Parlament

Bärbel Bas eröffnet Foto-Schau zu Wegen aus der Obdachlosigkeit

18 Einblicke in Wohnungen, 18 persönliche Geschichten von Frauen und Männern aus ganz Deutschland, die eines eint: Sie haben aus der Wohnungslosigkeit heraus ein Zuhause gefunden – oft, weil sie Unterstützung von Menschen gefunden haben, die zuhörten und nicht verurteilten. Was es für den Einzelnen bedeutet, ein Zuhause zu haben und es zu verlieren, zeigt die Ausstellung Home Street Home  Wege aus der Obdachlosigkeit“, die am Dienstagabend, 17. Oktober 2023, im Paul-Löbe-Haus des Bundestages eröffnet wurde – in Anwesenheit einiger der Menschen, die der Fotografin Debora Ruppert ihre Wohnungstüren geöffnet haben.

Home Street Home ist alles andere als Home Sweet Home“, sagte Bundestagspräsidentin Bärbel Bas in Anspielung auf den Titel der Ausstellung. Auf der Straße leben heiße für mehr als zwei Drittel der Betroffenen: Gewalt erfahren. „Die Wohnung zu verlieren, das kann jeden und jede treffen“, sagte Bas und verwies auf Zahlen der Bundesregierung aus dem vergangenen Jahr, wonach mehr als 260.000 Menschen in Deutschland keine feste Bleibe hätten; 37.000 Menschen lebten danach auf der Straße. Die Arbeiten von Debora Ruppert machten „die Menschen hinter den Zerrbildern sichtbar“, sagte Bas. Und „wer sichtbar wird, den übersehen wir schwerer“, dankte sie der Künstlerin dafür, dass sie den Vorurteilen etwas entgegensetze.

linkes Foto: ein Mann schaut in die Kamera; rechtes Foto: an einem Rucksack sind zwei Isomatten angebracht.

Was bedeutet es, in Notunterkünften oder auf der Straße zu leben? Antworten auf diese Frage sucht die Ausstellung „Home Street Home“ (© ©Debora Ruppert)

„Keine Wohnung, keine Arbeit“

Ruppert, die seit mehr als zwölf Jahren fotografisch zu dem Thema arbeitet, ist in den vergangenen zehn Monate durch ganz Deutschland gereist. Sie besuchte Menschen in ihren Wohnungen und porträtierte und interviewte sie. Immer wieder sei sie auf den Teufelskreislauf „kein Ausweis, keine Wohnung – keine Wohnung, keine Arbeit“ gestoßen, berichtet sie. Im Hinblick auf Wege raus aus der Wohnungslosigkeit habe sie das Konzept „Housing First“ als „strategisch zielführend“ erlebt, da zunächst eine Wohnung bedingungslos zur Verfügung gestellt werde. 

Sie erinnerte bei der Ausstellungseröffnung auch an die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen, wonach Wohnen ein Menschenrecht sei und daran, dass die Europäische Union sich zum Ziel gesetzt habe, bis 2030 die Obdachlosigkeit zu überwinden. Für Deutschland habe die Ampelkoalition bestätigt, auf diese Mission hinarbeiten zu wollen, sagte sie in Richtung der Politik.

Porträt mit dem Selbstauslöser

Debora Ruppert arbeitet multimedial mit Fotografie, Audio und Video. Ein wesentlicher Punkt in der Arbeit mit der Ausstellung „Home Street Home“ ist für Debora Ruppert, dass die Betroffenen und Porträtierten selbst darüber entscheiden, was und wie viel sie aus ihrem Leben präsentieren.

Beispielhaft hierfür sind Porträts, die Betroffene mit dem Selbstauslöser selbst gemacht haben. Rupperts Bilder stellen eine Beziehung zu den Menschen und ihren Geschichten her, die einen sensiblen und gleichzeitig respektvollen und bestärkenden Zugang zum Thema Wohnungslosigkeit ermöglicht.

Besuch der Ausstellung

Die von Jessica Fritz kuratierte Ausstellung wird vom 18. Oktober bis zum 17. November 2023 in der Halle des Paul-Löbe-Hauses gezeigt. Sie kann montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr besucht werden. Dienstags ist die Ausstellung von 9 bis 18 Uhr geöffnet.

Für den Besuch der Ausstellung ist spätestens zwei Werktage vor dem gewünschten Besuchstermin über dieses Anmeldeformular eine Anmeldung notwendig. Aus organisatorischen Gründen ist ein Besuchsbeginn jeweils nur zur vollen Stunde möglich. Spätester Besuchsbeginn ist jeweils 16 Uhr und am Dienstag jeweils 17.00 Uhr. Anmeldebestätigungen werden nicht erteilt. Weitere Informationen zum Besuch der Ausstellung finden Sie hier. (lbr/ste/18.10.2023)

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