besorgnis ausgelöst. 

Tuttle: Alle Perspektiven sollen berücksichtigt werden

Die neue Intendantin der Berlinale, Tricia Tuttle, betonte, das Filmfestival stehe gegen Antisemitismus wie gegen jede Form von Rassismus, Homophobie und Frauenhass ein.

Zugleich verwies sie darauf, dass die Komplexität der Debatte in Deutschland über den israelisch-palästinensischen Konflikt außerhalb Deutschlands oftmals nur schwer nachvollzogen werden könne. Sie werde in Zukunft verstärkt darauf achten, dass alle unterschiedlichen Perspektiven in angemessener Art berücksichtigt werden. Sie lege großen Wert auf Vielfalt und Inklusion. Im Vordergrund sollte dabei aber immer das filmische Schaffen stehen, schließlich sei die Berlinale ein Filmfestival. (aw/10.04.2024)