Etatansatz für das Programm „Demokratie leben“ umstritten
Für das Ressort Familien, Senioren, Frauen und Jugend sieht der Haushaltsentwurf der Bundesregierung (19/22600), über den der Bundestag am Donnerstag, 1. Oktober 2020, in erster Lesung beriet, Ausgaben in Höhe von 12,24 Milliarden Euro vor. Damit stünden Familienministerin Dr. Franziska Giffey (SPD) 1,39 Milliarden Euro weniger zur Verfügung als im laufenden Haushaltsjahr. Die hohe Diskrepanz erklärt sich allerdings aus der Aufstockung des Familienetats in diesem Jahr im Zuge der Corona-Pandemie.
So hatte der Bundestag die Mittel des Ressorts mit dem zweiten Nachtragshaushalt 2020 von 12,26 auf 13,63 Milliarden Euro erhöht. Somit bleibt der Mittelansatz für 2021 weitestgehend auf dem Niveau gegenüber dem ursprünglichen Haushaltsentwurf für das laufende Jahr. Annähernd 80 Prozent von Giffeys Etat sind für die gesetzlichen Leistungen für Familien eingeplant, allein 7,34 Milliarden Euro für das Elterngeld. Weitere 1,19 Milliarden Euro sind für das Kindergeld und den Kinderzuschlag und 875 Millionen Euro für Unterhaltsvorschusszahlungen vorgesehen.
Ministerin setzt auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter
Ministerin Giffey betonte, die Koalition habe das Elterngeld und den Kinderzuschlag während der Corona-Pandemie „krisenfest“ gestaltet. Die Pandemie habe auch gezeigt, wie wichtig die Betreuung von Kindern sei. Deshalb setze die Koalition ihre Politik an dieser Stelle auch im kommenden Jahr mit dem Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter fort. Der Bund habe die dafür eingeplanten Gelder von zwei auf 3,5 Milliarden Euro aufgestockt.
In der Haushaltsberatung entzündete sich aber vor allem ein Streit an der geplanten Erhöhung der Mittel für das Förderprogramm „Demokratie leben“. Ministerin Giffey kündigte an, dass die Mittel um 35 auf 150 Millionen Euro erhöht werden sollen. Längerfristig solle der Haushaltsposten gar auf 200 Millionen Euro aufgestockt werden.
AfD: Antifa erhält Projektgelder aus dem Demokratieprogramm
Aus den Reihen der AfD wurde massive Kritik laut: Volker Münz monierte, dass sich das Programm „Demokratie leben“ einseitig gegen Rechtsextremismus richte, nicht aber gegen Linksextremismus und Islamismus. Linksextremisten würden aber regelmäßig in Städten wie Leipzig und Hamburg „wüten“, Polizisten und Politiker attackieren.
Zu diesen Linksextremisten gehöre auch die Antifa, die Projektgelder aus dem Demokratieprogramm erhalte, monierte Münz. Diese Politik werde vor allem von der Linken, den Grünen und Teilen der SPD betrieben. Sie seien der „parlamentarische Arm der Antifa“.
CDU/CSU: Auch Jugendvereine fördern demokratisches Leben
Auch bei der Unionsfraktion stößt die Erhöhung der Mittel nicht auf ungeteilte Zustimmung. Die Förderung der Demokratie sei zwar richtig und wichtig, sagte Nadine Schön (CDU/CSU).
Aber es müsse geprüft werden, ob die zusätzlichen Gelder nicht besser bei Jugendvereinen aufgehoben wären, schließlich würden diese mit ihrer Arbeit ebenso das demokratische Leben fördern.
FDP: Giffey verteilt Geld mit der Gießkanne
Der FDP-Abgeordnete Christoph Meyer befand, das Beispiel der Förderung des Projekts „Demokratie leben“ zeige, dass die Familienministerin das Geld mitunter immer noch „mit der Gießkanne verteilt“.
So richtig es einerseits sei, Demokratieprojekte zu fördern, so wichtig sei es aber auch, diese Projekte auf ihre Effizienz hin zu überprüfen. Dies finde aber nicht statt.
Linke: Ministerin hat ein Jahr verschenkt
Unterstützt wird die Mittelerhöhung hingegen von der Linksfraktion und Bündnis 90/Die Grünen. Michael Leutert (Die Linke) wies allerdings drauf hin, dass seine Fraktion dies bereits vor einem Jahr gefordert habe.
Die Ministerin habe „ein Jahr verschenkt“. Zudem sei die angekündigte weitere Erhöhung der Mittel auf bis zu 200 Millionen Euro im Haushalt nicht gegenfinanziert.
Grüne: Union blockiert das Demokratieförderungsgesetz
Ekin Deligöz (Bündnis 90/Die Grünen) kritisierte, dass die Koalition sich noch immer nicht auf das dringend benötigte Demokratieförderungsgesetz habe einigen können.
Dies werde von der Union blockiert, sagte Deligöz.
1,2 Milliarden Euro für Kinder- und Jugendpolitik
Für die Kinder- und Jugendpolitik sind 1,72 Milliarden Euro eingeplant (2020: 2,84 Milliarden Euro). Jeweils 500 Millionen Euro davon sind – wie im Vorjahr – für das Sondervermögen „Kinderbetreuungsausbau“ sowie für das Sondervermögen „Ausbau ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder im Grundschulalter“ eingeplant.
Mit 500 Millionen Euro (2020: 504,98 Millionen Euro) schlägt der Posten „Stärkung der Zivilgesellschaft, Familien-, Gleichstellungs- und Seniorenpolitik“ zu Buche. Davon entfallen 361,91 Millionen Euro auf die Stärkung der Zivilgesellschaft (2020: 353,1,1 Millionen Euro). Dazu zählen die Ausgaben für Freiwilligendienste mit 120,68 Millionen Euro (2020: 120,68 Millionen Euro) und für den Bundesfreiwilligendienst mit 207,2 Millionen Euro (2020: 207,2 Millionen Euro). (aw/01.10.2020)