Heiko Maas stellt Bericht zur Menschenrechtspolitik vor
Die Bundesregierung hat den 13. Menschrechtsbericht (19/7730) vorgelegt, in dem sie neben ihren innen- und außenpolitischen Aktivitäten zum Schutz der Menschenrechte auch die thematischen Schwerpunkte der deutschen Menschenrechtspolitik darlegt. „Es geht darin nicht um abstrakte Szenarien, sondern um menschliche Schicksale“, betonte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) bei der Vorstellung des Berichts im Rahmen der Regierungsbefragung des Bundestags am Mittwoch, 13. Februar 2019.
Einsatz für Frauenrechte im UN-Sicherheitsrat
Dabei berichtete der Außenminister in seinem einleitenden Vortrag von einem Treffen mit Frauen, die von IS-Kämpfern vergewaltigt wurden. „Diese Frauen bekamen Kinder und wurden nach ihrer Rückkehr in ihre Heimat Mossul verstoßen und mussten in Flüchtlingslager zurückkehren. Ihre Kinder galten als IS-Bastarde“, erklärte Maas.
Schicksale wie diese hätten die Bundesregierung bewogen, den Einsatz für Menschenrechte und insbesondere die Rechte von Frauen und Kindern in bewaffneten Konflikten in den Mittelpunkt ihrer Arbeit als nicht-ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat zu rücken, so der Außenminister.
Maas: Es braucht eine „progressive Menschenrechtspolitik“
Den Status Quo bei den Menschenrechten zu halten, werde aber immer schwieriger. „Die Krise des Multilateralismus ist auch eine Krise der Menschenrechte“, sagte Maas. Es brauche eine „progressive Menschenrechtspolitik“.
Dieser sei die Bundesregierung verpflichtet, etwa wenn sie sich für die Stärkung von Frauenrechten einsetze, Menschenrechte in der digitalen Welt einfordere oder die Rechte der Opfer des Klimawandels zur Sprache bringe, so bekräftigte der Außenminister. „Das A und O progressiver Menschenrechtspolitik sind starke Institutionen.“
Kandidatur für UN-Menschenrechtsrat
Insofern werde sich Deutschland für die Zeit von 2020 bis 2022 wieder für einen Sitz im UN-Menschenrechtsrat bewerben: „Wenn andere sich zurückziehen, soll der Rat mit Deutschland eine starke Stimme haben“, sagte Maas mit Blick auf den angekündigten Rückzug der USA aus dem Gremium.
Zudem bemühe sich Deutschland um Allianzen in den Vereinten Nationen ebenso wie in der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Mit Schweden und Kanada habe sich die Bundesregierung bereits gemeinsam für Frauenrechte eingesetzt. „Doch wir brauchen noch mehr starke Partner, um für unsere Positionen zu werben“, sagte der Außenminister, bevor er die Fragen der Abgeordneten beantwortete.
AfD kritisiert Haltung zu Iran
So wollte Martin Sichert (AfD) wissen, wie glaubhaft das Engagement der Bundesregierung für Menschenrechte und insbesondere für Frauenrechte sein könne, wenn der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Niels Annen, an der 40-Jahr-Feier der islamischen Revolution in Teheran teilnehme. „Dabei hat die Machtergreifung der Mullahs massiv dazu geführt, dass Menschenrechte – und insbesondere Frauenrechte – mit Füßen getreten werden.“
Diesen Vorwurf wies Maas deutlich zurück: „Die Bundesregierung hat stets eine klare Haltung zu den Menschenrechtsverletzungen an den Tag gelegt und diese immer in direkten Gesprächen zum Ausdruck gebracht.“ Ein Zeugnis dieser Haltung sei auch, dass sich die Bundesregierung auf EU-Ebene für weitere Sanktionen gegen Iran einsetze.
CDU/CSU erkundigt sich nach Nationalem Aktionsplan
Michael Brand (CDU/CSU) fragte nach dem aktuellen Vorstoß von Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller (CSU) zur Umsetzung des „Nationalen Aktionsplans Wirtschaft und Menschenrechte“ (NAP). Müller plane, so Brand, ein Gesetz, das auch vorsehe, deutsche Firmen mit Strafen zu belegen, wenn diese ihre Lieferanten aus Entwicklungsländern nicht zu fairen Arbeitsbedingungen und dem Einhalten von Umweltstandards zwingen. „Wie stehen Sie dazu?“
Maas wies darauf hin, dass die Äußerungen des Entwicklungsministers „Teil der Diskussion innerhalb der Bundesregierung“ seien und dem Koalitionsvertrag entsprächen. Mit dem 2016 beschlossenen NAP wolle die Bundesregierung die Menschenrechtssituation entlang der Wertschöpfungs- und Lieferketten von deutschen Unternehmen in Deutschland und weltweit verbessern. Gebe es bis 2020 keine Fortschritte, erwäge die Bundesregierung Schritte bis hin zu gesetzlichen Maßnahmen, so Maas.
FDP fragt nach Umgang mit Kritik aus Zivilgesellschaft
Gyde Jensen (FDP), Vorsitzende des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, erkundigte sich, inwieweit die Bundesregierung bei der Erstellung des aktuellen Berichts zur Menschenrechtspolitik auch Kritik der Zivilgesellschaft an früheren Berichten aufgenommen habe.
„Zivilgesellschaftliche Organisationen stehen im Dialog mit dem Auswärtigen Amt“, bekräftigte Maas. Gerade erst habe es eine Besprechung gegeben. Selbstverständlich werde sich sein Haus mit „Kritik und Ergänzungen“ auch in Zukunft auseinandersetzen.
SPD: Menschenrechtsverteidiger unterstützen
Dr. Rolf Mützenich, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD, wollte erfahren, wie die Bundesregierung dazu beitrage, Menschenrechtsverteidiger weltweit besser zu schützen und ihnen ihre Arbeit zu ermöglichen.
Hier verwies Maas neben dem kritischen Dialog, den Deutschland mit Ländern wie etwa China oder der Türkei führe, insbesondere auf von der Bundesregierung unterstützte Projekte. Seit 2011 veranstalte die Bundesregierung so etwa regelmäßig Seminare für Menschenrechtsverteidiger. Das letzte habe im September 2018 in Jordanien stattgefunden. Weitere Seminare seien im Mai in Georgien sowie im November für die Region Ostafrika geplant.
Linke: Einsatz gegen religionsbezogene Gewalt
Christine Buchholz, religionspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, hielt dem Außenminister vor, der Kampf der Bundesregierung für Menschenrechte und insbesondere die Religionsfreiheit müsse auch im eigenen Land stärker geführt werden. Menschenrechtsorganisationen wiesen immer wieder auf eine Zunahme von Rassismus und religionsbezogener Gewalt in Deutschland hin. „Was tun Sie, um dem entgegenzutreten?“
Maas versicherte, die Bundesregierung trete solchen Entwicklungen entschieden entgegen. So dringe sie einerseits auf eine konsequente Verfolgung von Straftaten und habe andererseits im vergangenen Jahr das Amt des Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus geschaffen.
Grüne fragen nach Zusatzprotokoll zum UN-Sozialpakt
Margarete Bause, Sprecherin für Menschenrechtspolitik von Bündnis 90/Die Grünen, erkundigte sich nach dem Stand der Ratifizierung der Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO) zum Schutz indigener Völkers sowie dem Zusatzprotokoll zum UN-Sozialpakt. „Nach langer Stagnation schien es so, als sei endlich Bewegung in die Sache gekommen“, so Bause. „Wann kommt nun die Ratifizierung?“
Maas zeigte sich optimistisch, dass Deutschland noch 2019 beide Dokumente ratifizieren werde. (sas/13.02.2019)