Disput um die Population der Wölfe in Deutschland
Die Situation der Wölfe in Deutschland hat der Bundestag am Freitag, 2. Februar 2018, erörtert. Den Abgeordneten lagen dazu Anträge der FDP-Fraktion mit dem Titel „Gefahr Wolf – Unkontrollierte Population stoppen“ (19/584), der Linksfraktion mit dem Titel „Herdenschutz – jetzt bundesweit wirkungsvoll durchsetzen“ (19/581), der AfD mit dem Titel „Herdenschutz und Schutz des Menschen im ländlichen Raum – Wolfspopulation intelligent regulieren“ (19/594) und von Bündnis 90/die Grünen mit dem Titel „Rückkehr des Wolfes – Artenschutz und Herdenschutz zusammen denken“ (19/589) vor. Der Bundestag überwies die Vorlagen im Anschluss zur federführenden Beratung an den Umweltausschuss. Die FDP und Die Linke hatten für eine Überweisung an den Landwirtschaftsausschuss plädiert, konnten sich aber nicht durchsetzen.
AfD: Wolfspopulation intelligent regulieren
Die AfD schlägt ein Projekt zur Neufestlegung des Status der in Deutschland lebenden Wölfe und Wolfsmischlinge vor. Dabei solle untersucht werden, ob die Tiere der Unterart Canis Lupus Lupus angehören oder anderen Unterarten oder Mischlingen, die keinen Schutzstatus haben. Bis dies feststeht, sollen gesetzliche Grundlagen wie das Bundesnaturschutzgesetz konsequent umgesetzt werden.
Die Fraktion regt an, klar zu definieren, ab wann ein Einzelwolf oder ein Wolfsrudel problematisch in Bezug auf Mensch und Weidetier sind. Die Bedingungen für die Einstufung eines Einzelwolfs oder eines Wolfsrudels als „problematisch“ sollten abgesenkt werden. Die Interessen der Weidtierhalter seien mit denen des Naturschutzes gleichzustellen.
FDP: Wolf soll bejagt werden dürfen
Die FDP verlangt von der Bundesregierung unter anderem, den Wolf als jagdbare Tierart in das Bundesjagdgesetz aufzunehmen, einheitliche Standards für ein bundesweites Wolfsmanagement und Wolfsmonitoring zu schaffen und zusätzliche finanzielle Mittel für die Schadensprävention und Wolfsgeschädigter bereitzustellen.
Aus Sicht der Liberalen haben sich die Jäger als ausgebildete Fachkräfte im jeweiligen Jagdbezirk bewährt und sind in Notsituationen sehr schnell mobilisierbar. Eine Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht erkenne die besondere Bedeutung der Jäger an. Sie trügen die Verantwortung für eine ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur in ihrer Jagd und würden nicht zu Helfern in Ausnahmefällen degradiert.
Linke: Ausgleich für Schäden durch den Wolf schaffen
Die Linke plädiert für Sofortmaßnahmen für den Schutz weidetierhaltender Betriebe, zum Beispiel einen Rechtsanspruch auf Unterstützung für Herdenschutzmaßnahmen und den Ausgleich von Schäden durch Wolfsübergriffe zu schaffen, ihn bundeseinheitlich und praktikabel zu regeln und zu finanzieren.
Das Haftungsrecht bei Wolfsübergriffen will die Fraktion klar regeln und anwendungsorientierte Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zur Bestandsentwicklung von Wildtieren insgesamt und des Wolfs im speziellen anstoßen, um wolfssichere Herdenschutzlösungen für unterschiedliche Gebietskulissen zu erarbeiten.
Grüne: Wolf umfassend schützen
Die Grünen fordern die Bundesregierung unter anderem auf, sich auf allen Ebenen für einen umfassenden Schutz des Wolfs einzusetzen. Dabei sei das Ziel, eine stabile und ausreichend große Wolfspopulation zu erreichen und die Bedingungen für die natürliche Wiederansiedlung des Wolfes zu verbessern. Dafür spreche, dass die Rückkehr des Wolfes ein Lichtblick vor dem Hintergrund sei, dass weltweit das Artensterben in beispiellosem Tempo voranschreite. Die sich allmählich etablierende Population sei aber noch nicht stabil und werde von Experten als kritisch beurteilt.
Allerdings dürfe die Rückkehr des Wolfes nicht dazu führen, dass die Freilandhaltung von Nutztieren eingeschränkt werden muss. Nachhaltige Politik müsse deshalb für stabile Wolfsbestände sorgen und sichere Weidehaltung ermöglichen. (hau/02.02.2018)