Parlament

Schäuble würdigt Hans-Jochen Vogel als „prä­gende Persön­lich­keit“

Ein alter Mann mit weißen Haaren und schwarzem Brillengestell blickt in die Kamera.

Hans-Jochen Vogel war von 1983 bis 1991 Vorsitzender der SPD-Fraktion im Bundestag. (© pa/Sven Simon)

Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble hat den am Sonntag, 26. Juli 2020, im Alter von 94 Jahren verstorbenen früheren SPD-Bundestagsabgeordneten und Fraktionsvorsitzenden Dr. Hans-Jochen Vogel als „eine für unser Land prägende Persönlichkeit“ gewürdigt. „Ich habe ihn als leidenschaftlichen Sozialdemokraten kennengelernt, der Politik stets aus tiefer Überzeugung und aus innerer Verpflichtung gestaltet hat. Über viele Jahrzehnte hat er sich in den Dienst unseres Gemeinwesens und seiner Partei gestellt: als Bundesminister, als Regierender Bürgermeister Berlins und Münchner Oberbürgermeister, als langjähriger Vorsitzender seiner Partei und der SPD-Bundestagsfraktion und – nicht zuletzt – als Kanzlerkandidat.“

„Streiter für eine gerechtere Gesellschaft“

Im politischen Streit erprobt, habe dem Juristen Vogel immer auch daran gelegen, „Menschen zusammenzuführen und Brücken zu bauen, nicht zuletzt zwischen Ost und West“. Nach seinem Rückzug aus der ersten Reihe der Politik habe sich Hans-Jochen Vogel mit seinem Engagement „Gegen das Vergessen“ besondere Verdienste erworben. Bis zuletzt habe er sich, so Schäuble, „in gewohnt pointierter Weise“ zu Wort gemeldet, als „Streiter für eine gerechtere Gesellschaft und als Verteidiger unserer Demokratie“.

Für „seine Integrität, seine Verlässlichkeit und seinen menschlichen Anstand“ sei Hans-Jochen Vogel weit über seine Partei hinaus geschätzt worden, erklärte der Bundestagspräsident. „Der Deutsche Bundestag wird sein Andenken in Ehren bewahren. Mein Mitgefühl gilt seiner Frau und seiner Familie.“

SPD-Fraktions- und Parteivorsitzender

Wie Schäuble selbst war Vogel, der vormalige Münchner Oberbürgermeister, nach der Bundestagswahl 1972 in den Bundestag eingezogen, zunächst über die SPD-Landesliste Bayern. Bei den Wahlen 1976 und 1980 gewann er den Wahlkreis München-Nord direkt. Von 1972 bis 1974 war er Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, danach unter Bundeskanzler Helmut Schmidt bis Januar 1981 Bundesminister der Justiz. Im Januar 1981 schied er aus dem Bundestag aus und war bis Juni 1981 Regierender Bürgermeister von Berlin, danach bis zur Bundestagswahl 1983 Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses.

Bei der Bundestagswahl am 6. März 1983 war er als Kanzlerkandidat seiner Partei Herausforderer von Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl. Er zog auch bei den beiden folgenden Bundestagswahlen 1987 und 1990 über die  Landesliste Berlin seiner Partei in den Bundestag ein, dem er bis zur Bundestagswahl 1994 angehörte. Als Berliner Abgeordneter war er zugleich von 1983 bis 1991 Vorsitzender der SPD-Fraktion im Bundestag. 1987 übernahm er von Willy Brandt das Amt des SPD-Parteivorsitzenden, das er ebenfalls bis 1991 innehatte. (vom/26.07.2020)