Parlament

Bundestag präsentiert Wander­ausstellung „Was heißt hier Minderheit?“

Sie leben seit Jahrhunderten in unserer Mitte, und doch sind ihre Kulturen, Geschichten und Sprachen vielen hierzulande unbekannt. Die Rede ist von autochthonen, also alteingesessenen, nationalen Minderheiten in Deutschland. Die Wanderausstellung „Was heißt hier Minderheit?“ will das ändern. 

Es ist eine Entdeckungstour durch die Vielfalt dieses Landes, zu der die interaktive Schau des Minderheitenrates und des Bundesraat för Nedderdüütsch einlädt. Für die Augen, die Hände und vor allem für die Ohren. „Unsere Sprachenvielfalt ist ein Reichtum“, sagte Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt, die die Ausstellung im Paul-Löbe-Haus in Berlin am Mittwoch, 16. März 2022, pandemiebedingt mit einem Video-Grußwort eröffnete. 

„Unser Land ist – und war immer – vielfältig“

Die Grünen-Abgeordnete ist überzeugt: „Unser Land ist – und war immer – vielfältig.“ Trotzdem wüssten viele Menschen in Deutschland nur wenig über die Lausitzer Sorben, die dänische Minderheit, die deutschen Sinti und Roma, die friesische Volksgruppe sowie die Sprechergruppe Niederdeutsch. 

Katrin Göring-Eckardt mit Kopfhörern in der Ausstellung Was heißt hier Minderheit? im Paul-Löbe-Haus.

Katrin Göring-Eckardt eröffnete die Ausstellung „Was heißt hier Minderheit?“ (© DBT / Werner Schüring)

Obwohl viele Regionen zunehmend stolz auf die lokalen Minderheiten seien, bleibe es eine Herausforderung, ihre Sprachen im Alltag lebendig zu halten. Auch, weil die deutsche Mehrheitsgesellschaft lange Druck auf sie ausgeübt habe, im öffentlichen Leben auf ihre Muttersprache zu verzichten. Deshalb sei es wichtig, Minderheitensprachen in den Schulen gezielt zu fördern und sie an die junge Generation weiterzugeben.

„Minderheiten bereichern unsere Demokratie“

Inwiefern kann man deutsch, aber gleichzeitig auch Dänin, Sinto, Romni, Sorbe oder Friesin sein? Welche Geschichte(n), Sprachen und Lebenswirklichkeiten verbergen sich tatsächlich hinter dem Begriff „Minderheit“? Und was kann die Mehrheitsbevölkerung von den Minderheiten lernen? So lauten einige der Fragen, auf die die Ausstellung laut Gitte Hougaard-Werner Antworten gibt.

Die Vorsitzende des Minderheitenrates der vier autochthonen nationalen Minderheiten und Volksgruppen Deutschlands ist überzeugt: „Wir zeigen, dass Minderheiten unsere Demokratie bereichern und zugleich Brückenbauer zu benachbarten Ländern und Kulturen sind.“ Damit ihre Sprachen und Kulturen langfristig bestehen bleiben und sich weiterentwickeln könnten, bräuchten sie jedoch angemessenen gesetzlichen Schutz und entsprechende Förderung.

„Interesse schaffen und Respekt fördern“

Die Pflege der eigenen Sprache sei etwas ganz Wichtiges, sagte Johann Saathoff – auf „Platt“. Das sei auch „Pflege der Kultur und Tradition“, so der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin des Innern und für Heimat. Die Ausstellung solle Interesse schaffen, Respekt fördern und zeigen, dass es die Gesellschaft bereichere, mehr als eine Sprache zu haben.

Auch der stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Inneres und Heimat Prof. Dr. Lars Castellucci, betonte, die nationalen Minderheiten und Volksgruppen seien „ein fester und ganz selbstverständlicher Bestandteil unserer vielfältigen Gesellschaft“ und warb dafür, an einem guten Zusammenleben zu arbeiten. Das sei eine Daueraufgabe.

Die zum Auftakt im Bundestag präsentierte Wanderausstellung kann unter Beachtung der geltenden Pandemie-Bestimmungen und nach vorheriger Anmeldung montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr im Paul-Löbe-Haus besucht werden. Weitere Informationen unter www.bundestag.de/ausstellung-minderheiten. (irs/15.03.2022)