„Money Talk“: Damit Kinder lernen, mit Taschengeld umzugehen
Finanzielle Probleme in Privathaushalten nehmen nach Aussage von Sabine Prell immer mehr zu. Im Gespräch mit Schülern der neunten Klasse des Hans-Corassa-Gymnasiums Berlin-Spandau und den Abgeordneten der Kinderkommission des Bundestages unter Leitung von Beate Walter-Rosenheimer (Bündnis 90/ Die Grünen) stellte die Expertin und Schuldnerberaterin am Mittwoch, 8. März 2017, das Projekt „Money Talk“ der Diakonie Hochfranken (Bayern) vor. Das dreijährige Projekt soll Verschuldung bei Jugendlichen verhindern und Eltern sowie Pädagogen in der Finanzerziehung der Kinder unterstützen.
Problem Online-Shopping
„In Deutschland herrschen andere Bedingungen als noch vor 20 Jahren“, sagte Prell. Der Wunsch nach bestimmten Dingen und der wirkliche Bedarf von Jugendlichen würden immer weiter auseinanderklaffen. Zudem mache das Internet und besonders Online-Shopping alles rund um die Uhr verfügbar. Gespräche über Geld und Finanzen sind nach Angaben der Expertin in vielen Familien außerdem häufig ein Tabu-Thema.
„Seit Jahren kommen immer mehr junge Menschen zu mir und sagen: Ich muss in ein Insolvenzverfahren“, berichtete Prell. Vorwiegende Gründe für Schulden bei Jugendlichen sind demnach vor allem Handyverträge und Online-Shopping, das häufig ohne Kontrolle der Eltern genutzt wird.
„Erziehung ist komplexer als vor 20 Jahren“
Neben der Schulung von Jugendlichen in Einzel- oder Gruppengesprächen zu Themen wie Handyverträgen oder der Finanzierung einer eigenen Wohnung gehe es besonders darum, auch Eltern und Pädagogen zu unterstützen. „Die Erziehungsaufgabe ist heute komplexer als vor 20 Jahren.“
Das Projekt „Money Talk“ bietet daher Einzelberatungen, aber auch Veranstaltungen zu den Themen Geld und Finanzen in Kirchengemeinden, Kindergärten und anderen Einrichtungen an.
Realistische Aufgaben im Mathematikunterricht
Handlungsbedarf sieht Prell auch in der Schule. So müsse es zum Beispiel im Mathematikunterricht realistischere Textaufgaben geben, die sich an aktuellen Preisen orientieren. Daneben müssten aber auch die Eltern den Umgang ihrer Kinder mit Geld fördern. Von Girokonten für Kinder und Jugendliche und nur sporadischem Taschengeld rät die Expertin jedoch ab.
„Das Geld sollte regelmäßig und in bar an die jungen Menschen übergeben werden. So lernt man, dass das Geld nicht einfach aus dem Automaten kommt.“ Zur Verwaltung der eigenen Finanzen gebe es zudem Apps, mit denen man Aus- und Einnahmen kontrollieren könne. (lau/09.03.2017)
Geladene Sachverständige
- Sabine Prell, Schuldnerberatung Diakonie Hochfranken