Fraktionen kritisieren türkischen Militäreinsatz in Syrien
Kritik am militärischen Einsatz der Türkei in Syrien haben die Fraktionen von AfD (19/1178), FDP (19/1176), Die Linke (19/1173) und Bündnis 90/Die Grünen (19/1177) geübt. In jeweils eigenen Anträgen, die der Bundestag am Donnerstag, 15. März 2018, erstmals beraten und nach dreiviertelstündiger Debatte zur federführenden Beratung an den Auswärtigen Ausschuss überwiesen hat, soll das türkische Vorgehen verurteilt werden.
Antrag der AfD
Die AfD-Fraktion zeigt sich in ihrem Antrag besorgt, dass die Türkei mit der Fortsetzung ihrer Offensive gegen die Stadt nordsyrische Afrin und deren Umgebung weit über das vertretbare Maß einer legitimen Selbstverteidigung hinausgeht. Dadurch würden die Bemühungen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen torpediert, durch eine Waffenruhe das Leiden der betroffenen Zivilbevölkerung zu lindern.
Der Bundestag solle das türkische Vorgehen daher als völkerrechtswidrig verurteilen. Die Bundesregierung wird aufgefordert, sich dieser Bewertung anzuschließen und auf eine entsprechende Stellungnahme der Europäischen Union hinzuwirken.
Antrag der FDP
Die FDP spricht sich gegen Rüstungsexporte in Krisenregionen aus und fordert die Bundesregierung auf, sich mit den anderen Nato-Partnern abzustimmen, um der Türkei mit einer möglichst einheitlichen Haltung zu begegnen. Auch die EU-Mitgliedstaaten sollten eine gemeinsame Haltung im Umgang mit der Türkei entwickeln.
Die Fraktion tritt ferner dafür ein, die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei zu stoppen und die bestehende Zollunion mit der Türkei nicht zu erweitern. Auch dürfe es derzeit keine Visafreiheit zwischen der EU und der Türkei geben. Die Türkei müsse die rechtlichen Standards einhalten, zu denen sie sich als Mitglied des Europarates, der Nato und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) verpflichtet habe.
Antrag der Linken
Die Linke betont in ihrem Antrag, obgleich alle Bundestagsfraktionen den Angriff der Türkei auf die Region Afrin im Norden Syriens als völkerrechtswidrig verurteilt hätten, tue sich die Bundesregierung schwer damit.
Die Fraktion fordert die Bundesregierung unter anderem auf, den Bruch des Völkerrechts beim Angriff der Türkei auf Syrien zu verurteilen, von der türkischen Regierung den sofortigen Stopp aller Kampfhandlungen und den Rückzug der türkischen Armee aus Syrien zu verlangen, einen sofortigen Exportstopp für Kriegswaffen und sonstige Rüstungsgüter in die Türkei zu verhängen und keine Genehmigungen für den Export von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern in die Türkei zu erteilen.
Antrag der Grünen
Bündnis 90/Die Grünen fordern einen sofortigen Stopp des türkischen Angriffs in Nordsyrien. International solle die Bundesregierung darauf hinwirken. Auch solle der Angriff als völkerrechtswidrig verurteilt werden. Zudem müssten alle deutschen Rüstungsexporte in die Türkei umgehend gestoppt werden.
Die Grünen treten ferner für eine diplomatische Offensive gegenüber der Türkei und Vertretern der kurdischen Bevölkerung in der Region ein, um Druck für eine friedliche und politische Lösung der sogenannten Kurdenfrage zu erzeugen. Schließlich solle der Druck auf die türkische AKP-Regierung erhöht werden, damit nach Deniz Yücel auch alle anderen politischen Gefangenen ein rechtsstaatliches Verfahren erhalten und alle unschuldig Inhaftierten frei kommen. (hau/vom/15.03.2018)