Gut halbe Milliarde Euro mehr für Familien, Senioren, Frauen und Jugend
Mit einem voraussichtlichen Volumen von rund 10,2 Milliarden Euro soll der Etat des Bundesministeriums für Familie, Senioren Frauen und Jugend 2018 einen historischen Höchststand erreichen. Gegenüber 2017 werde der Bund 681 Millionen Euro zusätzlich in Deutschlands Familien investieren, sagte Ministerin Dr. Franziska Giffey (SPD) am Donnerstag, 17. Mai 2018, in der Debatte über den Einzelplan 17 des Bundeshaushaltes. Die Koalition werde „die Familien spürbar stärker machen“ und das Armutsrisiko von Familien mit Kindern und von Alleinerziehenden senken.
Höherer Ansatz beim Elterngeld
Steigen sollen vor allem die Ausgaben beim Elterngeld und beim Unterhaltsvorschuss. So plant das Familienministerium allein für das Elterngeld 6,67 Milliarden Euro ein, 370 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.
Um 551 Millionen Euro auf insgesamt 866 Millionen Euro werden voraussichtlich die Ausgaben für den Unterhaltsvorschuss steigen. Der Ausgabenanstieg geht auf die Reform des Unterhaltsvorschussgesetzes zurück, mit der die Zahlung des Unterhaltsvorschusses vom zwölften bis zum 18. Lebensjahr eines Kindes verlängerte und die ursprüngliche Befristung von 72 Monaten aufhob.
Ministerin kündigt Kita-Qualitätsgesetz an
Giffey kündigte an, dass sich der Bund auch weiterhin beim Ausbau der Kita-Betreuung beteiligen wird. So sollen in diesem Jahr 400 Millionen Euro in das Sondervermögen Kinderbetreuungsausbau investiert werden. Zudem soll bereits im kommenden Jahr das Kita-Qualitätsgesetz in Kraft treten, das Giffey auf den Weg bringen will. Damit sollen bundesweit geltende Standards bei der Kita-Betreuung eingeführt und es soll die Gebührenfreiheit realisiert werden. Rund 3,5 Milliarden Euro will der Bund dafür den Ländern in der Legislaturperiode zur Verfügung stellen.
AfD fordert „Willkommenskultur für Kinder“
Harte Kritik am Haushaltsentwurf übte die AfD-Fraktion. Die Familien bestehend aus „Vater, Mutter und Kindern“ sei die „Keimzelle der Gesellschaft“, sagte Volker Münz. Doch der Bund stelle mehr Geld für Flüchtlinge und Asylbewerber zur Verfügung als für die Familien.
Deutschland brauche eine „Willkommenskultur für Kinder“. Vor allem müssten Eltern frei darüber bestimmen könne, ob sie ihre Kinder in die „Fremdbetreuung“ geben oder lieber selbst aufziehen. Für die Entwicklung von Kindern sei es besser, wenn sie von ihren Eltern betreut werden, sagte Münz. Die AfD wolle keine „Kinderaufbewahrungsanstalten“.
Grüne: Etat muss dringend nachgebessert werden
Der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hingegen gehen die Bemühungen des Bundes beim Kita-Ausbau nicht weit genug. Das von Ministerin Giffey angekündigte Qualitätsgesetz sei zwar prinzipiell zu begrüßen, sagte Katja Dörner, aber die angekündigten 3,5 Milliarden Euro zusätzlich für die Länder würden bei Weitem nicht ausreichen.
Der vorgelegte Familienhaushalt habe keine Zukunft und müsse dringend nachgebessert werden. Obwohl die SPD mit Minister Olaf Scholz das Finanzministerium leite, sei keinerlei Gestaltungswille erkennbar, monierte Dörner.
FDP mahnt bessere Effizienz der Mittelvergabe an
Christoph Meyer (FDP) mahnte eine bessere Effizienz bei der Vergabe von Mitteln aus dem Familienetat an. Neben den gesetzlichen familienpolitischen Leistungen beinhalte der Etat ein Dickicht an Förderungen, die in der Umsetzung „mangelhaft“ seien und überprüft werden müssten.
Meyer forderte Ministerin Giffey auf, die Kritikpunkte des Bundesrechnungshofs am Familienetat aufzugreifen. So sei das Ministerium seiner Aufsichtspflicht bei Rückforderungen beim Elterngeld und beim Unterhaltsvorschuss nicht nachgekommen.
Linke: Eltern nicht gleichmäßig entlasten
Michael Leutert (Die Linke) begrüßte die Erhöhung der Ausgaben bei den gesetzlichen Leistungen für Familien. Gleichzeitig warnte er jedoch davor, Eltern gleichmäßig zu entlasten. Die Koalition müsse zur Kenntnis nehmen, dass es reiche und arme Familien gebe. Reche Familien müssten aber nicht entlastet, sondern zugunsten armer Familien belastet werden.
Die Kritik der AfD an der Förderung von Projekten gegen Rechtsextremismus wies Leutert zurück. Bildung und Aufklärung seien wichtig im Kampf gegen Rechtsextremismus. Auch wenn die AfD beweise, dass dies nicht immer funktioniere, sagte Leutert.
CDU/CSU: Anspruch auf Kinderbetreuung im Grundschulalter
Unterstützung für den Haushaltsentwurf kam aus den Reihen der Koalitionsfraktionen. Es sei richtig, die Familien in Deutschland zu unterstützen, sagte Nadine Schön (CDU/CSU). Das Zusammenleben in der Familie stärke die Gesellschaft insgesamt.
Die Koalition werde einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung im Grundschulalter und ein Baukindergeld zum Erwerb eines Eigenheims einführen, kündigte Schön an.
SPD: Großartiger Haushaltsentwurf
Svenja Stadler (SPD) bezeichnete den Haushaltsentwurf als „großartig“. Dies sage sie als Frau, Mutter und Politikerin.
Die Ausgaben für Kindergeld und Kinderzuschlag sollen 581 Millionen Euro nicht überschreiten (2017: 664 Millionen Euro). Zu den gesetzlichen Leistungen zählen auch die Zuweisung zur Contergan-Stiftung für behinderte Menschen mit 170,31 Millionen Euro (2017: 135,4 Millionen Euro) und die Einlage in die Stiftung „Mutter und Kind – Schutz des ungeborenen Lebens“ mit 96,03 Millionen Euro (wie im Vorjahr).
Kinderbetreuungsausbau und Integrationsförderung
1,06 Milliarden Euro sind für die Kinder- und Jugendpolitik vorgesehen (2017: 1,1 Milliarden Euro). Davon entfallen 400 Millionen Euro als Zuweisungen an das Sondervermögen „Kinderbetreuungsausbau“, aus dem der Ausbau der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren finanziert wird (2017: 446 Millionen Euro).
Mit 255,06 Millionen Euro sollen Modellprojekte und Maßnahmen der Sprach- und Integrationsförderung von unter dreijährigen Kindern gefördert werden (2017: 277,85 Millionen Euro). 193,62 Millionen Euro sind als Zuschüsse und Leistungen an die Länder und Träger und für Aufgaben der freien Jugendhilfe eingeplant (2017: 177,58 Millionen Euro). Für die Stärkung von Vielfalt, Toleranz und Demokratie sind 115,5 Millionen Euro ausgewiesen (2017: 104,5 Millionen Euro).
Stärkung der Zivilgesellschaft
Die Stärkung der Zivilgesellschaft und für die Familien-, Gleichstellungs- und Seniorenpolitik hat Ministerin Giffey 402,46 Millionen Euro vorgesehen (2017: 385,12 Millionen Euro). Davon entfallen 323,6 Millionen Euro auf die Stärkung der Zivilgesellschaft (2017: 310,6 Millionen Euro). Dazu zählen die Ausgaben für Freiwilligendienste mit 95,67 Millionen Euro (wie 2017) und für den Bundesfreiwilligendienst mit 205,2 Millionen Euro (2017: 200,2 Millionen Euro).
Die Ansätze für die Familien-, Gleichstellungs- und Seniorenpolitik summieren sich auf 78,86 Millionen Euro (2017: 74,52 Millionen Euro). (aw/sas/vom/17.05.2018)