Familie

Ehrenamtsstiftung zieht Zwischenbilanz mit Engagement-Politikern

Bundesweiter Ansprechpartner für Ehrenamtliche und Vereine, mit Beratungsangeboten und Förderprogrammen: Erst vor knapp einem Jahr ist die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) mit diesem Angebot gestartet. 

Eine erste Zwischenbilanz ihrer Arbeit zogen deren Vorstände, Jan Holze und Katarina Peranić, im öffentlichen Fachgespräch des Unterausschusses „Bürgerschaftliches Engagement am Dienstag, 23. März 2021, unter Leitung von Alexander Hoffmann (CDU/CSU)

Neue Stiftung lernt Laufen

Nach dem Geburts- und Corona-Krisenjahr 2020 lerne die neue Einrichtung langsam das Laufen, resümierte Jan Holze die vergangenen neun Monate. Ob zum Thema Vereinsrecht, der Vorstandsarbeit oder allgemein zur Vereinsarbeit: „Wir haben von Beginn an Anfragen von zahlreichen Ehrenamtlichen aus dem gesamten Bundesgebiet bekommen.“

Um in der besonderen Situation der Pandemie und angesichts des verkürzten Haushaltsjahres schnell bereits einem breiteren Kreis von Interessierten etwas zu bieten, habe die Stiftung im September ein erstes Förderprogramm aufgelegt, mit dem Vereine bei der Digitalisierung und Nachwuchsgewinnung sowie Strukturen im ländlichen Raum unterstützt werden. 12.500 Anträge seien eingegangen, 1.900 davon habe man bewilligen können. Die überwiegende Zahl der geförderten Projekte hätte, vor allem wegen der Pandemie, den Bereich der Digitalisierung betroffen. Diese hätten mit über 60 Prozent der Mittel in der Größenordnung bis zu 5.000 Euro gelegen. 

Breites Angebot für ehrenamtlich Tätige und Vereine

Aber die Stiftung strebe nicht an, lediglich zu einem weiteren Projektförderer neben zahlreichen anderen Organisationen zu werden, sondern halte, ihrem Zweck entsprechend, ein breites Angebot für ehrenamtlich Tätige und Vereine vor. Dazu habe sich die Stiftung eine dreiteilige Arbeitsstruktur aus den Bereichen Service, Kompetenzzentrum und Strukturstärkung gegeben, auf die jeweils ein Drittel des Budgets von 23 Millionen Euro entfallen. 

Der Servicebereich unterstütze Vereine beispielsweise mithilfe von Onlineseminaren, sei es bei Haftungsfragen, dem Datenschutz oder dem Gemeinnützigkeitsrecht, erläuterte Peranić. Das Kompetenzzentrum diene mit Beratung und Veranstaltungen dem Austausch und der Vernetzung. Und auf den besonderen Bedarf ländlicher und strukturschwacher Räume gehe der Bereich Strukturstärkung ein. 

Bundesweit Bekanntheit erlangt

Die zurückliegenden Monate habe man genutzt, bundesweit Bekanntheit zu erlangen, die eigenen Strukturen aufzubauen sowie bereits mit ersten Beratungsangeboten, Veranstaltungen und Förderungen zu starten. Man habe es „geschafft, 23 Millionen Haushaltsmittel in weniger als einem halben Jahr fast völlig zu verausgaben.“

Sämtliche Angebote der Stiftung hätten schnell Breitenwirkung erzielt, sagte Holze. So habe man schon mit den ersten vier angebotenen Seminaren 1.400 Teilnehmer erreicht. Aber auch Individuelle Beratung werde abgerufen. 

Wissens-Pool für die Zivilgesellschaft

Grundsätzlich wolle die Stiftung dazu beitragen, Wissenstransfer über einzelne Themenbereiche hinweg zu ermöglichen, unterstrich Peranić. Warum sollten nicht Musik- und Sportvereine in der Nachwuchsgewinnung voneinander lernen? Und grundsätzlich werde man das erlangte und gesammelte Wissen mit Ehrenamtlichen und Vereinen teilen. „Alles, was wir machen, alle Daten sollen allen zur Verfügung stehen, damit die Zivilgesellschaft damit arbeiten kann.“

Was die Stiftung sich für das laufende Jahr vorgenommen habe, und was man vor dem Hintergrund der Erfahrungen von 2020 besser machen wolle, interessierte die Abgeordneten des Unterausschusses vor allem.

Bei den Förderbescheiden habe man leider noch zu viele mit einer negativen Antwort enttäuschen müssen, so Peranić und Holze. Für die weitere Arbeit der Stiftung habe jedoch die große Zahl von Anträgen gezeigt, dass man mit der Wahl der drei Förderschwerpunkte richtig gelegen habe. „Das hat uns den Bedarf gezeigt. Die wollen wir beibehalten.“ 

„Sind auf Kooperationen angewiesen“

Zudem wolle man nun weitere Zuwendungsgeber aufmuntern, sich ebenfalls zu engagieren. Der Antragsprozess soll dabei künftig digital abgewickelt werden. Und man arbeite weiter daran, die weißen Flecken auf der Landkarte, wo bürgerschaftliches Engagement noch rar sei und man von den Angeboten der Stiftung noch nichts wisse, weniger werden zu lassen. 

Ganz in dem Sinne, bundesweiter Ansprechpartner für die Zivilgesellschaft und eine noch werdende und lernende Organisation zu sein, verwies Holze auf die Offenheit seines Hauses: „Wir sind auf Rückmeldung und Diskussion, auf Kooperationen und Partnerschaften angewiesen.“ Er erwiderte das Interesse des Unterausschusses, sich über regionale Aktivitäten der Stiftung in den Wahlkreisen auszutauschen und dort auch gemeinsam unterwegs zu sein, um die Möglichkeiten des bürgerschaftlichen Engagements zu stärken. (ll/23.03.2021)