Abgeordnete beziehen neues Bundestagsgebäude auf dem Luisenblock West
„Villa Kunterbunt“, „Legohaus“ oder „Containerbau“ – das neue Bürogebäude des Bundestages mit seinen farbigen Fassadenpaneelen trägt inoffiziell schon viele Namen. Ende Oktober 2020 hatten die Bauarbeiten an dem Modulbau auf dem sogenannten Luisenblock West im Berliner Parlamentsviertel begonnen. Nun ist der Neubau fertig. Seit wenigen Tagen werden die ersten der 400 Büros von den drei Fraktionen SPD, CDU/CSU und Bündnis 90/Die Grünen bezogen. „Der Run der Fraktionen auf die Räumlichkeiten war beachtlich“, sagte Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP), Vorsitzender der Bau- und Raumkommission des Ältestenrates, bei der Besichtigung am Freitag, 18. Februar 2022.
Anfangs habe eine gewisse Skepsis bestanden, ob die in Holzmodulbauweise errichteten Büros vergleichbar zu den bestehenden Räumen des Parlaments seien – davon sei dann aber keine Rede mehr gewesen. Für die Umsetzung der Idee der Baukommission in einem Zeitraum von zwei Jahren und das Einhalten des Zeit- und Kostenrahmens dankte Kubicki dem Berliner Senat und Bezirk, dem Architekten und den Baufirmen, aber auch dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. „Ich glaube, dass diese Form der Bauweise zukunftsweisend sein kann und, dass sich auch Firmen ein Beispiel daran nehmen können“, sagte Kubicki über das ökologisch nachhaltige Ergebnis, das auch mit einer Solaranlage auf dem Dach ausgestattet ist.
Topfpflanzen zum Einzug
Als Geschenk zum Einzug überreichte er mit Blick auf mehr Nachhaltigkeit den drei Bundestagsabgeordneten Isabel Cademartori (SPD), Julia Klöckner (CDU/CSU) und Dr. Julia Verlinden (Bündnis 90/Die Grünen) Topfpflanzen. „Ohne Ihren Einsatz wäre der Bau nicht in zwei Jahren bezugsbereit gewesen“, dankte Klöckner Kubicki. Vor zwei Tagen war die ehemalige Bundeslandwirtschaftsministerin mit ihrem Team in die neuen Büroräume eingezogen. Sie verwies aber auch darauf, dass die Lage des Gebäudes sportliches Geschick erfordere, etwa um bei einem Hammelsprung schnell in den Plenarsaal zu gelangen.
Das schöne Büro mache ihr und ihrem Team die Arbeit leichter, sagte auch Cademartori: „Ich bin zum ersten Mal in den Bundestag eingezogen und habe früh Bereitschaft signalisiert, hier einzuziehen“, sagte sie. Auch Verlinden freute sich über ihr neues Büro, das sie in den kommenden Tagen beziehen werde: „Es riecht noch alles nach Holz und ich blicke auf einen kleinen Birken-Park“, berichtete Verlinden. Sie bringe 28 Abgeordnete und deren Teams in den Vorbild-Bau mit. Sie betonte, dass die Modulbauweise die Perspektive biete, künftig auch für andere Zwecke genutzt zu werden.
400 Büros für den Bundestag
Der Neubau nördlich des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses deckt kurzfristig einen Teil des hohen Raumbedarfs des Bundestages. Errichtet wurde das siebenstöckige Gebäude auf einem H-förmigen Grundriss nach Plänen des Berliner Architekturbüros Sauerbruch Hutton. Unter Leitung des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung setzte die Bietergemeinschaft Kaufmann Bausysteme und Primus Developments das Projekt als Generalübernehmer und Generalunternehmer um.
Die Module – jedes misst 3,20 mal 6,75 Meter – sind in den vier Gebäudeflügeln jeweils an einem zentral liegenden Flur angeordnet und bestehen fast vollständig aus nachhaltig produzierten Vollholz-Elementen. Gefertigt wurden sie in Berlin, was kurze Transportwege und geringe Emissionen bedeutete. Zum Nachhaltigkeitsansatz zählt auch das Wood-Cycle-Konzept, also das Nachpflanzen der benötigten Bäume. Etwa 2.500 Kubikmeter beträgt die Holzmenge, die auf dem Luisenblock West verbaut und von der Bietergemeinschaft nachgepflanzt werden soll. (lbr/irs/18.02.2022)