Ministerin Franziska Giffey will den Kita-Ausbau voranbringen
Ausgaben in Höhe von 10,3 Milliarden Euro (2018: 10,23 Milliarden Euro) sieht der im Regierungsentwurf für den Haushalt 2019 (19/3400) enthaltene Etat des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vor, den der Deutscher Bundestag am Donnerstag, 13. September 2018, anderthalb Stunden berät. Familienministerin Dr. Franziska Giffey (SPD) will, dass das Geld so eingesetzt wird, „dass jedes Kind seinen Weg machen kann“.
Ministerin will mehr Qualität in Kitas
Als derzeit wichtigstes Vorhaben benannte sie in ihrer Rede vor dem Deutschen Bundestag das Gute-Kita-Gesetz, das die Standards in der Kinderbetreuung verbessern soll. Dabei seien einheitliche Standards jedoch „nicht das erste Ziel“, so Giffey, vielmehr gehe es darum, die spezifischen Bedarf in jeder Region zu erfüllen. Gleichzeitig wolle sie den Kita-Ausbau vorantreiben, dafür stelle der Bund 2019 ein Sondervermögen von 300 Millionen Euro zur Verfügung. Außerdem werde es eine Fachkräfteoffensive des Bundes geben, um mehr Erzieherinnen und Erzieher zu gewinnen.
Mit Blick auf die jüngsten Ereignisse in Chemnitz unterstrich Giffey, zur Sicherheit gehöre neben guter Polizeiarbeit auch eine gute Prävention und mehr Demokratieförderung. Es sei gut, dass das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ in diesem Jahr entfristet worden sei. Geplant sei auch eine Engagementstiftung, an Schulen sei ein spezielles Anti-Mobbing-Programm gestartet. Als Schwerpunkt nannte Giffey zudem auch den Kampf gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder: Jeden dritten Tag werde in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Diese Gewalt müsse eingedämmt werden.
AfD kritisiert Kampf gegen rechts
Für die AfD-Fraktion begrüßte Volker Münz das Haushaltsvolumen von rund 10,3 Milliarden Euro, von dem rund 80 Prozent auf gesetzliche Leistungen für Familien entfielen. Doch im Bereich der nichtfamilienbezogenen Leistungen werde das Geld der Steuerzahler „leichtfertig“ verwendet: Zum einen verhinderten ein gigantischer Verwaltungsapparat und ein Förderdschungel, dass Familien das beantragen könnten, was ihnen zustehe. Zudem gebe es nur unzureichende Kontrollen und Sanktionen bei „zu Unrecht gezahlten Leistungen“.
Ein Problem sei die Zahlung von Kindergeld an nicht in Deutschland lebende Kinder, hier habe man falsche Anreize zur Einwanderung in das deutsche Sozialsystem geschaffen. Ausgesprochen kritisch bewertete Münz in seiner Rede den Kampf gegen Rechtsextremismus: Der sei zu „einem Kampf gegen rechts“ und damit zu „einem Kampf gegen die bürgerliche Mitte geworden“. Dass in Chemnitz dort, wo ein Mensch getötet worden sei, ein Konzert mit linksextremistischen Bands habe stattfinden können, sei „ein Skandal“.
CDU/CSU: Familien im Mittelpunkt
Die CDU-Familienpolitikerin Nadine Schön reagierte empört auf die Ausführungen des AfD-Redners. Es gebe zwei Möglichkeiten, die Probleme in der Gesellschaft zu lösen: Man könne gemeinsam Antworten finden oder spalten - und letzteres tue die rechte Seite des Hohen Hauses. Immer offener redeten AfD-Abgeordnete von Widerstand und einem System, das es zu stürzen gelte – damit seien sie nicht die Verteidiger des demokratischen Systems, sondern seine Feinde.
Ihre Fraktion wolle entschlossen gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder angehen, so Schön. Deshalb wolle sie das Achte Sozialgesetzbuch reformieren und mobile Fachberatungen besser ausstatten. Maßnahmen wie eine Erhöhung von Kindergeld und Kinderzuschlag, eine bessere Ausstattung des Bildungs- und Teilhabepakets sowie das eben eingeführte Baukindergeld würden Familien in Deutschland unterstützen. Diese habe die Koalition in das Zentrum ihres Handelns gestellt.
FDP kritisiert mangelnde Erfolgskontrolle
Harsche Kritik erntete Familienministerin Giffey vom Liberalen Christoph Meyer. Eine effiziente Mittelverwendung in ihrem Ressort sei nicht erkennbar; es entstehe der Verdacht, als sei eine ergebnisoffene Evaluation nicht gewollt.
Es sei zwar sinnvoll, das Programm „Demokratie leben!“ mit mehr Geld auszustatten, wenn man aber die Mittelverwendung betrachte, sei man „fassungslos“. Offenbar würde jeder mit einer guten Idee Geld bekommen, eine Erfolgskontrolle aber bleibe aus. Er rate der Ministerin zu einer „klaren Linie“ und strukturierten Konzepten, so Meyer.
Linke: Etat reicht nicht im Kampf gegen Kinderarmut
Für die Linksfraktion erklärte Doris Achelwilm, eine Steigerung des Familienetats um 0,8 Prozent, die unter der Inflationsrate bleibe, werde im Kampf gegen Kinderarmut und eine Spaltung der Gesellschaft nicht reichen.
Der neu geregelte Unterhaltsvorschuss sei eine „Fehlkonstruktion“, weil er alleinerziehende Geringverdiener benachteilige. Außerdem werde zu wenig für queere Familien und gegen Trans- und Homophobie getan.
Grüne: Demokratieförderungsgesetz soll kommen
Die grüne Familienpolitikerin Katja Dörner dankte Giffey für ihren Besuch in Chemnitz und ihre klare Haltung. Das von der Ministerin geplante Demokratieförderungsgesetz müsse kommen; die Unionsfraktion solle in diesem Punkt ihre Blockadehaltung aufgeben. Dörner sprach sich für eine Kindergrundsicherung und klare Qualitätsstandards im Gute-Kita-Gesetz aus, zudem müssten Jugendämter besser ausgestattet werden und die Kinderrechte ins Grundgesetz aufgenommen werden.
SPD konzentriert sich auf Frauenrechte
Für die SPD konzentrierte sich Svenja Stadler auf das Thema der Gleichberechtigung. Mit 5,1 Millionen Euro für ein Programm gegen Gewalt gegen Frauen wolle der Bund mithelfen, Versorgungslücken zu schließen.
Stadler plädierte zudem dafür, den Strafrechtsparagrafen 219 abzuschaffen, der Werbung für Schwangerschaftsabbrüche unter Strafe stellt.
6,86 Milliarden Euro für das Elterngeld
Der überwiegende Teil der Ausgaben in dem Etatentwurf des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist für familienpolitische Maßnahmen vorgesehen. Von den dafür zur Verfügung stehenden 8,67 Milliarden Euro (2018: 8,42 Milliarden Euro) betreffen 6,86 Milliarden Euro (2018: 6,67 Milliarden Euro) das Elterngeld. 718 Millionen Euro sind als Unterhaltsvorschusszahlungen eingeplant (2018: 866 Millionen Euro). Das Kindergeld schlägt der Vorlage zufolge mit 779 Millionen Euro zu Buche (2018: 581 Millionen Euro).
Für die Kinder- und Jugendpolitik sind 963,37 Millionen Euro eingeplant (2018: 1,08 Milliarden Euro). 300 Millionen Euro davon (2018: 300 Millionen Euro) sind für das Sondervermögen „Kinderbetreuungsausbau“ vorgesehen.
Ausgaben für Freiwilligendienste
Mit 404,88 Millionen Euro (2018: 408,85 Millionen Euro) schlägt der Posten „Stärkung der Zivilgesellschaft, Familien-, Gleichstellungs- und Seniorenpolitik“ zu Buche. Davon entfallen 318,1 Millionen Euro auf die Stärkung der Zivilgesellschaft (2018: 323,6 Millionen Euro).
Dazu zählen die Ausgaben für Freiwilligendienste mit 95,68 Millionen Euro – wie schon für 2018 geplant – und für den Bundesfreiwilligendienst mit 167,2 Millionen Euro (2018: 205,2 Millionen Euro). (suk/hau/13.09.2018)