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Gerhard Altenbourg

Innere Emigration unter dem Druck des SED-Regimes. Gerhard Altenbourg, Große Landschaft, 1953, chinesische Tusche und Aquarell auf Papier.

Gerhard Altenbourg „Große Landschaft“, 1953, chinesische Tusche und Aquarell auf Papier (© DBT)

„Große Landschaft“, Vitrine vor der Abgeordnetenlobby des Reichstagsgebäudes

Mit der aquarellierten Zeichnung „Große Landschaft“ stellt sich der als Gerhard Ströch geborene Thüringer Maler und Grafiker Gerhard Altenbourg in die Tradition der sensiblen analytischen Zeichenkunst eines Paul Klee oder Alfred Kubin. In Fortführung und Fortentwicklung ihrer grafischen Kunst legte Altenbourg in seinen frühen Arbeiten feine Liniennetze und zarte Aquarellflächen Schicht um Schicht über- und nebeneinander. So kontrastieren auf einem Blatt wie der „Großen Landschaft“ Partien, die geradezu vegetabil zuzuwuchern scheinen, mit offenen Flächen, deren zarte Kolorierung Weite und räumliche Tiefe andeuten.

Diese poetischen und meditativen Arbeiten waren für einen kleinen Kreis von Freunden und Sammlern bestimmt: Arbeiten, die insofern auch die spezifische menschliche und künstlerische Situation eines Nonkonformisten in der DDRDeutsche Demokratische Republik widerspiegeln.

Keine Anerkennung in der DDR

Altenbourg gehörte zu den Künstlern in der DDR, die sich aufgrund ihrer Unangepasstheit an den staatlich überwachten Kunstbetrieb in die innere Emigration zurückziehen mussten. In den 1950er-Jahren, als den bildenden Künstlern in der DDR im Rahmen der „Formalismus-Debatte“ der „sozialistische Realismus“ aufgezwungen werden sollte, wurden Altenbourgs versponnen-zarte Grafiken auf ersten kleinen Ausstellungen im Westen gezeigt. Bald erkannte die Kunstkritik in der Bundesrepublik Deutschland die überragende Bedeutung seines Werkes, sodass er als einer der wichtigsten Künstler aus der oppositionellen Kunstszene der DDR angesehen wurde.

Späte Rehabilitation

Infolgedessen wurde Altenbourg monatelang mit Verhören und Drohungen durch die Staatssicherheit verfolgt. Während er in der Bundesrepublik schon 1959 auf der Kasseler „documenta II“ vertreten war, galt für ihn in der DDR praktisch ein Ausstellungsverbot, das nur selten von einem mutigen Museumsdirektor durchbrochen wurde. Erst in den 1980er-Jahren wurde er auch in der DDR anerkannt. Der Höhepunkt seiner öffentlichen Rehabilitierung war die Retrospektive in der Ost-Berliner Nationalgalerie im Jahr 1987. Aber erst im Jahr 1990, ein Jahr nach seinem Tod, bekannte der stellvertretende Kulturminister der DDR öffentlich, der Staat habe Altenbourg gegenüber „Schuld zu bekennen“, da sein Land ihm lange Zeit „geistiger und künstlerischer Kerker“ gewesen sei. (akae)

Gerhard Altenbourg

geboren 1926 in Rödichen-Schnepfenthal, gestorben 1989 in Altenburg.